Konjunktur
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Datum/Zeit: 22.09.2017 19:22 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone-Aufschwung gewinnt im September wieder an Dynamik
In der Eurozone herrschte im September eitel
Sonnenschein. So legte die Wirtschaftskraft wieder
stärker zu als in den drei Vormonaten, und die
Wachstumsrate zählte zu den höchsten in den
zurückliegenden sechs Jahren.
Der IHS Markit Flash Eurozone Composite Index
Produktion stieg binnen Monatsfrist um 1.0 Punkte
auf 56.7. Die aktuelle Vorabschätzung basiert auf
rund 85% der regulären monatlichen Umfragerückmeldungen.
Der Auftragseingang wies das höchste Plus seit
April 2011 aus, nachdem die Nachfrage in den
beiden Vormonaten nachgelassen hatte.
Die Industrieproduktion wurde so kräftig
ausgeweitet wie zuletzt im April 2011, womit die
Industrie auch diesmal die Nase vorn hatte. Im
Servicesektor liefen die Geschäfte besser als in
den drei Vormonaten. Der Abstand zwischen den
beiden Steigerungsraten war so groß wie zuletzt im
Januar 2014.
Der Industriesektor profitierte erneut vom guten
Exportneugeschäft, wenngleich das Plus wegen der
jüngsten Aufwertung des Euro nicht mehr ganz so
hoch ausfiel wie im Vormonat. Der Zuwachs fiel
dennoch etwas stärker aus als im bisherigen
Jahresdurchschnitt.
Dass die Kapazitäten auch im September wegen
des kräftigen Auftragszuwachses enorm unter
Druck standen, verdeutlicht die stärkste Zunahme
der Auftragsbestände seit Februar 2011.
In der Industrie verlängerten sich die
durchschnittlichen Lieferzeiten so drastisch wie
zuletzt vor knapp sechseinhalb Jahren.
Die Beschäftigung legte insgesamt mit der
zweithöchsten Steigerungsrate seit zehn Jahren zu.
Lediglich im März war der Stellenaufbau noch
stärker ausgefallen.
Der Industriesektor vermeldete im September sogar
einen Rekordanstieg bei der Beschäftigung, hier
übertraf der entsprechende Index das im Mai
erreichte Zwanzig-Jahreshoch. Im Servicesektor
erreichte der Jobindex fast wieder die jüngsten
Hochs von Jahresanfang.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen
positiver aus als in den letzten beiden Monaten. In
beiden Sektoren stiegen die jeweiligen Indizes auf
Drei-Monatshochs.
Preise
Die Wachstums- und Nachfragebelebung war im
September von einem steigenden Preisdruck
begleitet. So beschleunigte sich der Anstieg der
Einkaufs- und Verkaufspreise zum zweiten Mal
hintereinander und fiel jeweils stärker aus als in den
vier Monaten.
Im Servicesektor wurden die Angebotspreise
deutlicher angehoben als in den drei Vormonaten,
in der Industrie stiegen die Verkaufspreise so
kräftig wie zuletzt im Juni 2011.
Entwicklung auf Länderebene
Frankreich und Deutschland vermeldeten jeweils
das stärkste Wirtschaftswachstum seit über sechs
Jahren. Überdies beschleunigte sich der ohnehin
kräftige Jobaufbau in beiden Ländern weiter.
In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern
verlangsamte sich das Wachstumstempo auf ein
Sechs-Monatstief, es fiel aber nur minimal
schwächer aus als im bisherigen Jahresdurchschnitt. Der Jobaufbau beschleunigte sich indes vor
dem Hintergrund der optimistischeren Geschäftsaussichten
leicht.
Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit,
kommentiert den aktuellen Eurozone Flash-EMI:
„Die Eurozone beendet den Sommer mit einem
kräftigen Wachstumsschub. So signalisieren unsere
aktuellen Flashes, dass sich die ohnehin
beeindruckenden Steigerungsraten bei Wachstum,
Auftragseingang und Beschäftigung im September
nochmals beschleunigt haben.
Die Daten deuten auf ein BIP-Wachstum von 0.7%
im dritten Quartal 2017 hin, und der beschleunigte
Aufschwung dürfte auch für einen robusten
Jahresausklang sorgen.
Der von den Industrieunternehmen als Risiko
eingestufte starke Euro hatte bislang offensichtlich
nur eine begrenzte Auswirkung auf die Exporte.
Vielmehr blieb die Industrie auch im September der
Hauptwachstumsmotor. Die Exporte füllten nicht
nur die Orderbücher, sie ermutigen die
Unternehmen auch zu weiteren Investitionen in das
Wachstum.
Der Jobaufbau war insgesamt der zweitstärkste seit
zehn Jahren. Die Industrie brach im September
sämtliche Rekorde, hier fiel der Beschäftigungszuwachs
sogar so kräftig aus wie seit über zwanzig
Jahren nicht mehr.
Ungeachtet dessen nahm der Kapazitätsdruck
weiter zu, was oftmals bedeutete, dass die Kunden
für Güter und Dienstleistungen tiefer in die Tasche
greifen mussten.
Der Aufschwung und der zunehmende Preisdruck
dürfte die Erwartungen anheizen, dass die EZB
mittlerweile bereit ist, ihre Absichten zur
Reduzierung der Anleihekäufe in 2018
anzukündigen".
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