OMV-Chef Seele: "Trendwende definitiv erreicht"
Verkauf der Petrol Ofisi drückte Halbjahresergebnis ins Minus,
operatives Ergebnis deutlich verbessert - OMV sitzt auf 4 Mrd.
Euro Cash, Verschuldungsgrad auf 7 Prozent reduziert - BILD
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Zwar steht in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
der OMV für das erste Halbjahr unterm Strich noch ein deutliches
Minus - zu groß war das Loch, dass der Verkauf der Türkei-Tochter
Petrol Ofisi gerissen hat; mit dem aktuellen Geschäft zeigt sich
OMV-Chef Rainer Seele jedoch sehr zufrieden. "Die Trendwende haben
wir definitiv 2017 erreicht", sagte Seele bei der Präsentation der
Halbjahreszahlen.
Mit dem Verkauf der Petrol Ofisi im ersten Halbjahr 2017 "hat die
OMV ihr Kapitel des Tankstellengeschäftes in der Türkei beendet",
sagte Seele am Donnerstag. "Angesichts der aktuellen Lage am
Bosporus, des politischen Risikos, und der rückläufigen
Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen in der Türkei ist
dies ein Schritt, der für die OMV positiv ist."
Die Veräußerung der Petrol Ofisi ist auch für den Großteil der
negativen Sondereffekte in Höhe von 1,322 Mrd. Euro verantwortlich,
die das Ergebnis in den roten Bereich gedrückt haben. Das den
Aktionären zuzurechnende Periodenergebnis war im ersten Halbjahr mit
-316 Mio. Euro negativ, im zweiten Quartal betrug der Verlust sogar
1,028 Mrd. Euro.
Rechnet man die einmaligen Effekte und Lagerhaltungsverluste bzw.
Gewinne heraus, erhält man ein operatives Ergebnis (CCS EBIT vor
Sondereffekten) von 1,467 Mrd. Euro im ersten Halbjahr.
Der Verkauf der Petrol Ofisi sei ein "Einmal-Effekt und eine rein
buchhalterische Maßnahme", betonte Seele. "Das sind Altlasten aus
dem Erwerb der Petrol Ofisi seit 2010." Die beim Verkauf verbuchten
Verluste seien "die kumulierte Zahl aus den Währungsabwertungen seit
2010," erklärte Finanzvorstand Reinhard Florey. "Das ist über diese
Jahre jeweils über den Cashflow auch in die Bilanz reingezogen
worden", beim Verkauf "geht das einmal kumuliert durch die Gewinn-
und Verlustrechnung".
Ein "Highlight" der Halbjahresbilanz ist für Seele der hohe
Cashbestand von 4,2 Mrd. Euro. Allein durch den Verkauf der OMV
(U.K.) und der OMV Petrol Ofisi flossen dem Unternehmen 1,69 Mrd.
Euro zu. Die Nettoverschuldung betrug 943 Mio. Euro, der
Verschuldungsgrad (Gearing) ist von 29 Prozent auf 7 Prozent
gesunken. "Vor anderthalb Jahren hatten wir vier Milliarden Euro
Schulden, jetzt haben wir vier Milliarden Euro Cashbestand."
Mit 339.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente pro Tag) hat die
Produktion im zweiten Quartal den höchsten Wert in zehn Jahren
erreicht, teilte die OMV am Donnerstag mit. Die Jahresproduktion
soll mit 330.000 boe/d höher ausfallen als bisher erwartet (320.000
boe/d). Die Produktionskosten sind um 19 Prozent auf 8,7
US-Dollar/boe gesunken.
Ihre Investitionen hat die OMV in der ersten Jahreshälfte auf
knapp 700 Mio. Euro (nach 956 Mio. Euro) weiter zurückgefahren,
investiert wird vor allem in die Suche und Förderung von Öl und Gas.
Im Gesamtjahr soll sich das Investitionsvolumen auf 1,8 Mrd. Euro
belaufen, bisher geplant waren 1,9 Mrd. Euro. 1,2 Mrd. davon fließen
in den Upstream-Bereich (Öl- und Gasproduktion).
Ihre Ölpreis-Prognose für das laufende Jahr hat die OMV
reduziert, man rechnet nun mit einem durchschnittlichen Brent-Preis
von 52 Dollar pro Fass, statt bisher 55 Dollar.
Am europäischen Gasmarkt gebe es nach wie vor ein Überangebot,
aufgrund des kalten Winters im ersten Quartal dürften aber die
durchschnittlichen Gaspreise an den europäischen Spotmärkten höher
ausfallen als im Vorjahr. Weil im Winter die Gasspeicher geleert
worden seien, sei auch die Nachfrage auch jetzt im Sommer höher,
weil die Speicher wieder gefüllt werden müssten, erklärte
Gas-Vorstand Manfred Leitner.
( 0804-17, Format 88 x 80 mm)
(Schluss) ivn/cri
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