Konjunktur
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Datum/Zeit: 26.03.2017 13:10 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Stärkstes Wirtschaftswachstum der Eurozone im März seit sechs Jahren
Das Wachstum der Eurozone hat im März
nochmals an Dynamik gewonnen und fiel so stark
aus wie zuletzt vor knapp sechs Jahren.
Gleichzeitig legte die Beschäftigung dank prall
gefüllter Auftragsbücher in der Industrie und im
Servicesektor so rasant zu wie seit nahezu zehn
Jahren nicht mehr. Die Geschäftsaussichten binnen
Jahresfrist stiegen auf ein neues Allzeithoch, und
der Preisdruck fiel so stark aus wie zuletzt vor
knapp sechs Jahren.
Der Markit Flash Eurozone Composite Index
Produktion kletterte binnen Monatsfrist um 0.7
Punkte auf 56.7 und erreichte damit den höchsten
Wert seit April 2011. Der Durchschnittswert für das
erste Quartal 2017 fällt mit 55.7 so gut aus wie
zuletzt im ersten Quartal 2011. Die aktuelle
Vorabschätzung basiert auf rund 85% der regulären
monatlichen Umfragerückmeldungen.
Auftragseingang und Auftragsbestände stiegen im
März so zügig wie seit April 2011 nicht mehr, was
auf eine enorm anziehende Nachfrage hindeutet.
Der Aufschwung fand auf breiter Basis statt. Im
Servicesektor liefen die Geschäfte so gut wie
zuletzt im April 2011, während sich die
Produktionssteigerungsrate in der Industrie von
ihrem annähernden Sechs-Jahreshoch von Februar
nur minimal abschwächte.
Besonders erfreulich ist, dass das Auftragsplus in
beiden Sektoren so hoch ausfiel wie zuletzt vor
knapp sechs Jahren. Die Industrieunternehmen
verbuchten beim Exportneugeschäft (inklusive des
innereuropäischen Handels) sogar den stärksten
Zuwachs seit April 2011.
Da im Zuge der enormen Nachfragebelebung auch
der Kapazitätsdruck stieg, wurde die Beschäftigung
im März so zügig aufgebaut wie zuletzt im Juli
2007. Die Dienstleister vermeldeten den stärksten
Jobaufbau seit Oktober 2007, die Industriefirmen
das höchste Stellenplus seit April 2011.
Dass immer mehr Unternehmen ihre Verkaufspreise
anheben konnten, zeigt der stärkste Anstieg
der Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und
Dienstleistungen seit Juni 2011.
Sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufs- bzw.
Angebotspreise in der Industrie und im Servicesektor
legten im Berichtsmonat so kräftig zu wie
zuletzt im ersten Quartal 2011.
Der Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise
fiel so stark aus wie zuletzt im Mai 2011. Laut
Umfrageteilnehmern sorgte vor allem der schwache
Euro dafür, dass die Einkaufspreise für zahlreiche
Rohstoffe auf den Weltmärkten stiegen, allen voran
für Öl und Energie sowie für Nahrungsmittel und
Metalle.
Des Weiteren stiegen die Löhne und der
Lieferdruck intensivierte sich weiter. So sorgte die
Verlängerung der durchschnittlichen Lieferzeiten –
ein Anzeichen dafür, dass die Nachfrage das
Angebot übersteigt – dass die Lieferanten ihre
Preise anheben konnten. Und in einigen Ländern
gerieten die Arbeitsmärkte zunehmend unter Druck.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist, die seit
Juli 2012 berechnet werden, erreichten im März ein
neues Allzeithoch. In der Industrie schwächte sich
der Optimismus zum zweiten Mal hintereinander
zwar leicht ab, im Servicesektor fiel der Ausblick
jedoch so positiv aus wie seit sechs Jahren nicht
mehr.
Auf Länderebene vermeldete Deutschland das
stärkste Wirtschaftswachstum seit Mai 2011 und
den höchsten Stellenzuwachs seit sechs Jahren. In beiden Sektoren legten Auftragseingang, Auftragsbestände
und Beschäftigung mit beschleunigten
Rate zu. Im deutschen Servicesektor wurden per
Saldo sogar so viele neue Arbeitsplätze geschaffen
wie nie seit Umfragebeginn vor 20 Jahren.
In Frankreich stieg die Wirtschaftskraft sogar noch
einen Tick stärker als in Deutschland, hier erreichte
der Composite-PMI den höchsten Wert seit Mai
2011. Angeführt wurde der Aufschwung vom
dortigen Servicesektor, wo die Geschäfte so gut
liefen wie zuletzt vor knapp sechs Jahren. Die
Produktionssteigerungsrate in der Industrie
schwächte sich trotz des höchsten Exportorderzuwachses
seit nahezu sechs Jahren allerdings
leicht ab. Und da die Beschäftigung in beiden
Sektoren zulegte, fiel der Jobaufbau insgesamt so
stark aus wie zuletzt im August 2011.
In den übrigen Ländern schwächten sich
Wirtschafts- und Auftragswachstum zwar leicht ab,
sie blieben jedoch nahe an den 10-Jahres-
Bestmarken. Der Stellenaufbau fiel so kräftig aus
wie zuletzt vor nahezu zehn Jahren.
Kommentar:
Chris Williamson, Chief Economist bei IHS
Markit, kommentiert den aktuellen Eurozone Flash-
EMI:
“Die Eurozone hat im März noch einen Gang
höhergeschaltet, Wachstum und Beschäftigung
legten mit beschleunigten Raten zu. Unser
Composite Flash-PMI für März rundet das beste
Quartal seit sechs Jahren ab und signalisiert für
Q1/2017 ein BIP-Wachstum von 0.6%. Gleichzeitig
fiel der Stellenaufbau so stark aus wie seit fast
einem Jahrzehnt nicht mehr.
Die beschleunigten Zuwächse bei Wachstum,
Auftragseingang und Beschäftigung zum Ende des
Quartals deuten überdies darauf hin, dass die hohe
Dynamik auch im zweiten Quartal anhalten wird.
Doch der Preisdruck hat ebenfalls zugenommen,
hauptsächlich infolge der weltweiten Verteuerung
von Rohstoffen und des historisch niedrigen Euro.
Der höhere Inflationsdruck ist aber auch Ausdruck
der verbesserten Preismacht der Unternehmen
infolge der enormen Nachfragebelebung. Dies
sollte die EZB genauestens im Auge behalten.
Der PMI und die Preisindizes sind mittlerweile auf
einem Niveau, das eine restriktivere Geldpolitik
rechtfertigen würde. Sollte sich das Wachstum
festigen und die Inflationsrate hoch bleiben, dürften
sich die Spekulationen, dass die EZB der
wirtschaftlichen Entwicklung hinterherhinkt, weiter
verstärken.
Dass der Aufschwung zunehmend auf breiterer
Basis stattfindet, verheißt Gutes für die
wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden
Monaten. Die vielleicht besten Nachrichten lieferte
diesmal Frankreich, wo das Wirtschaftswachstum
im März – angeführt von der anziehenden
Binnennachfrage – sogar noch stärker ausgefallen
ist als in Deutschland. Während die Wahlen den
Ausblick weiter dämpfen, bleibt die Stimmung in
den Chefetagen der französischen Unternehmen
und in vielen Ländern Europas weiter
ausgesprochen optimistisch.”
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