Gewinn-Messe - Ofner: China subventioniert Langstrecke ins Ausland
"Um Illusion von Freiheit zu entwickeln" - Kurzstreckenflüge
in Europa machen nur kleinen Teil des Kerosinverbrauchs
Noch sind Langstreckenflüge nach Asien
pandemiebedingt nicht möglich, die Öffnung der Routen ist auch noch
nicht absehbar. Dennoch ist Günther Ofner, Vorstand des Flughafens
Wien, zuversichtlich, dass der chinesische Markt wieder gute
Geschäfte ermöglicht, auch weil Langstreckenflüge von China aus
gewünscht seien und gefördert würden.
"China subventioniert alle Langstreckenflüge aus China hinaus,
und möchte, dass der Mittelstand Chinas ins Ausland reist, um ihnen
zumindest eine Illusion der Freiheit zu vermitteln, damit sie die
Totalität des Systems besser ertragen". Das werde auch weitergehen,
da gebe es kein Anzeichen, dass das aufhören wird, sagte Ofner am
Donnerstag bei der Gewinn-Messe.
Ofner sprach sich einmal mehr gegen ein Verbot für
Kurzstreckenflüge in Europa aus. Diese seien als Zubringer zu
Langstreckenflügen unerlässlich. Auch habe eine Studie der
EU-Flugaufsicht Eurocontrol gezeigt, dass nur 3,8 Prozent des
Flugbenzins auf der Kurzstrecke verbrannt würden, der Großteil der
Strecken sei nicht durch die Bahn zu ersetzen. Das gelte in
Österreich derzeit auch für die Südstrecke, während die
Bahn-Anbindung des Flughafens nach Westen sehr gut funktioniere.
Auch Mindestpreise auf der Kurzstrecke würden nichts ändern, ist
Ofner überzeugt, da die Durchschnittspreise der Billigfluglinien
wesentlich höher seien. "Es ist ja keine Rede davon, dass man
tatsächlich um 9,90 Euro massenweise irgendwohin fliegen kann".
Solche Preise seien "ein Marketing-Gag" aber nicht die Realität.
Weltweit rechnet Ofner mit einem weiteren Anstieg des
Flugverkehrs von vier bis fünf Prozent in den nächsten Jahrzehnten.
Derzeit seien 950 Flughäfen in Bau, "und die werden nicht gebaut,
damit sie morgen eingemottet werden". Immerhin seien über 80 Prozent
der Weltbevölkerung noch nie geflogen.
Die Pleite des Flughafens Hahn in der Nähe von Frankfurt ist für
Ofner "kein generelles Signal, dass Flughäfen untergehen werden",
sondern ein Einzelfall. Zugleich strich Ofner hervor, dass von den
300 größeren Flughäfen in Deutschland schon vor der Krise nur 10
ihre Kapitalkosten verdient hätten. Der größte Teil sei auch vor der
Krise defizitär gewesen und musste von lokalen oder regionalen
Institutionen unterstützt werden. Diese Situation sei durch die
Krise massiv verschärft worden.
Der Flughafen Wien erwartet heuer 10 Millionen Passagiere - 2019,
vor der Coronakrise, waren es noch 31 Millionen. Dennoch werde heuer
eine schwarze Null erwartet - auch dank Einsparungen und massiver
Hilfe durch Kurzarbeit. In der Kurzarbeit wurden die Bezüge von
Vorständen und Mitarbeitern um 20 Prozent gekürzt, so Ofner.
tsk/itz
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