FACC: Der Tiefpunkt ist überwunden
Der Luftfahrtzulieferer sieht großes Potenzial in der
Raumfahrt und bei elektrisch betriebenen Drohnen in Städten
Der Luftfahrtzulieferer
FACC wird noch einige Zeit benötigen, um sich von den jüngsten
Krisen zu erholen: Die Luftfahrtindustrie leidet nach wie vor unter
den Folgen der Covid-Pandemie sowie des Ukraine-Krieges mit den
stark gestiegenen Energiepreisen. "In einigen Bereichen sieht es
nicht so gut aus. Vor allem Asien ist derzeit noch schwach", sagte
FACC-Chef Robert Machtlinger am Dienstag im Klub der
Wirtschaftspublizisten.
Dabei hat das Reiseaufkommen teils schon 90 Prozent des
Vor-Corona-Niveaus erreicht. Aber die Rahmenbedingungen seien
schwieriger als nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman
Brothers und der damit ausgelösten Finanzkrise. Allerdings sei
Europa nicht zuletzt wegen der höheren Energiepreise stärker
betroffen als die USA, merkte Machtlinger an. Der weltweite Bedarf
an Flugzeugen sei dessen ungeachtet in den kommenden Jahren gegeben.
Nicht ins Gewicht fallen den Angaben zufolge die Aufträge aus
Russland. Deren Anteil am Weltmarkt liege bei 2,5 Prozent.
Nach Ausbruch der Corona-Pandemie überlegte man bei FACC, neue
Geschäftsfelder zu bedienen, etwa die Autoindustrie. Aber auch Teile
für Züge, Straßenbahnen oder für die Medizintechnik wurden kurz in
Erwägung gezogen. Allerdings hat sich FACC dazu entschlossen, sich
auch weiterhin auf die Luftfahrt zu konzentrieren. Das weltweite
Geschäft im Bereich Space gewann an Bedeutung. "Der Bereich
Raumfahrt setzte 2019 rund 300 Mrd. Euro um, 2050 werden es 800 bis
1.000 Mrd. Euro sein", sieht Machtlinger hier enormes Potenzial.
Aber auch Urban Air Vehicles (UAV), also elektrisch betriebene
Drohnen als Verkehrsmittel etwa zwischen Flughafen und Stadt, sind
für FACC ein hoffnungsvoller Geschäftsbereich. Gemeinsam mit der
Raumfahrt soll er mittelfristig zwischen 25 und 30 Prozent des
Umsatzes bringen.
Doch bereits jetzt hat der Luftfahrtzulieferer den Tiefpunkt
überwunden: Die Auftragsbücher sind wieder voll, FACC ist für die
nächsten fünf bis sechs Jahre ausgelastet - selbst, wenn man von
einem stetigen Wachstum des Unternehmens ausgeht. Der Auftragsstand
beträgt derzeit 5,5 Mrd. Dollar (5,58 Mrd. Euro).
Aktuell gibt es vor allem für Schmalrumpfflugzeuge einen großen
Bedarf. Denn 80 Prozent des Weltbedarfes entfallen auf diese Single
Aisle. Die Lieferungen für den A220 haben FACC zuletzt 28 Mio.
Dollar eingebracht, bis 2026 soll dies auf 73 Mio. Dollar steigen,
rechnet der FACC-Chef mit einem kräftigen Aufschwung.
Chancen sieht FACC in dem Ziel einer emissionsfreien Luftfahrt,
die bis 2050 umgesetzt werden soll. Seit 1990 habe die
Luftfahrtindustrie die Emissionen bereits halbiert. Neue
Antriebssysteme und Treibstoffe sollen den Schadstoffausstoß weiter
reduzieren. Bei FACC gehe es einerseits um leichtere Bauteile,
andererseits um die klimaschonende Erzeugung der Teile, etwa durch
den Ersatz der Glas- und Carbonfasern durch Naturfasern, führt
Machtlinger als Beispiele an.
Heuer wurden bereits 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu
eingestellt. Jede Woche kämen zehn bis 15 neue Beschäftigte hinzu.
Innerhalb der nächsten 18 Monate sollen 500 weitere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingestellt werden. Machtlinger
schätzt, dass FACC 2024 mit 3.800 Mitarbeiter wieder die Größe vor
der Pandemie erreicht haben werde. Allerdings spürt auch FACC das
Problem des Facharbeitermangels. Mit zusätzlichen Angeboten wie mehr
Freizeit oder dem Einsatz von Elektrobussen für die Beschäftigten
soll der Arbeitsplatz noch attraktiver werden. Mit einer eigenen
"FACC-Akademie" werden neue Beschäftigte nicht nur in die
Arbeitsprozesse eingeschult, sondern auch Soft Skills im Bereich
Unternehmenskultur werden vermittelt. Mittelfristig werde es aber
ohne einer qualifizierten Zuwanderung nicht gehen, ist Machtlinger
überzeugt.
fel/kre
ISIN AT00000FACC2 NL0000235190 US0970231058
WEB http://www.facc.at
http://www.airbus-group.com
http://www.boeing.com/
ISIN AT0000831706
WEB http://www.wienerberger.com