Creditreform - Bei Insolvenzen steht Österreich erst am Anfang
KTM dürfte noch einige Lieferanten in die Zahlungsunfähigkeit
mitziehen - Die Misere des Landes Oberösterreich in der
Statistik "noch" nicht zu sehen - GRAFIK
Österreich muss sich noch auf einige,
auch große Insolvenzen einstellen, erwartet Gerhard Weinhofer, Chef
des Gläubigerschutzverbandes Creditreform. "Wir stehen erst am
Anfang der Entwicklung", sagt er zur KTM-Pleite, die am Freitag
angemeldet werden dürfte. Das gelte nicht nur für Österreich,
sondern europaweit, denn die Wirtschaft allgemein und die Industrie
im Besonderen stünden am Beginn einer grundlegenden Transformation.
Bei den Insolvenzen habe die Signa-Pleite "viel zugedeckt", also
den Blick auf die vielen mittelständischen Pleiten zugedeckt. Dabei
gab es bereits rund 5.000 Unternehmensinsolvenzen, knapp um ein
Viertel mehr als 2023. "Österreich steuert auf ein neues Rekordjahr
an Firmeninsolvenzen zu. Grund ist ein toxischer Mix aus
rückläufigen Exporten, einbrechendem Binnenkonsum und hohen Kosten.
Hohe Lohnstückkosten, hohe Material- und Energiekosten zusammen mit
einer ausufernden Regulatorik machen es immer mehr Unternehmen
schwer in Österreich erfolgreich zu sein", so Weinhofer.
Speziell in Oberösterreich dürfte es im Sog der KTM-Probleme
weitere Unternehmen treffen, sagte Weinhofer im Gespräch mit der
APA. "Ich glaube, dass KTM den einen oder anderen Lieferanten
mitziehen wird". Denn selbst wenn diese Insolvenz rasch, bis Anfang
2025 über die Bühne gehen sollte, werde das Unternehmen noch zwei
Jahre Zahlungsfrist haben. Da müssten die Lieferanten einen langen
Atem haben, bis sie ihr Geld bekommen. Außerdem sei "Wirtschaft
immer auch Psychologie" - wenn also so ein Leitbetrieb wie KTM im
Mühlviertel insolvent wird, könne das massive Auswirkungen haben.
In der Statistik steht Oberösterreich nach neun Monaten noch
relativ gut da, sagte Weinhofer unter Verweis auf die endgültigen
Zahlen der Periode. Aber Österreich habe sich "mit der Energie- und
Lohnpolitik, leider selbst ins Knie geschossen", verweist der
Insolvenzexperte auf die relativ hohen KV-Abschlüsse. "Ich glaube,
dass spätestens mit der KTM die Österreicher aufwachen müssen - wir
sind nicht mehr auf der Insel der Seligen, wo der Staat alles
richten kann". Nun sei eine aktive Standortpolitik gefragt, das sei
auch ein Auftrag an die Koalitionsverhandler. Durch die sich
hinziehenden Koalitionsverhandlungen verliere Österreich viel Zeit.
Der bisherige Standortvorteil mit guten Fachkräften verschwinde
immer mehr. "Die Digitalisierung erlaubt inzwischen auch in Indien
oder China ordentliche Qualität zu günstigeren Kosten zu
produzieren". In Österreich komme erschwerend dazu, dass die
Lohnstückkosten zuletzt weit überdurchschnittlich gestiegen sind.
Die Industrie sei stark von der deutschen Autoindustrie abhängig,
die in einer "veritablen Krise" stecke. "Österreich segelt mit der
deutschen Wirtschaft mit - im Guten wie im Bösen", so Weinhofer.
(Redaktionelle Hinweise: Grafik 1642-24)
tsk/hel
ISIN AT0000KTMI02
WEB www.ktm-industries.com
ISIN IE00BYTBXV33
WEB http://www.ryanair.com
https://www.laudamotion.com