Konjunktur
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Datum/Zeit: 06.08.2017 11:53 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone-Wirtschaftswachstum schwächt sich im Juli ab
Trotz der leicht abgeschwächten Geschäfts- und
Auftragszuwächse blieb die Eurozone im Juli auf
solidem Wachstumskurs. Beide Steigerungsraten
fielen erneut so hoch aus wie selten zuvor in den
letzten sechs Jahren.
Der finale IHS Markit Eurozone Composite Index
(PMI®
) sank binnen Monatsfrist um 0.6 Punkte auf
ein Sechs-Monatstief von 55.7 und unterschritt
damit die Vorabschätzung um 0.1 Punkte. Seit 49
Monaten notiert der Index nun bereits über der
neutralen Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum
angezeigt wird.
Der Aufschwung verlief nach wie vor auf breiter
Basis. So verzeichneten alle von der Umfrage
erfassten Länder im Juli sowohl im Industrie- als
auch im Servicesektor zum zweiten Mal
hintereinander Wachstum.
Spitzenreiter waren diesmal Irland und Spanien,
wenngleich sich das Wirtschaftswachstum in
beiden Ländern abschwächte. Dies galt auch für
Deutschland und Frankreich. Lediglich in Italien
ging es mit beschleunigter Rate aufwärts, hier
erreichte der Composite-PMI sogar einen der
höchsten Werte seit zehn Jahren.
Die Industrie schnitt trotz des Sechs-Monatstiefs
bei der Produktionssteigerungsrate auch diesmal
wieder besser ab als der Servicesektor. Der
entsprechende Service-Index Geschäftstätigkeit
notiert im Juli unverändert auf dem Fünf-Monatstief
von Juni.
Der Auftragseingang wies im Berichtsmonat erneut
ein solides Plus aus. Infolgedessen nahmen die
Auftragsbestände mit einer der höchsten Raten seit
sechs Jahren zu, und der Beschäftigungsaufbau
blieb so stark wie selten zuvor in den
zurückliegenden zehn Jahren. Beschleunigt hat
sich der Jobaufbau in Deutschland und Italien, in
Frankreich, Spanien und Irland verlangsamte er
sich.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben
insgesamt positiv, der Grad an Optimismus
schwächte sich jedoch auf ein Sechs-Monatstief ab.
Im Servicesektor fiel der Ausblick
überdurchschnittlich optimistisch aus, in der
Industrie notiert der entsprechende Index nur knapp
unter seinem Rekordhoch von Juni.
Indes schwächte sich der Anstieg der Einkaufspreise
auf ein Acht-Monatstief, der Anstieg der
Verkaufspreise auf ein Sechs-Monatstief ab.
Servicesektor
Der Eurozone-Servicesektor expandierte im Juli mit
unverändert robustem Tempo. Zuwächse gab es
auch bei Auftragseingang und Beschäftigung.
Der finale Markit Eurozone Services Index
Geschäftstätigkeit, notiert mit 55.4 erneut auf
überdurchschnittlich hohem Niveau, der Wert zählt
zu den besten seit über sechs Jahren. Und seit
genau vier Jahren liegt der Index nun bereits über
der Wachstumsmarke von 50 Punkten.
In allen von der Umfrage erfassten Ländern legten
Geschäftstätigkeit und Auftragseingang zu. Irland
war in beiden Kategorien Spitzenreiter, hier erholten sich beide Indizes von den Vormonatswerten wieder.
In Italien liefen die Geschäfte der Dienstleister so gut
wie seit fast zehn Jahren nicht mehr, unterstützt vom
höchsten Auftragsplus seit Mitte 2006.
Abgeschwächte Steigerungsraten bei Geschäftstätigkeit
und Auftragseingang vermeldeten
Deutschland, Frankreich und Spanien. Deutschlands
Service-Index sank auf ein Zehn-Monatstief, in
Frankreich rutschte er auf ein Sechs-Monatstief und
in Spanien auf ein Zwei-Monatstief ab.
Der Gesamt-Auftragseingang fiel insgesamt etwas
höher aus als in den beiden Vormonaten. Folglich
nahmen auch die unerledigten Aufträge moderat zu.
Wegen der guten Auftragslage und der sich
stapelnden Auftragsbestände blieb der
Beschäftigungsaufbau trotz leichter Abschwächung
gegenüber Juni einer der stärksten der letzten zehn
Jahre. Beschleunigt hat sich der Jobaufbau in
Deutschland, Italien und Irland, in Frankreich und
Spanien verlangsamte er sich.
Der Anstieg der Einkaufs- und Angebotspreise blieb
gegenüber Juni nahezu unverändert. In
Deutschland, Spanien und Irland wurden die
Angebotspreise erhöht, in Frankreich und Italien
reduziert.
Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit,
kommentiert den finalen Eurozone Composite PMI:
„Trotz der leichten Abkühlung im Juli steht die
Eurozone nach wie vor ausgesprochen gut da. Den
hohen Composite PMI-Indexwerten zufolge dürfte
das Wirtschaftswachstum auch im dritten Quartal
2017 wieder stark ausfallen und einem BIP-Wachstum
von respektablen 0.6% auf Quartalsbasis
entsprechen.
Von den vier wirtschaftlich bedeutendsten
Volkswirtschaften der Eurozone ging es diesmal
allerdings nur in Italien mit beschleunigter Rate
aufwärts. Hier signalisiert der Composite-PMI ein
Quartalswachstum von 0.5%. Spanien blieb
Spitzenreiter, dessen Composite-PMI deutet sogar
auf eine Wachstumsrate von 0.9% hin.
Die Abkühlung in Deutschland sorgte dafür, dass
das Land erstmals seit über zwölf Jahren wieder
Schlusslicht unter den vier größten Volkswirtschaften
der Eurozone ist. Ungeachtet dessen
signalisiert das Zehn-Monatstief des dortigen
Composite-PMI ein BIP-Wachstum von immerhin
noch 0.4-0.5%.
Und auch in Frankreich dürfte die Wirtschaft laut
dortigem Composite-PMI nur noch mit einer Rate
von 0.4-0.5% wachsen.
Zwar ist jedes einzelne von der Umfrage erfasste
Land gut ins zweite Halbjahr 2017 gestartet, doch
sollte die leicht verringerte Wachstumsrate auf der
Gesamtebene die EZB zur Vorsicht gemahnen.
Denn der Ausblick bleibt insgesamt verhalten
optimistisch.
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