Post-Chef Pölzl: Bauen Zahl der Abhol- und Versandboxen massiv aus
Pölzl: Bankgeschäft im Plan, shöpping noch mit Aufholbedarf -
Hohe Inflation wird sich auch bei den Posttarifen
widerspiegeln
Die Österreichische Post will ihre Paketstationen
deutlich ausbauen. Nach dem Investitionsfokus auf die
Logistikzentren in den vergangenen Jahren werde dies nun den
Schwerpunkt bilden. "Bei den Investitionen in Verteilzentren sind
wir demnächst durch", so Konzernchef Georg Pölzl. Ein Zeil sei, in
Ballungsräumen alle 700 Meter eine Empfangsstation anzubieten.
Derzeit gibt es österreichweit rund 400 dieser Standorte.
Bei den Versandboxen wiederum sei Österreich weltweit der einzige
Markt, bei dem sich dies durchgesetzt habe, erklärte Pölzl am
Dienstag im "Klub der Wirtschaftspublizisten". Dass das
Packerlgeschäft ein Klimasünder sei, weist Pölzl zurück. Zahlreiche
Studien würden zeigen, dass die Paketzustellung weniger CO2
verursache als der stationäre Handel - inklusive der zahlreichen
Retouren.
Als er im Jahr 2009 das Ruder bei der Post übernommen hat, habe
das Paketgeschäft gerade einmal zehn Prozent des Umsatzes
ausgemacht, mittlerweile liege es bei knapp über 50 Prozent. "Unsere
Strategie ist aufgegangen", so Pölzl.
Auf der Positiv-Seite verbucht der Langzeit-Chef weiters den
kräftigen Ausbau der Logistik-Services, die zum Beispiel eine
Voraussetzung waren, um den Versand der Corona-Tests abzuwickeln.
Und bei der Zustellung und Auszahlung der Klima-Boni des Staates
habe sich auch bewährt, dass die Post, nach dem Ausstieg der BAWAG,
weiter auf ein Bankgeschäft gesetzt habe. 450 Mio. Euro habe die
Post alleine in sechs Wochen abgewickelt, wofür es vom Chef heute
noch einmal Lob für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab.
In den nächsten zwei Jahren soll die Bank99 im Plus bilanzieren.
Mittlerweile liege, auch durch die Integration der ING, die
Bilanzsumme bei 3,2 Mrd. Euro. Hauptsächlich Konsum- und
Immobilienkredite habe die Bank99 hier hinzubekommen.
Zäher als von Pölzl erwartet ist der Marsch hin zu schwarzen
Zahlen beim Online-Portal shöpping. Hier gebe es bei der
Preisgestaltung und der raschen Abwicklung der Bestellungen beim
Handel noch immer viel Luft nach oben. Rund 2.000 Firmen würden sich
mittlerweile auf der Plattform befinden, ein Zuwachs um den Faktor
2, so der Post-Chef. shöpping sei jedenfalls für den heimischen
Handel "extrem wichtig", schließlich würden 80 Prozent aller
Bestellungen nach wie vor aus dem Ausland kommen.
Zur Dividende von rund 130 Mio. Euro vergangenes Jahr der
teilstaatlichen börsennotierten Post meinte Pölzl, dass die Kritik
an deren Höhe der Vergangenheit angehöre. Die Post erwirtschafte
zusätzlich zur Dividende, die rund zur Hälfte an den Staat geht,
noch jährlich rund 800 Mio. Euro an Steuern - bei einem Jahresumsatz
von 2,5 Mrd. Euro. 80 Prozent der Erlöse würden in Österreich
erwirtschaftet, rührte Pölzl die Werbetrommel.
Rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes der Post entfalle auf die
türkische Pakettochter Aras Kargo. Dort habe sich das Geschäft aber
aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Türkei zuletzt
abgeschwächt.
Sichtlich erleichtert zeigte sich Pölzl dass die Post bereits im
April den Kollektivvertrag (KV) unter Dach und Fach brachte. Für die
rund 20.000 Postler gab es, bei einer geringeren Jahresinflation als
aktuell, eine Erhöhung der Bruttogehälter um vier Prozent. Pölzl
lobte heute den Konsens mit der Belegschaft, hier sei man nicht so
"schamlos" vorgegangen wie bei den Eisenbahnern, meinte er. Außerdem
bekamen die Postbediensteten in Vollzeit für das Jahr 2021 eine
Erfolgsprämie von 800 Euro netto, und auch heuer sollen die
Mitarbeiter wieder am guten Ergebnis beteiligt werden. Die
Personalkosten der Post AG liegen jährlich bei rund einer Milliarde
Euro.
Ob sich die hohe Inflation von aktuell rund elf Prozent auch bald
deutlich bei den Tarifen der Post widerspiegelt? "Wir passen unsere
Preise laufend an, es kann ja niemand glauben dass das bei uns keine
Folgen hat", so Pölzl. Er rechnete vor, dass der
Durchschnittsösterreicher rund 20 Euro im Jahr für Dienste der Post
ausgibt.
stf/cgh
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