Erste Group: Aktien attraktiv, moderates Aufholpotenzial für Wien
Experten sehen bis Jahresende 2017 ATX-Anstieg auf 2.800
Punkte - Unterjährige Irritationsphasen möglich - Aktien im
Niedrigzinsumfeld mit guten Ertragschancen gesehen
Aktien sind für die Experten der Erste Group
angesichts des Niedrigzinsumfeldes weiterhin attraktiv. Für die
Wiener Börse wird auch im kommenden Jahr Aufholpotenzial gesehen,
allerdings moderater als 2016. Mittel- und Osteuropa werde weiter
stärker wachsen als der Durchschnitt der Eurozone. Bewertungen und
Dividendenrenditen bleiben attraktiv, das Gewinnwachstum intakt.
Den Wiener Leitindex ATX wird Ende 2017 bei 2.800 Punkten
erwartet. Es wird aber weiter mit Volatilitäten gerechnet. So könnte
es etwa wegen Wahlen in Europa im kommenden Jahr unterjährig zu
Irritationsphasen kommen, so Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck am
Montag bei einer Pressekonferenz. Im Drei-Monats-Horizont sieht die
Erste Group den ATX bei 2.700 Punkten, in sechs Monaten bei 2.500
Punkten. Heute Mittag lag der ATX bei etwas unter 2.640 Punkten.
2016 sei der Wiener Leitindex klarer internationale Outperformer
gewesen und liege um 9,6 Prozent über dem Vorjahr, inklusive
Dividenden seien es sogar mehr. Der deutsche DAX-30 beispielsweise
legte um 5,8 Prozent zu, der Pariser CAC-40 um 3,9 Prozent.
Risiken werden zwar gesehen, angesichts der niedrigen Zinsen
werden aber bei Aktien höhere Erträge erwartet, wenn auch nicht mehr
so stark wie vorher. Der Spread zwischen Aktien und 10-Jährigen
Staatsanleihen falle weiter zugunsten der Aktien und attraktiv aus.
Die Vorlaufindikatoren für die internationale Konjunktur seien
positiv. Die für heimische Unternehmen und Börse wichtige Region
Mittel- und Osteuropa seien politischen Risiken wie etwa dem Brexit
in relativ geringerem Ausmaß ausgesetzt und könnten Marktturbulenzen
abfedern. So seien etwa Exportquoten nach Großbritannien gering,
Währungsreserven ausreichend vorhanden.
Für 2017 wird für die acht CEE-Länder Kroatien, Tschechien,
Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien im
Durchschnitt 3 Prozent Wachstum erwartet, für Österreich 1,5
Prozent. Für den Durchschnitt der Eurozone prognostiziert die
EU-Kommission plus 1,7 Prozent. Weltweit sieht die Erste Bank 2017
eine Beschleunigung des Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf
3,4 Prozent, nach 3,1 Prozent 2016.
Auch charttechnisch ergebe sich für die Wiener Börse ein
positives Bild, fast alle technischen Indikatoren signalisierten
"kaufen", so Erste-Analyst Christoph Schultes. Die Investoren seien
generell nach wie vor vorsichtig, es sei aber ein Abbau der
Risikoprämien zu erwarten.
Zyklische Aktien würden seit Herbst wegen guter
Konjunkturaussichten und steigender Renditen wieder verstärkt
nachgefragt, so die Erste-Group-Experten. Auch Bankentitel als
klassische Zykliker werden mit Aufholpotenzial gesehen. An der
Wiener Börse sind die Top-Picks bei den zyklischen Werten RBI und
Andritz. Kaufempfehlungen bei den ebenfalls zyklischen Bauwerten
gibt es für Porr und Palfinger. In Hinblick auf Bewertung und
Dividende werden s Immo und CA Immo als Immobilienaktien mit
Aufholpotenzial gesehen, UNIQA und Post als Dividendentitel mit
beschränktem Kurspotenzial. Zu den Börsenabgängen meinte Mostböck,
es handle sich vor allem um kleinere Abgänge. Jeder Verlust sei
schmerzlich, aber auch der geplante Rückzug der RHI sei nicht als
existenzbedrohend.
Das globale Umfeld sei im von politischen Fehleinschätzungen
geprägt gewesen, so Mostböck unter Verweis auf Brexit,
Trump-Wahlsieg und Italien-Referendum. Die Aktienmärkte hätten sich
im abgelaufenen Jahr zumeist positiv entwickelt, auch Gold habe gut
performed. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten habe eine
Marktkorrektur ausgelöst und sein Programm das Bewusstsein für
geopolitische Risiken erhöht, man werde sehen, wie sein Kurs
tatsächlich wird. Das Programm erhöhe auch die Inflationsrisiken,
die Staatsverschuldung und die Wahrscheinlichkeit für steigende
US-Leitzinsen. Das alles habe dazu geführt, dass sich eine
Überbewertung am Rentenmarkt auflöste.
Für den FTSE World erwartet die Erste Group einen Anstieg um rund
12 Prozent. Positiv seien die globalen Frühindikatoren und
Gewinnschätzungen und prinzipiell positiv auf die Aktienpreise
wirkten sich die Quantitative Easing-Maßnahmen von EZB und
japanischer Notenbank aus.
(Schluss) itz/kre
ISIN AT0000652011
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