Siemens Mobility-CEO: Klimaschutz bleibt trotz Corona Top-Priorität
Michael Peter: Werke in Wien und Graz auf Wachstumskurs - Neue
Nightjet-Züge präsentiert
Der Chef der Mobilitätssparte des
Siemens-Konzerns, Michael Peter, stellt heute in Wien die neuen
Nightjet-Züge für die ÖBB vor. Im Gespräch mit der APA betont der
deutsche Manager, dass die Corona-Pandemie nichts an der Bedeutung
des Klimaschutzes in der Mobilität geändert habe: "Klimaschutz
bleibt die Top-Priorität." Ziel sei das CO2-neutrale Reisen. Der
Bahnverkehr werde nach der Pandemie schnell wieder zurückkehren,
denn "die Menschen möchten reisen", ist er überzeugt.
Dass im milliardenschweren EU-Wiederaufbauplan mehr als ein
Drittel der Gelder für Klimaschutz ausgegeben werden soll, freut den
Siemens-Mobility-Chef. Im von der EU ausgerufenen "Europäischen Jahr
der Schiene" 2021 hat der Manager an die EU noch zwei Wünsche: Man
möge doch bei Ausschreibungen nach dem "Best Value"-Prinzip, also
der größten Gesamtleistung, und nicht nach dem Billigstbieterprinzip
vorgehen. Und bei der Fahrzeugzulassung für Schienenfahrzeuge in
Europa sollte sich mehr bewegen. Derzeit gebe es noch zu viele
nationale Barrieren.
Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie
Reisewarnungen, Quarantänebestimmungen und Lockdowns, ist die Zahl
der Passagiere in den Zügen stark zurückgegangen. "Wir gehen davon
aus, dass sich der Bahnverkehr ab dem Spätsommer wieder komplett
erholen wird - vorausgesetzt die Impfungen sind erfolgreich und es
gibt keinen Lockdown", sagt Peter. Im letzten Sommer hätten sich die
im Frühling stark eingebrochenen Mobilitätszahlen für Private fast
auf 100 Prozent erholt.
Der Digitalisierungsschub infolge der Pandemie habe sich auch in
mehr digitalen Ticketbuchungen und -käufen sowie Platzreservierungen
ausgewirkt. Das sei für die Verkehrsplanung natürlich sehr
hilfreich. Auch Homeoffice werde nach der Pandemie teilweise
bleiben. Durch mehr Flexibilität könnte der Gesamtverkehr flüssiger
gestaltet werden, erwartet der Siemens Mobility-Chef. Im eigenen
Unternehmen sei man mit Beginn der Pandemie in allen Bereichen, wo
dies möglich sei, auf Homeoffice umgestiegen. "Wir haben damit bei
Siemens extrem gute Erfahrungen gemacht und möchten das beibehalten
mit einem Anteil von rund 40 Prozent, also zwei Tage die Woche."
Wirtschaftlich habe sich die Verkehrssparte Siemens Mobility
trotz der tiefen coronabedingten Rezession in Europa "extrem gut
geschlagen", führt Peter aus: "Wir haben dem Umsatz zum Vorjahr
leicht gesteigert und mehr Aufträge gewonnen, als wir Umsatz haben".
Beim Gewinn sei man am Margenband von knapp über 9 Prozent gelandet,
im ersten Quartal sogar bei 10 Prozent. Das Geschäftsjahr endet bei
Siemens am 30. September. In den Werken sei es auch nicht zu
Schließungen gekommen, so habe man immer den Lieferverpflichtungen
nachkommen können. Mit 38.500 Beschäftigten hat die Siemens Mobility
GmbH im letzten Geschäftsjahr einen Jahresumsatz von über 9 Mrd.
Euro erzielt.
Mit den beiden Werken in Österreich ist Peter zufrieden: In Graz
werden Drehgestelle produziert, eine "absolute Schlüsselkomponente
für Schienenfahrzeuge im Hochgeschwindigkeitsverkehr", dabei habe
Siemens eine Kooperation mit der dortigen Universität. In
Wien-Simmering werden Nahverkehrszüge für U-Bahnen und Straßenbahnen
gefertigt. Beide Standorte wachsen und sind auch
Ausbildungsstandorte für Lehrlinge. Die österreichischen Werke seien
auch wichtig, weil die ÖBB ein "sehr innovativer Kunde und Partner"
sei. So habe man mit der Bundesbahn das erste Stellwerk in der
Cloud, eine digitale Stellwerkssteuerung, am Bahnhof Achau
errichtet.
(Schluss) gru/kre
ISIN DE0007236101
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