Russische Raffeisen-Tochter erwartet 2020 stabilen Gewinn
Keine höhere Vorsorge für faule Kredite erwartet
Die Russland-Tochter der Raiffeisen
Bank International (RBI) fürchtet trotz der Coronakrise keinen
Ergebniseinbruch im laufenden Jahr. Der Gewinn werde 2020 auf dem
Niveau des Vorjahres von 37,6 Milliarden Rubel (434,4 Mio. Euro)
liegen, sagte Bankchef Sergei Monin der Nachrichtenagentur Reuters
in einem am Dienstag veröffentlichen Interview.
"Ich denke, wir enttäuschen nicht in Bezug auf den Gewinn." Wenn
sich die Lage nicht verschlechtere, werde man in der zweiten
Jahreshälfte eine Dividende zahlen.
Die russische RBI-Tochter zählt zu den 15 größten Kreditgebern
Russlands und ist eine der größten westlichen Banken des Landes. Sie
steht im harten Wettbewerb mit den staatlichen Kreditgebern, die den
Markt dominieren. Für die Konzernmutter in Wien ist Russland der
größte Gewinnbringer. Wieviel die RBI letztendlich verbuchen kann,
hängt auch von der Kursentwicklung des russischen Rubel ab.
Anders als andere große Kreditgeber erwartet die RBI-Tochter
keine höhere Vorsorge für faule Kredite. "Wir gehen nicht davon aus,
dass die Risikokosten und die Anzahl der Ausfälle steigen", sagte
Monin. Auch bei den Unternehmenskrediten und im Einzelhandel rechnet
das Geldhaus mit Zuwächsen, obwohl im vergangenen Jahr ein Viertel
der Filialen geschlossen wurde.
Die Coronakrise und der Einbruch der Ölpreise haben Russlands
energieabhängige Wirtschaft getroffen. Die Weltbank erwartet, dass
die Wirtschaftsleistung heuer um 6 Prozent schrumpfen wird. Die
russische Zentralbank geht davon aus, dass die Banken des Landes
dennoch profitabel bleiben und kein zusätzliches Kapital benötigen.
Im April mahnte die russische Notenbank die Geldhäuser zur Vorsicht
bei Gewinnausschüttungen. Sie sollten Dividenden für 2019 nur
zahlen, wenn ihr Eigenkapital auch mittelfristig ausreicht.
Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) rät den
Instituten, wegen der Coronakrise bis Jahresanfang 2021 auf die
Auszahlung von Dividenden und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Die
RBI hält an ihrem Plan fest, für das vergangene Geschäftsjahr eine
Dividende zu zahlen. Die Hauptversammlung, die darüber entscheidet,
wurde auf Oktober verschoben.
Die RBI will am 11. August die Ergebnisse für das zweite Quartal
veröffentlichen. Die Bank rechnet mit Wertminderungen in Höhe von 49
Mio. Euro. Darüber hinaus kündigte die Bank Rückstellungen für
Rechtsstreitigkeiten in Rumänien und Polen in der Höhe von 27 Mio.
Euro an.
(Schluss) bel/cs
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