Konjunktur
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Datum/Zeit: 10.04.2021 12:53 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutscher Dienstleistungssektor im März erstmals seit sechs
Monaten im Plus
Wie die aktuellen Daten zeigen, verzeichneten die
deutschen Serviceanbieter im März erstmals seit einem
halben Jahr wieder Wachstum. Ursächlich waren die
ersten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen
und die zurückgekehrte Zuversicht der Kundschaft.
Die Hoffnung, dass der Impffortschritt die
Aufhebung weiterer Restriktionen zulässt, ließ die
Geschäftsaussichten derweil auf ein Drei-Jahreshoch
klettern. Zuwächse bei Geschäftstätigkeit und
Ausblick sorgten wiederum sektorweit für einen
anhaltenden Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt und
das trotz Gewinneinbußen aufgrund des zunehmenden
Kostendrucks.
Der finale und saisonbereinigte IHS Markit Service-Index
Geschäftstätigkeit lag mit 51,5 Punkten im März erstmals
seit letztem September wieder über der 50-PunkteSchwelle. Zwar handelt es sich dabei lediglich um
moderates Wachstum, nichtsdestotrotz signalisiert der
jüngste Wert eine merkliche Verbesserung gegenüber
den im Vormonat erreichten 45,7 Punkten.
Viele Befragte gaben an, ihre Ladenlokale im
Umfragemonat wieder geöffnet zu haben, da ein Teil
der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus
gelockert wurde. Andere berichteten von der
gestiegenen Zuversicht der Kundschaft, die für Auftrieb
bei der Geschäftstätigkeit sorgte.
Die Nachfrage blieb zum Ende des ersten Quartals
verhalten, zeigte allerdings Anzeichen von Stabilisierung.
So gingen die Neuaufträge so geringfügig zurück
wie nie in der bereits sechs Monate andauernden
Schrumpfungsphase. Der Mangel an Exportaufträgen
bremste den Auftragseingang insgesamt erneut aus,
da die Pandemie die internationalen Geschäfte in allen
Bereichen des Dienstleistungssektors beeinträchtigte.
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate
gaben sich die Serviceanbieter dennoch überaus
optimistisch, denn die Impfkampagnen lassen auf
die schlussendliche Aufhebung vieler Restriktionen
und Reisebeschränkungen hoffen. Tatsächlich war die
Zuversicht so groß wie seit März 2018 nicht mehr.
Die positive Einstellung der Firmen spiegelte sich in
einem weiteren Beschäftigungsplus im März wider. Der
Stellenaufbau nahm sogar leicht zu, blieb aber moderat
verglichen mit den Trends von vor Ausbruch des Virus.
Die Gewinne der Dienstleister gerieten zum Ende
des ersten Quartals angesichts steigender Ausgaben
für Strom, Treibstoffe und Transporte unter Druck.
Die Kosteninflation beschleunigte sich insgesamt so
sehr wie zuletzt im Januar 2020 und lag deutlich über
dem Langzeitmittel. Und auch die durchschnittlich
erhobenen Angebotspreise wurden entsprechend
erstmals seit drei Monaten erhöht.
Der neuerliche Aufschwung im Servicesektor im März
in Kombination mit Rekordzuwächsen in der Industrie
sorgten zusammengenommen für das kräftigste
Wachstumsplus im deutschen Privatsektor seit über drei
Jahren. Der Composite-PMI notierte mit 57,3 Punkten
meilenweit über dem im Februar registrierten Wert (51,1).
Ähnlich bergauf ging es zum Ende des ersten Quartals
beim Gesamt-Auftragseingang und das hauptsächlich
aufgrund des Anstiegs der Exportaufträge im
verarbeitenden Gewerbe.
Die Beschäftigungssituation verbesserte sich im
Umfragemonat ebenfalls, was sich im zunehmenden
Kapazitätsdruck und in der wachsenden Zuversicht im
Hinblick auf die künftige Geschäftslage widerspiegelte. Es
wurden so viele neue Mitarbeiter eingestellt wie seit Juni
2019 nicht und zusätzlich zum anhaltenden Stellenaufbau
bei den Dienstleistern wurden sogar die Belegschaften
auf Herstellerseite erstmals seit zwei Jahren aufgestockt.
Derweil fielen die Geschäftsaussichten so positiv aus
wie nie und erreichten einen neuen Rekordwert (seit Juli
2012). Und das trotz des leichten Stimmungsdämpfers bei
den Produzenten.
Wie die März-Auswertungen zeigen, beschleunigte sich
die Inflationsrate der durchschnittlich erhobenen Preise
für Güter und Dienstleistungen so deutlich wie seit zwei
Jahren nicht. Diese Zunahme spiegelt das annähernde
Zehn-Jahreshoch beim sektorübergreifenden Kostendruck wider, denn insbesondere die Fertiger hatten im
Umfragemonat mit einem massiven Ausgabenanstieg zu
kämpfen.
Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit,
kommentiert die aktuellen PMI Daten:
"Wie die jüngsten Daten zeigen, gab es im März erste
zaghafte Anzeichen eines Aufschwungs im deutschen Dienstleistungssektor. Die Lockdown-Lockerungen ermöglichten
es einigen Firmen, ihre Geschäfte erstmals seit Monaten
wieder zu öffnen. Und auch in anderen Teilbereichen des
Tertiärsektors stieg die Binnennachfrage aufgrund der
wachsenden Zuversicht wieder an.
Zudem half die voranschreitende Impfkampagne dabei, dass
immer mehr Befragte optimistischer in die wirtschaftliche
Zukunft blickten. Dies sorgte wiederum für eine weitere
Erholung auf dem Arbeitsmarkt, denn viele Serviceanbieter
rechnen damit, dass die Geschäfte in den kommenden
Monaten anziehen werden.
Das war es dann allerdings auch schon mit den guten
Neuigkeiten. Wie die aktuellen Auswertungen verdeutlichen,
nahm der Kostendruck bei den Dienstleistern angesichts
steigender Energie- und Kraftstoffpreise zu. Darüber hinaus
stellen die Bemühungen zur Eindämmung der dritten
Coronawelle ein unmittelbares Risiko für die Performance
zum Start des zweiten Quartals dar."
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