RHI - Wechsel an Börse London frühestens im November
Notierung in London sollte mehr Interesse und Nachfrage
bringen - Zusammenschluss mit Magnesita sollte Vorteil für
Werke in Österreich bringen - Danach Fokus auf China
Im besten Fall, wenn die Kartellbehörden in
Brasilien und Brüssel im Juli Grünes Licht für den Zusammenschluss
mit der brasilianischen Magnesita geben sollten, könnte der
Feuerfestkonzern RHI im November vom Top-Index der Wiener Börse
(ATX) an die Börse London wechseln, sagte RHI-Chef Stefan Borgas am
Donnerstag. Zugleich würde die RHI in Wien in den dritten Markt
wechseln.
Nach London wolle der neue Konzern, weil es dort wesentlich mehr
Liquidität und mehr Interesse von Analysten gebe. Konkurrent
Vesuvius etwa werde in London von 14 Analysten bewertet, die RHI
komme nur auf sieben professionelle Beobachter. Die schärferen
Regeln (Corporate Governance) würden gerade die Kleinaktionäre
besser schützen, erwartet Borgas. Parallel zu London bleibe RHI am
Dritten Markt in Wien gelistet, "damit sich für Kleinaktionäre
praktisch nichts ändert", insbesondere auch keine höheren Gebühren
anfallen. Beim Wechsel nach London werde der Startkurs der in Pfund
umgerechnete Schlusskurs von Wien sein, mittelfristig erhofft sich
RHI aber aus dem höheren Interesse steigende Aktienkurse.
Die endgültigen Unterlagen zum Zusammenschluss seien nun
eingereicht, man wisse aber trotz intensiver Vorgespräche noch
nicht, wie die Kartellbehörden reagieren werden. "Da kann noch
einiges passieren", schränkt Borgas ein. Auch zeitlich sei eine
Genehmigung im Juli lediglich der "best case".
Für die Werke in Österreich sollte der Zusammenschluss mit
Magnesita eher ein Vorteil sein. RHI sei "noch tief in der
analytischen Phase" was Werksschließungen nach der Fusion betrifft,
es gelte wie früher bekanntgegeben die Schätzung, dass fünf bis zehn
Werke geschlossen werden könnten. "Wir gehen davon aus, dass
Österreich von echten Schließungen nicht betroffen ist" grenzte das
Borgas am Donnerstag in einer Telefonkonferenz ein, auch wenn noch
nicht klar sei, welche Standorte es trifft.
Produktion die wo anders ausfällt, müsse in den restlichen Werken
ergänzt werden, darum könnten sich die österreichischen Werke
Vorteile ausrechnen. In Summe soll die durchschnittliche Auslastung
der Werke von derzeit unter 70 Prozent auf künftig 80 bis 85 Prozent
steigen. In einigen Werken könnten zusätzliches Personal oder auch
eine zusätzliche Schicht nötig werden. Auch das mit Magnesita
größere Vertriebsnetz sollte den Verkauf stützen, insbesondere für
Spezialprodukte aus Österreich.
Sobald der Zusammenschluss mit Magnesita über die Bühne gegangen
ist, will RHI über die weitere Entwicklung des Marktes China
entscheiden, den "größten Feuerfest-Markt der Welt". Noch habe RHI
nur einen "relativ kleinen Vertrieb" in China und eine lokale
Produktion, die eher auf Exporte ausgerichtet ist. Um in China Fuß
zu fassen, werde man Forschung zur Entwicklung lokaler Produkte
brauchen. Werke müsse man nicht unbedingt zukaufen, angesichts
großer Leerkapazitäten sei auch eine Anmietung denkbar.
RHI kämpft derzeit mit Versorgungsproblemen, weil nach einer
Verschärfung der Umweltstandards in China zahlreiche Werke ihre
Produktion eingestellt haben. Wann sich die Lage entschärfen könnte,
sei eine "Gretchenfrage", so Borgas, aber er rechne für die nächsten
sechs Monate nicht mit einer Entspannung. Ab Juni könnten
Unternehmen, die die strengen Auflagen erfüllen oder eine klaren
Plan zur Erfüllung vorlegen, wieder aktiv werden. Auch wenn der
Übergang der RHI Probleme bereite, "im Prinzip ist die Entwicklung
good news für den Standort Europa", sagt Borgas, denn höhere
Umweltstandards erhöhen auch die Produktionskosten in China - das
mache die europäischen Werke relativ stärker.
(Schluss) tsk/ggr
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