Chip-Reisepässe laufen ab: Private Staatsdruckerei setzte mehr um
Wiener Konzern hat Probleme im Kosovo - Ausblick positiv
Die börsennotierte private Staatsdruckerei (OeSD)
hat im ersten Halbjahr 2016/17 (April bis September) von der
erhöhten Nachfrage nach österreichischen Reisepässen profitiert.
Sowohl Umsatz als auch Gewinn legten zu - und sollen im zweiten
Halbjahr weiter steigen.
Im Juni 2006 wurde in Österreich der elektronische Reisepass mit
Chip eingeführt. Nach zehn Jahren läuft dieser ab, sodass jetzt
überdurchschnittlich viele Pässe neu ausgestellt werden müssen. "Die
starke Nachfrage nach österreichischen Hochsicherheitsdokumenten und
vor allem nach dem elektronischen Reisepass wird auch im zweiten
Halbjahr anhalten", erklärte OeSD-Finanzchef Helmut Lackner am
Donnerstag.
Im ersten Halbjahr 2016/17 stieg der Umsatz des Wiener Konzerns
von 20,6 Mio. auf 22,5 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) legte
von 4,3 Mio. auf 5,1 Mio. Euro zu und unterm Strich blieben 3,8 Mio.
nach 3,2 Mio. Euro.
Die früher einmal staatliche Staatsdruckerei macht den Großteil
ihres Umsatzes mit österreichischen Ausweisen wie Reisepässen, ist
aber auch im Ausland aktiv. Die Umsätze jenseits der Heimat beliefen
sich im ersten Halbjahr auf 1,3 Mio. Euro - das sind knapp 6
Prozent, wie aus dem Finanzbericht hervorgeht.
Probleme hat die Staatsdruckerei seit einiger Zeit im Kosovo: der
Balkanstaat hatte einen Vertrag mit der OeSD über die Lieferung von
elektronischen Reisepässen vorzeitig gekündigt und Rechnungen nicht
bezahlt. Der österreichische Konzern hat deswegen bereits 2013 ein
internationales Schiedsgericht eingeschaltet und auch recht
bekommen. Jedoch weigert sich das Kosovo, die zugesprochenen knapp 5
Mio. Euro zu zahlen; insgesamt ist eine Forderung von 6,5 Mio. Euro
offen.
Im September kündigte die OeSD deshalb an, die Republik Kosovo
pfänden zu lassen. Da aber "angesichts der schwierigen Lage des
Staates" ein Einbringungsrisiko bestehe, wurde die Forderung zum 30.
September 2016 mit einem Betrag in der Höhe von 1,9 Mio. Euro
bilanziert, wie nun im Finanzbericht erklärt wird. Man werde
"sämtliche Rechtsmittel" ergreifen, um das Geld vollständig
einzutreiben.
In Österreich wurde die Staatsdruckerei kürzlich mit dem
"Qualitätsmanagement" für den Druck der Wahlkarten für die
anstehende Bundespräsidenten-Stichwahl beauftragt. Der Urnengang
musste wegen defekter Wahlkarten, die von einer oberösterreichischen
Firma kamen, verschoben werden. Die neuen Wahlkarten-Kuverts werden
von einem Unternehmen aus dem Burgenland (ÖKI) hergestellt.
(Schluss) snu/tsk
ISIN AT00000OESD0
WEB http://www.staatsdruckerei.at