RBI ist eine Milliarde fauler Kredite los, Polen-Börsefrist: Mai 2018
Halbjahresergebnis fiel besser aus als vom Vorstand erwartet -
Dividendenaussicht gefestigt - Russlandgeschäft bleibt
wesentlicher Konzernteil - BILD GRAFIK
Die börsennotierte Raiffeisen Bank international
(RBI) baut ihre faulen Kredite schneller ab als gedacht. Ende Juni
2017 hatte sie um eine Milliarde weniger an Problemkrediten auf den
Büchern als Ende 2016. Fast 470 Millionen Euro davon wurden
verkauft. Das hat die Gewinne im Halbjahr gepusht. Die
Kreditrisikoentwicklung für die nächste Zeit wird viel entspannter
gesehen.
Dass es für 2017 erstmals seit 2013 wieder eine Dividende gibt,
ist damit noch wahrscheinlicher geworden. Ein Großvorhaben der
nächsten Monate ist ein neuerlicher Anlauf für den zur heurigen
Jahresmitte geplatzten Börsengang der Polentochter Polbank in
Warschau. Dafür hat die RBI jetzt von der polnischen Aufsicht Zeit
bis Mai 2018 bekommen.
Es gilt folgende Vorgabe: Entweder 15 Prozent der Polbank an die
Börse zu bringen und zugleich ein Zweitlisting der RBI in Warschau -
oder bis zu einem Viertel der Polbank-Aktien zu verkaufen. Im
heurigen Juni hatte allerdings auch ein versuchter Verkauf von 15
Prozent ans Warschauer Börsenpublikum nicht geklappt.
"Wir wollen der Verpflichtung nachkommen, die Bank an die
Warschauer Börse zu bringen, aber es muss für uns auch ein
attraktives Umfeld sein", sagte RBI-Chef Johann Strobl. Der
polnische Regulator habe die Bedingungen nicht verschärft, wurde
heute betont, es gebe aber einen neuen Termin. Es laufen weiter
Gespräche mit den polnischen Behörden.
Der Zeitraum bis Mai 2018 sei sehr knapp, es werde kein leichter
Weg, sagt der RBI-Vorstand. Vom Marktumfeld her wünscht sich die RBI
in Polen ein Ende der politischen Debatten um
Schweizer-Franken-Kredite und um Bankensteuern. In der eigenen Hand
habe Raiffeisen das laufende Kostensenkungsprogramm, um die Polbank
rentabler zu machen: Im Jahresvergleich sperrten schon 62 Filialen
zu, mehr als 300 Jobs wurden gestrichen. Insgesamt sollen 850 bis
950 Arbeitsplätze bei der Polbank dem Rotstift zum Opfer fallen.
Im ersten Halbjahr 2017 weist die RBI für die polnische Tochter
einen Nettogewinn von 25 Mio. Euro aus, obwohl
Restrukturierungskosten anfielen.
Mit den Zahlen in der Gruppe ist Strobl zufrieden: "Unser
Halbjahresergebnis ist gut, besser als wir erwartet haben." Der
Nettogewinn von 587 Mio. Euro (Vorjahr/adaptiert um RZB-Fusion: 236
Mio. Euro) sei "hervorragend", auch wenn man bedenke, was man
erwarten durfte. Vor allem der Rückgang der Kreditvorsorgen auf 76
Mio. Euro (Vorjahr: 403 Mio. Euro) schlug zu Buche. Das zweite
Quartal war mit 367 Mio. Euro Nettogewinn überhaupt das beste in der
Geschichte der Bank. Im zweiten Halbjahr wurde das Kernkapital
gestärkt.
Besonders gut findet das Management die Ergebnisse aus Ungarn und
der Ukraine. Kroatien war vom Sonderfall Agrokor und damit
entsprechenden Kreditabschreibungen in Mitleidenschaft gezogen. Mit
241 Millionen Gewinn nach Steuern, ein Zuwachs um fast 50 Prozent,
ist die Russland-Bank weiterhin Cash Cow des Konzerns. Russland
bleibe für Raiffeisen ein wichtiger Konzernbestandteil und wichtiger
Markt, sagte Strobl. Von den Sanktionen gegen Russland sei die Bank
aus aktueller Sicht "materiell nicht direkt essenziell betroffen",
da man aus Russland selber Unternehmen und Privatkunden finanziere.
Als Financier der Exportwirtschaft habe man die Entwicklung freilich
zu spüren bekommen.
(Schluss) rf/itz
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