Gas - Lage für Lenzing-Standort im Burgenland "sehr, sehr kritisch"
Derzeit gänzlich von Gas abhängig - Arbeiten an
Umstellungskonzept - Insgesamt kann Konzern Situation ganz gut
meistern - Weitere Anstrengungen der Bundesregierung erwartet
Beim
oberösterreichischen Faserhersteller herrscht "viel Licht, aber auch
Schatten. Uns treibt das Thema Energie um", so Vorstandschefs
Stephan Sielaff. Das gilt vor allem für die Europa-Standorte. Am
gasabhängigen Standort Heiligenkreuz (Burgenland) ist die Situation
"sehr, sehr kritisch". Insgesamt seien "die Kosten dank des eigenen
Fußabdrucks aber geringer, als mancher glauben würde". Von der
Bundesregierung brauche es "weitere Anstrengungen".
An allen neun Standorten weltweit sind die Energiekosten
gestiegen, sagte Sielaff anlässlich der Präsentation der
Halbjahresbilanz des Konzerns am Mittwoch online vor Journalisten.
"Ein echtes Risiko für einen Versorgungsengpass gibt es nur in
Kontinentaleuropa." Am Standort in Heiligenkreuz im Lafnitztal
(Bezirk Jennersdorf) sei daher die "Situation sehr, sehr kritisch.
Aber mit dem Land Burgenland und der Burgenland Energie haben wir
ein Konzept in Entwicklung, das die Energieversorgung mehr autark
und nachhaltig macht", so Sielaff. Man arbeite sehr gut zusammen.
Umstellungen gehen freilich nicht über Nacht, eineinhalb Jahre
sind wohl mindestens nötig. "Wir haben eine Drei-Säulen-Strategie im
Auge", sagte Sielaff zu Heiligenkreuz mit rund 400 Mitarbeitern. Es
gehe um den Einsatz von Photovoltaik, eine eventuelle Nutzung von
Geothermie und Biomasse als Energiequelle. APA-Informationen zufolge
wird eine 200-Megawatt-Photovoltaikanlage überlegt. Zum Vergleich:
Die neue Photovoltaikanlage am Urstandort in Lenzing hat 7 Megawatt.
Der Standort Lenzing braucht weniger als 10 Prozent der Energie vom
Gasmarkt, also auch aus Russland.
Von der Bundesregierung erhofft sich der Lenzing-Konzern "weitere
Anstrengungen", sagte Sielaff. "Es braucht mehr Flexibilität bei der
Unterstützung, mehr maßgeschneiderte Lösungen für die
österreichische Industrie - kein dogmatisches Festhalten an
EU-Richtlinien." Auf Nachfrage, was dies bedeuten soll,
konkretisierte der Neo-CEO anhand eines Beispiels rund um die
Strompreiskompensation. Es sei durchaus vorgesehen, dass
Zellstoff-produzierende Betriebe gefördert würden. "Wir haben in
Lenzing eine integrierte Produktion - was für die Umwelt besser ist
- aber nur weil diese integriert ist, wären wir außerhalb der
Förderung. Das kann und solle es hoffentlich nicht sein, dass
Nachhaltigkeit hier bestraft wird."
Jedenfalls bereite man sich auf eine Energieknappheit vor. "Wir
sind dabei, Rohstoffe auf Lager zu setzen und weitere
Energiekonzepte umzusetzen, wo wir auch Energieträger einlagern."
Konkreteres zur Einlagerung von Gas oder anderen Energieträgern war
nicht zu erfahren.
Der Lenzing-Konzern hat in Thailand und in Brasilien (weltweit
größtes Zellstoffwerk) im ersten Halbjahr auch zwei neue strategisch
besonders bedeutende Werke eröffnet. Während diese das Ergebnis in
der ersten Jahreshälfte noch belasteten, erwartet sich das
Management fürs zweite Halbjahr bereits signifikant positive
Ergebnisbeiträge.
Für die Zukunft gerüstet sieht man sich neben der außerhalb von
Heiligenkreuz hohen Energieeigenversorgung auch, da man "Champ der
Nachhaltigkeit" sei. Nachhaltige und hochqualitative Fasern
erfreuten sich weiterhin steigender Nachfrage - sowohl in der
Textil- als auch in der Hygiene/Medizinbranche. Für die
Premiumprodukte von Lenzing könne man auch faire Preise verlangen.
Und man wolle nun auch "Champ der Kreislaufwirtschaft" werden, so
Sielaff. Bis zum Jahr 2027 wolle man die Milliardenmarke beim EBITDA
knacken und ab heurigem Geschäftsjahr zumindest 4,50 Euro Dividende
zahlen.
phs/stf
ISIN AT0000644505
WEB http://www.lenzing.com
ISIN IE00BYTBXV33
WEB http://www.ryanair.com
https://www.laudamotion.com