Konjunktur
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Datum/Zeit: 04.12.2021 18:28 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone im November: Stärkeres Wachstum
kaschiert uneinheitliche Erholung nach Ländern
und Sektoren
Nach der markanten Abkühlung seit dem Höhepunkt
im Juli hat sich das Wachstum der Eurozone im
November erstmals wieder beschleunigt, so dass die
Rate auch wieder über dem Langzeit-Durchschnittswert lag. Ausschlaggebend hierfür war
vor allem der krisenfestere Servicesektor,
wohingegen die Industrie unter den gravierenden
Lieferengpässen eingebremst wurde.
Am stärksten aufwärts ging es jedoch abseits der
beiden größten Eurozone-Volkswirtschaften.
Besonders schwach fiel das Wachstum im
November in Deutschland aus.
Gleichzeitig verstärkte sich der Inflationsdruck, was
die neuen Rekordzuwachsraten bei Einkaufs- und
Verkaufspreisen zeigen.
Mit 55,4 Punkten nach 54,2 im Oktober verzeichnete
der finale IHS Markit Eurozone Composite Index
(PMI®) im November wieder eine
Wachstumsbeschleunigung. In den drei Vormonaten hatte der Index ganze sechs Punkte
eingebüßt und eine deutliche Abkühlung signalisiert.
Die entscheidenden Wachstumsimpulse gingen im
Berichtsmonat allerdings vom Servicesektor aus, während die Industrieproduktion mit der
zweitniedrigsten Rate seit Beginn des Aufschwungs
im Juli 2020 gesteigert wurde.
Rangliste Composite Output Index November:
Irland 59,3 7-Monatstief
Spanien 58,3 3-Monatshoch
Italien 57,6 3-Monatshoch
Frankreich 56,1 (Flash: 56,3) 4-Monatshoch
Deutschland 52,2 (Flash: 52,8) 2-Monatshoch
Neben den Unterschieden auf Sektorenebene klaffte
auch die Entwicklung auf Länderebene auseinander.
Trotz Abkühlung auf ein Sieben-Monatstief
vermeldete Irland das stärkte Wachstum aus den
kombinierten Steigerungsraten bei der Produktion in
der Industrie und der Geschäftstätigkeit im
Servicesektor. Beschleunigt hat sich das
Wirtschaftswachstum auch in Spanien, Italien und
Frankreich, hier wurden durch die Bank überdurchschnittlich hohe Steigerungsraten
verzeichnet. Deutschland – die größte EurozoneVolkswirtschaft – blieb im Composite PMI-Ranking
Schlusslicht, hier lag die Wachstumsrate nahezu
unverändert auf dem Acht-Monatstief von Oktober.
Der Auftragseingang wies das niedrigste Plus seit
April aus, hier schwächte sich der Zuwachs vom 21-
Jahreshoch im Juli weiter ab. Auch das
Exportneugeschäft schwächelte im November.
Angesichts der neunten Zunahme der Auftragsbestände in Folge blieb der Kapazitätsdruck hoch.
Rasant zugenommen haben die unerledigten
Aufträge vor allem im Industriesektor, wo die Produktion von den Lieferengpässen gebremst wurde.
Aufgrund anhaltender Kapazitätserweiterungen zum
Abbau der Auftragsbestände legten die
Beschäftigtenzahlen sowohl in der Industrie als auch
im Servicesektor erneut kräftig zu.
Der Preisdruck blieb in der gesamten Eurozone
stark, was die Rekord-Steigerungsraten bei
Einkaufs- und Verkaufspreisen belegten.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sanken
auf ein Zehn-Monatstief, was vor allem auf den
eingetrübten Ausblick bei den Dienstleistern
zurückzuführen war.
Servicesektor
Mit aktuell 55,9 Punkten nach 54,6 im Oktober
signalisierte der finale IHS Markit Eurozone
Service-Index wieder kräftiges Wachstum im
Dienstleistungssektor. Die aktuelle Steigerungsrate
unterschritt zwar die Werte des zweiten und dritten
Quartals 2021, sie lag jedoch noch immer über dem
Langzeit-Durchschnittswert.
Der siebte Auftragszuwachs in Folge fiel im November schwächer aus als in den zurückliegenden sechs
Monaten. Von den Auslandsmärkten verbuchten die
Dienstleister diesmal nur ein Mini-Plus.
Der Auftragsbestand nahm erneut zu, was den
drittstärksten Stellenaufbau seit 14 Jahren nach sich
zog.
Der Anstieg der Einkaufs- und Angebotspreise
beschleunigte sich weiter, in beiden Kategorien
wurden neue Allzeithochs verzeichnet.
Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit,
kommentiert den finalen Eurozone Composite-PMI:
„Die vom Eurozone Composite-PMI signalisierte
Wachstumsbeschleunigung dürfte nur von kurzer
Dauer sein. So hat sich nicht nur die Nachfrage
abgeschwächt, auch die Geschäftsaussichten
binnen Jahresfrist sind gesunken, da die Sorgen
über die Pandemie wieder gestiegen sind. Da die
aktuellen Umfragedaten vor der Bekanntgabe der
Omikron-Variante erhoben wurden, wird sich die
Stimmung hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten
unweigerlich noch weiter verschlechtert haben.
Besonders gedämpft sieht das Wachstum in
Deutschland und Frankreich aus, wo sich die
Lieferengpässe deutlich stärker auf den Industrie- und Servicesektor ausgewirkt haben. In Spanien
und Italien war das Wachstum widerstandsfähiger,
aber auch hier sind die jüngsten Zuwächse
gefährdet, wenn die Social Distancing-Maßnahmen
verschärft werden müssen.
Die Kletterpartie bei den Preisen hat sich indes
unaufhaltsam fortgesetzt, wobei die Steigerungsraten sowohl bei den Kosten als auch bei den
Verkaufspreisen für Güter und Dienstleistungen im
November neue Höchststände erreichten.
Während sich die Wachstumsrisiken verringerten,
scheinen die Risiken für die Inflationsaussichten
nach oben zu tendieren, wenn die Infektionszahlen
weiter steigen und neue Beschränkungen
eingeführt werden. Darunter werden nicht nur die
Versorgungsketten leiden, auch die Personalverfügbarkeit wird sich verschlechtern und die
Ausgaben könnten sich wieder von Dienstleistungen auf Waren verlagern, was das
Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage
weiter verschärfen würde."
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