Rechtsstreit Kemler gegen ÖBIB - Ex-ÖIAG-Chef als Vielfahrer
Bei der nächsten Tagsatzung im Jänner sollen
Ex-ÖIAG-Aufsichtratspräsident Wolf und die nunmehrige
ÖBIB-Chefin Oberndorfer als Zeugen aussagen
Am Wiener Handelsgericht hat heute, Freitag, der
Streit des damaligen ÖIAG-Chefs Rudolf Kemler mit seinem früheren
Arbeitgeber seine Fortsetzung gefunden. Kemler hatte im Juli 2015
die Staatsholding ÖIAG (jetzt ÖBIB) nach Turbulenzen rund um den
Verkauf der Telekom Austria an die mexikanische America Movil und
einer umstrittene Personalpolitik in der OMV frühzeitig verlassen
müssen.
Er klagt eine, seiner Meinung nach, noch ausstehende Abfertigung
sowie nicht ausbezahlte Urlaubsansprüche ein, in Summe rund 250.000
Euro. Die ÖBIB wiederum, die die Staatsanteile an der Telekom, der
OMV und der Post AG verwaltet, will ihrerseits rund 300.000 Euro von
Kemler, der mittlerweile Senior Partner beim Unternehmensberater
Roland Berger ist. Kemler soll laut ÖIAG gegen Verhaltensregeln
verstoßen haben, wie etwa dem Grundsatz der Sparsamkeit. Bisherige
Vergleichsgespräche blieben laut heutigen Aussagen beider
Streitparteien fruchtlos, mittlerweile seien die Gesprächskanäle
geschlossen.
Kemlers Nachfolgerin bei der mittlerweile in ÖBIB umbenannten und
umstrukturierten Staatsholding, Martha Oberndorfer, verkündete
jedenfalls nach Amtsübernahme im Sommer 2015, dass sie rund ein
Drittel des Personals der ÖIAG abbauen will.
So ging es heute im Handelsgericht unter anderem um einen
Dienstwagen, mit dem Kemler die mit der Leasinggeber vereinbarte
Kilometerleistung deutlich überschritten hatte (87.000 statt 56.000
im Jahr), was laut ÖIAG zu einer Restwertminderung von rund 21.000
Euro geführt hatte. Der Rechtsvertreter von Kemler - der Ex-Manager
war bei der Tagsatzung heute personlich nicht anwesend -
kommentierte dies damit, dass Kemler eben viel im Sinne der ÖIAG
unterwegs war.
In allen anderen Fragen sollen bei der nächsten Tagsatzung am 10.
Jänner 2018 Oberndorfer sowie Kemler und ein weiterer Zeuge Klarheit
schaffen. In weiterer Folge werden dann wohl auch die beiden
ehemaligen ÖIAG-Aufsichtsratspräsidenten Peter Mitterbauer und
dessen Nachfolger Siegfried Wolf als Zeugen geladen, waren sich
Streitparteien und Richterin einig. Wobei die Vertretung Kemlers
durchblicken ließ, dass sich diese auch der Klage auf Seiten des
ehemaligen Managers anschließen könnten.
Unter der ÖIAG-Führung von Kemler war es zu heftigen personellen
Turbulenzen bei der OMV gekommen. Kemler machte sich für die Ablöse
des damaligen OMV-Chefs Gerhard Roiss stark, obwohl er dessen
Vertragsverlängerung zuvor als Aufsichtsratschef der OMV zugestimmt
hatte. Beobachter vermuteten, dass Kemler selbst Interesse am
OMV-Chefsessel hatte, was dieser stets dementierte. Bei der Telekom
wiederum wurde der mehrheitliche Verkauf eines der größten
heimischen Infrastrukturunternehmen an die mexikanische America
Movil als Ausverkauf und schlecht vorbereitet kritisiert.
(Schluss) stf/ggr
ISIN AT0000720008 AT0000743059
WEB http://www.obib.co.at
http://www.telekomaustria.com
http://www.omv.com