bet-at-home stellt Online-Casinoangebot in Österreich ein
24,6 Millionen Euro Aufwendungen für Kundenklagen lassen
negatives Ergebnis erwarten
Der börsennotierte Wett- und
Glücksspielanbieter bet-at-home stellt sein Online-Casino-Angebot
für Österreich ein. Als Grund nannte der mit einer maltesischen
Lizenz operierende deutsche Konzern in einer Pflichtmitteilung am
Montagabend die Rechtsunsicherheit in Österreich. Das Unternehmen
räumte zudem ein, dass das heurige Jahresergebnis wegen
Rückstellungen für Klagen österreichischer Spieler negativ ausfallen
wird.
Nach einem aktuellen Beschluss des OGH sei unklar, ob bet-at-home
seine Auffassung, wonach es ein rechtmäßiger Online-Casino-Anbieter
in Österreich sei, "in absehbarer Zeit vor österreichischen
Gerichten durchsetzen kann", argumentiert das Unternehmen. Vorstand
und Aufsichtsrat hätten in einer gemeinsamen Sitzung am Montag
beschlossen, das Angebot des Online-Casinos in Österreich
"vorübergehend zeitnah einzustellen".
Zwar gehe der Konzern weiterhin von der europarechtlichen
Rechtmäßigkeit seines Handelns und der zivilrechtlichen
Unzulässigkeit von Klagen aus, doch würde eine Fortsetzung des
Angebots "vor abschließender rechtlicher Klärung über einen derzeit
nicht mehr absehbaren Zeitraum hinweg zu einem stetig steigenden
Risikopotential führen, das insgesamt unvertretbar scheint".
Hintergrund der Entscheidung dürften hohe finanzielle Belastungen
durch Spielerklagen gegen das in einer rechtlichen Grauzone
operierende Unternehmen sein. So sei die Bildung weiterer
Rückstellungen für die bisher in Österreich anhängigen Kundenklagen
auf Erstattung von Spielerverlusten beschlossen worden. Wie hoch
diese sind, wurde nicht mitgeteilt.
Im Ergebnis des Geschäftsjahres 2021 werden Aufwendungen von 24,6
Millionen Euro im Zusammenhang mit österreichischen Kundenklagen
berücksichtigt, hieß es in der Pflichtmitteilung. Bei einem
Brutto-Wett- und Gamingertrag zwischen 93 und 98 Millionen Euro
erwarte man für heuer ein negatives Ergebnis vor Zinsen und
Abschreibungen (EBITDA) zwischen 14 und 10 Millionen Euro. Ohne die
Rückstellungen für die österreichischen Spielerklagen wäre somit ein
positives Ergebnis zu erwarten gewesen.
Die privaten Glücksspiel- und Wettanbieter agieren in Österreich
in einer rechtlichen Grauzone. Obwohl das Glücksspiel im Internet in
Österreich nur auf der Seite win2day (gehört zu den Lotterien)
erlaubt ist, gibt es zahlreiche andere Anbieter wie eben
bet-at-home. Sie alle berufen sich auf die Dienstleistungsfreiheit
der EU. Mit einer Lizenz aus einem EU-Staat - zumeist Malta - dürfe
man in der ganzen Union anbieten, lautet ihre Argumentation, die
freilich innerstaatlich bisher noch nicht durchgesetzt werden
konnte.
vos/tsk
ISIN DE000A0DNAY5
WEB https://www.bet-at-home.com/
ISIN AT0000821103
WEB http://www.uniqagroup.com