Vienna Insurance setzt weiter auf Osteuropa, gute Wachstumschancen
Konzernchefin Stadler: "Wir sind dorthingegangen um zu
bleiben"
Die börsennotierte Vienna Insurance Group (VIG)
setzt weiter auf Osteuropa und will in der Region auch weiter
investieren. Konzernchefin Elisabeth Stadler sieht in Mittel- und
Osteuropa gute Wachstumschancen, wie sie heute im Klub der
Wirtschaftspublizisten erklärte. Mit steigendem Wohlstand hätten die
Menschen dort auch mehr Geld für Versicherungen zur Verfügung.
Nach vielen kritischen Stimmen im Zug der Finanzkrise gebe es nun
wieder Meldungen, dass Osteuropa zurück sei. "Wir sind
dorthingegangen um zu bleiben", sagte Stadler. Die VIG sei in vielen
Ländern "first mover" gewesen und habe damit auch den besten Zugang
zu den besten und interessantesten Kunden bekommen.
Wer jetzt erst nach Osteuropa gehe oder einen Wiedereinstieg
plane, hat es nach Ansicht Stadlers "schon ein bisserl schwer" und
müsse auch mehr investieren, um jetzt dort wieder präsent und
vertreten zu sein. Die Vienna Insurance (damals Wiener Städtische)
ist 1990 in der damaligen Tschechoslowakei als Mitbegründerin der
Kooperative in den CEE-Markt eingestiegen. Mittlerweile ist der
österreichische Versicherungskonzern mit 50 Gesellschaften in 25
Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 24.000 Mitarbeiter.
Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in CEE seien gut, der
Konsum lege zu und die Arbeitslosigkeit sinke. Heimmarkt seien für
die VIG Österreich und CEE, so Stadler. Aktuell kämen je rund die
Hälfte des Gewinns und der Prämie aus der Region. Stärker wachsen
werde man künftig wohl in CEE. In den weitgehend gesättigten Märkten
Österreich und Westeuropa gebe es vor allem Verdrängungswettbewerb.
In Mittel- und Osteuropa sieht Stadler dagegen großes Potenzial für
Neugeschäft. So würden in Österreich jährlich rund 2.000 Euro pro
Person für Versicherungen ausgegeben. In Polen beispielsweise werden
rund 345 Euro pro Kopf ausgegeben und im Durchschnitt der
CEE-Märkte, in denen die VIG tätig ist, rund 170 Euro im Jahr.
"Unser Kompass zeigt weiterhin nach Osten", so Stadler.
Allerdings gebe es auch Schattenseiten wie etwa die Einführung
einer Versicherungssteuer in Ungarn im Vorjahr oder nationalistische
Bestrebungen in Polen. Auch die Türkei sei kein einfaches Land, die
VIG-Tochter Ray Sigorta habe im Vorjahr aber mehr Prämien
eingenommen. In der Ukraine beobachte die VIG die Situation, man sei
im Vorjahr dort gewachsen und eher im Westen des Landes vertreten.
Ziel sei es, 2019 in allen Ländern positiv zu sein. Derzeit gebe es
Anlaufverluste in den baltischen Ländern und auch Bosnien und
Herzegowina war im Vorjahr negativ. Einige Sparten und kleinere
Märkte würden bezüglich eines möglichen Rückzugs genau beobachtet,
etwa Bosnien und Herzegowina.
In Rumänien gebe es einen extrem starken Wettbewerb in der
Autoversicherung. Zudem seine viele internationale Lkw-Flotten in
Ländern wie Rumänien oder Bulgarien angemeldet und versichert, weil
dort die Versicherungsprämien ein Zehntel jener in Österreich und
Deutschland betragen. Die Autos würden aber auch durch Westeuropa
fahren und im Schadensfall zu den entsprechenden Kosten in
Westeuropa repariert. Von der Branche werde gegen diese Nische nun
aber gegengesteuert.
Stärkeres Wachstum erwartet Stadler etwa im Baltikum und auch in
den vier Ländern Ungarn, Kroatien, Serbien und Polen, wo man sich
das Ziel gesetzt habe, einen Marktanteil von 10 Prozent zu
erreichen. In Serbien sei dies bereits gelungen. In Rumänien habe es
bisher fast nur Autoversicherungen gegeben, nun würden
beispielsweise auch Hausversicherungen stärker. Auch die
Krankenversicherung werde in diesen Ländern wichtiger.
Die Niedrigzinsphase sieht Stadler mit einem "lachenden und einem
weinenden Auge". Positive Effekte gebe es beim Wachstum im CEE-Raum.
Abträglich sei sie für die Lebensversicherung in Westeuropa. Auch
die Veranlagung sei eine Herausforderung, der man sich täglich
stellen müsse. In Österreich würden von der VIG auch
Lebensversicherungen ohne Garantiezins angeboten, denn "der Kunde
sollte die Wahl haben". Das Neugeschäfts in der Lebensversicherung
sei relativ stabil, außer bei den Einmalerlägen, bei denen die VIG
keine großen Summen mehr annehme. "Minimal rückläufig" sei die
Zukunftsvorsorge. Diese sei nach den Änderungen nun ein vernünftiges
Produkt, man sammle Geld für die Pension an und erhalte eine
staatliche Förderung.
(Schluss) itz/ggr
ISIN AT0000908504
WEB http://www.vig.com