Vorteilhaftes Marktumfeld verhalf AMAG zu kräftiger Gewinnsteigerung
Gewinn nach Steuern stieg im 1. Halbjahr um 120 Prozent - CEO
sieht AMAG-Gruppe für Zukunft gut gerüstet,
Konjunktureintrübung und Energiekrise bereiten aber Sorgen
---------------------------------------------------------------------
AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Durchgehend ausgebaut und überarbeit, CEO Mayer zu Ergebnis und Ausblick der AMAG
---------------------------------------------------------------------
Der oberösterreichische
Aluminiumverarbeiter AMAG hat im ersten Halbjahr 2022 gute Geschäfte
gemacht und seinen Gewinn nach Steuern mehr als verdoppelt.
Ermöglicht habe das insbesondere ein vorteilhaftes Marktumfeld und
der daraus resultierende Rückenwind, sagte AMAG-Chef Gerald Mayer am
Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Für das Gesamtjahr erwartet
der CEO zwar erschwerte Bedingungen durch die Energiekrise, peilt
aber weiter ein starkes Ergebnis an.
Mit dem Ergebnis übertraf die AMAG den bereits im ersten Halbjahr
2021 erzielten Rekordergewinn noch einmal deutlich - unterm Strich
stand ein Gewinn von 78,4 Mio. Euro bzw. eine Erhöhung von 120
Prozent. Als wichtigen Erfolgsfaktor nannte Mayer neben einer
günstigen Industriekonjunktur und einer starken Produktnachfrage,
dass man die gestiegenen Kosten im Energiebereich sukzessive durch
Preissteigerungen an die Kundinnen und Kunden abgefangen habe.
Die hohen Energiekosten beschäftigen die AMAG aber weiterhin. Vor
allem der Stromverbrauch ist groß. "Der Energiebedarf der AMAG ist
sehr hoch, wir verbrauchen im Jahr rund 2,5 Terawattstunden (TWh)",
erklärte Mayer. Ein Gutteil davon entfalle mit 1,8 TWh Strom zwar
auf die Alouette-Beteiligung in Kanada, wo keine Abhängigkeit von
Russland bestehe. In Österreich genieße man diesen Luxus jedoch
nicht. So würden 0,5 von 0,8 TWh der benötigten Energie hierzulande
aus Erdgas gewonnen, das kurzfristig vor allem in der Produktion
nicht substituiert werden könne.
Mayer gab jedoch zu bedenken, dass die AMAG gegen die derzeitigen
Preisentwicklungen am Markt Sicherungsstrategien entwickelt habe. So
sei es gelungen, sich am Standort in Kanada eine Koppelung des
Strompreises an den Aluminiumpreis auszubedingen, ein entsprechender
Vertrag laufe bis 2029. Eine ähnliche Strategie verfolge man in
Österreich, weswegen man derzeit noch nicht die Marktpreise in ihrer
vollen Höhe stemmen müsse. "Der Marktpreis, den wir momentan sehen,
spiegelt sich nur teilweise in unseren Zahlen." Außerdem arbeite man
für die Zukunft an Dekarbonisierungsstrategien, um die Abhängigkeit
von Gas zu reduzieren.
Profitiert hat der Konzern zuletzt von den hohen
Aluminiumpreisen, die neben anderen Faktoren zu einem gewichtigen
Umsatzsprung geführt haben. Im Vergleich zur Vorjahresperiode
kletterten die Erlöse um 50 Prozent auf 904,3 Mio Euro, die
Absatzmenge blieb mit einer geringfügigen Senkung von 226.100 Tonnen
auf 225.100 Tonnen relativ stabil.
Besonders gebrummt hat das Geschäft in den Segmenten Walzen und
Gießen. Sprünge gab es sowohl bei Absatz (plus 3.200 bzw. 1.000
Tonnen) als auch beim Umsatz (228 Mio. bzw. 20 Mio.). Gut gelaufen
ist auch der Bereich Metall mit einer Umsatzerhöhung um 55 Mio.
Euro. Als Treiber im umsatzstarken Walzen-Segment hätten sich
insbesondere der Luftfahrtsektor und die Automobilindustrie
erwiesen.
Die Aluminiumpreise lagen mit 3.088 US-Dollar pro Tonne im
Halbjahresvergleich um 36,9 Prozent höher. Zuletzt ist der Preis -
von hohem Niveau ausgehend - aber merklich gesunken. Aktuell notiert
eine Tonne Aluminium noch bei 2.420 US-Dollar. "Die Preise für
Aluminium sind für uns sowohl Umsatz- als auch Kostenfaktor", sagte
Mayer dazu. Insofern befürchte man keine groben Abschläge, sollte
sich der Preistrend fortsetzen. Auch in die Ergebnisprognose für das
Gesamtjahr habe man die geschätzte Entwicklung miteinberechnet, vor
allem mit Blick auf das operative Ergebnis. Im ersten Halbjahr
erhöhte sich der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(EBITDA) um gut 70 Prozent auf 156,5 Mio. Euro.
Die Nettofinanzverschuldung hingegen lag per 30. Juni 2022 bei
506,8 Mio. Euro und damit höher als noch zum Jahresultimo 2021
(346,1 Mio. Euro). Das Eigenkapital der AMAG-Gruppe stieg im
Vergleich zu Ende 2021 geringfügig auf 686,7 Mio. Euro, die
Eigenkapitalquote sank per Ende Juni 2022 leicht auf 36,0 Prozent.
Ende des vergangenen Jahres war sie noch bei 39,5 Prozent gelegen.
Hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung gab sich Mayer
optimistisch, äußerte aber Bedenken angesichts der Situation um die
Gasversorgung und die weitere konjunkturelle Entwicklung. So zeichne
sich eine wirtschaftliche Eintrübung ab, die sich bei der AMAG schon
jetzt in einer schlechteren Auftragslage bemerkbar mache. Im
Gegenzug könnte dies wiederum die Probleme bei Lieferketten
entspannen, glaubt der CEO. Betroffen sei man vor allem im Bereich
des Absatzes.
Für einen möglichen Gas-Notfall treffe man Vorbereitungen. Neben
allgemeinen Sparmaßnahmen, die jeder zu leisten habe, gehe er etwa
davon aus, dass gegebenenfalls die Emissionsgrenzen gesenkt werden
und dadurch Einsparungen möglich wären. Bei einem Totalausfall sehe
er aber auch die Regierung gefordert, die etwa in Form von
Kurzarbeit Abhilfe schaffen könne.
Unter der Voraussetzung, dass die Energieversorgung gesichert
ist, bleibt die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 aber positiv.
Anvisiert wird ein Gesamtjahres-EBITDA zwischen 220 Mio. und 250
Mio. Euro für die AMAG-Gruppe. Das wäre neuerlich ein
Rekordergebnis. Im Geschäftsjahr 2021 hatte der Konzern ein EBITDA
von 186,2 Mio. Euro erwirtschaftet.
tpo/kre/ivn
ISIN AT00000AMAG3
WEB http://www.amag.at
ISIN AT0000APOST4
WEB http://www.post.at