voestalpine hat sich für Gasausfall gewappnet
Konzern sei "bestmöglich vorbereitet" - CEO: Im Worst Case
kann Produktion in Österreich über mehrere Monate
aufrechterhalten werden
Europas Industrie ist derzeit
noch stark von russischen Gaslieferungen abhängig. Seit Beginn des
Ukraine-Kriegs werden alternative Bezugsquellen gesucht und Speicher
aufgefüllt. Der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine hat sich für
einen allfälligen Ausfall der Liefermengen gewappnet: "Auch für den
Fall einer möglichen Reduzierung beziehungsweise eines gänzlichen
Lieferstopps aus Russland ist der Konzern bestmöglich vorbereitet",
teilte die Voest am Freitag mit.
"Ein Gaslieferstopp durch Russland oder umgekehrt ein Gasembargo
der EU würde die europäische Industrie massiv schädigen", betonte
Konzernchef Herbert Eibensteiner. "Sollte es zu diesem
Worst-Case-Szenario kommen, könnten wir dennoch dank gefüllter
eigener Speicher sowie alternativer Gasbezugsquellen die Produktion
in Österreich für mehrere Monate aufrechterhalten."
Österreich deckt rund 80 Prozent seines Gasbedarfs aus russischer
Quelle. Haushalte würden hierzulande im Notfall vor der Industrie
beliefert - rechtlich verankert ist das im Energielenkungsgesetz.
Die kürzlich erfolgte Novellierung des Energielenkungsgesetzes in
Österreich ermögliche es der voestalpine nun selbst Gas
einzuspeichern, hieß es aus dem Konzern. Bereits mit Mai 2022 habe
sich die voestalpine "erstmals eigene Gasspeicher vertraglich
gesichert". Das Unternehmen wird den Angaben zufolge bis 1,5 TWh an
Gas unter anderem in den RAG-Speichern Haag und Haidach
einspeichern. Diese Menge ermögliche drei Monate Vollbetrieb bzw.
einen entsprechend längeren Teilbetrieb. Derzeit seien diese
Speicher bereits zur Hälfte gefüllt. Die volle Speicherfüllung soll
bis Mitte Juli 2022 erreicht werden.
Die voestalpine arbeite sowohl mit bestehenden Lieferanten als
auch mit neuen Lieferanten an der Diversifizierung seiner
Gasbezugsquellen. So würden bereits während der Sommermonate
Gaslieferungen aus Übersee über Italien (LNG-Terminals) nach
Österreich weitertransportiert, die für die Einspeicherung und den
laufenden Betrieb genutzt würden.
Bei einem möglichen Gasengpass würden zudem bereits vorliegende
Notfallpläne in Kraft treten, bei denen die Produktion schrittweise
an die verfügbaren Energiemengen angepasst werden könnte. Durch die
internationale Ausrichtung des Konzerns mit weltweit 500
Gesellschaften und Standorten - und damit zahlreichen nicht
betroffenen Standorten außerhalb Europas - wäre es der voestalpine
möglich, Produktionsengpässe "zum Teil zu kompensieren". Von den
aktuell gedrosselten Gaslieferungen aus Russland über die
Ostsee-Pipeline "Nord Stream 1" sei die Voest in Österreich nicht
betroffen. Die Produktionsstandorte hier würden "zum überwiegenden
Teil über die durch die Slowakei verlaufende Transgas-Pipeline
versorgt". Gespeist wird die Pipeline mit russischem Gas.
kre/ivn
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