Andritz muss in den Sparten Hydro und Metals den Sparstift ansetzen
Schwaches Marktumfeld und niedrige Investitionstätigkeit
belasten - Mitarbeiterabbau bei Hydro und Metals geplant -
Andritz in Österreich ab August aus der Kurzarbeit draußen -
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Ein schwaches Marktumfeld, eine niedrige
Investitionstätigkeit und die laufende Coronakrise haben bei dem
Anlagenbauer Andritz vor allem den Sparten Hydro und Metals
zugesetzt. Dort muss nun der Sparstift angesetzt werden, ein
Mitarbeiterabbau steht bevor. Genaue Zahlen nannte Unternehmenschef
Wolfgang Leitner noch nicht. Die Kurzarbeit in Österreich wird
indessen ab August beendet.
"Wir haben die letzten Jahre kontinuierlich Mitarbeiter aufgebaut
und müssen uns jetzt an ein niedrigeres Niveau anpassen. Wo das
genau liegen wird, wollen wir die nächsten Monate noch abwarten", so
Leitner am Freitag im Rahmen der Zahlenpräsentation. Die Andritz sei
kein Restrukturierungsfall, aber man müsse auch in Zukunft rentabel
und wettbewerbsfähig bleiben, daher seien Anpassungen nötig. Für das
dritte Quartal werde es dafür jedenfalls eine Rückstellung "im
mittleren/oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich" geben, die
vor allem die beiden Sparten Metals, die im wesentlichen aus der
Tochter Schuler besteht, und Hydro betreffen werde.
Die Metals-Sparte leide vor allem unter dem schwachen Automarkt.
"Wir verlieren keine Aufträge - aber es gibt auch keine Aufträge,"
sagte Leitner am Freitag. Zudem gestalte sich auch das Umfeld in der
Stahlindustrie derzeit schwierig. Auch Hydro sei "schwierigen
Bedingungen am weltweiten Wasserkraftmarkt" ausgesetzt. Die
Rentabilität sei zwar noch in Ordnung, aber auch hier müsse man die
Kapazitäten anpassen, da das Geschäft zurückgehe. Für beide Sparten
hofft Leitner aber für das zweite Halbjahr wieder auf eine
Verbesserung der Investitions- und Auftragssituation.
In den anderen beiden Sparten - Pulp & Paper und Separation -
laufe es besser. Im Bereich Pulp & Paper sei die Nachfrage derzeit
vor allem vom "Tissue-Bereich" - also bei Herstellern von
Toilettenpapier und ähnlichem - geprägt, während es im Papierbereich
(z.B. Zeitungsdruck) Rückgänge gebe. Der Zellstoffpreis sei
weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.
In der 2018 erworbenen Andritz Diatec in Italien hat der Konzern
überdies eine Gesichtsmasken-Produktion gestartet - zunächst für den
eigenen Bedarf im Konzern, mittlerweile wurden aber bereits 20
Linien verkauft. Bis zu 600 Masken können pro Minute produziert
werden. Konzernchef Leitner rechnet damit, dass das Maskengeschäft
noch für einige Jahre ein Teil des Konzerns bleiben wird.
Die Sparte Separation profitiere dagegen von einer guten
Projektaktivität und einer soliden Nachfrage aus der
Lebensmittelindustrie. Es ist die einzige Sparte, die im zweiten
Quartal ein Auftragsplus (von 5,6 Prozent) verzeichnen konnte.
In den anderen Sparten ging es bei den neuen Aufträgen spürbar
bergab. Gelitten hat vor allem der Metals-Bereich mit einem
Auftragsminus von knapp drei Viertel (minus 73 Prozent). In der
Sparte Pulp & Paper gingen die Auftragseingänge um 44 Prozent zurück
und in der Sparte Hydro um 14 Prozent.
Insgesamt gingen die Auftragseingänge im zweiten Quartal um 42,2
Prozent nach unten, in Halbjahr gingen sie mit rund 3,04 Mrd. Euro
im Vergleich zur Vorjahresperiode um 18 Prozent zurück. Allerdings
hatte die Kennzahl im Vorjahr noch mehrere größere Aufträge in den
Bereichen Pulp & Paper und Metals enthalten, heißt es in der
Aussendung.
Durch die Einführung der Kurzarbeit sei es hingegen gelungen, den
Umsatz im Halbjahr hoch zu halten und die Kosten einzudämmen.
Mittlerweile steigt Andritz aber wieder aus der Kurzarbeit aus. "Die
Kurzarbeit ist ein fantastisches Mittel um einige Monate einen
Einbruch überbrücken zu können. Aber Kurzarbeit ist kein Mittel um
ein niedrigeres Volumen, das durch den Markt verursacht ist, über
die Arbeitsmarktverwaltung zu finanzieren", so der Konzernchef.
Bereits im Juni sei die Kurzarbeit in Österreich für die Hälfte
der Mitarbeiter beendet worden, die zweite Hälfte folge dann im
August, so Leitner. Neben der Kurzarbeit habe man keinerlei
staatliche Förderungen in Anspruch genommen.
Umsatz und Ergebnis konnten im Halbjahr etwas gesteigert werden.
Der Umsatz stieg um 3,6 Prozent auf 3,17 Mrd. Euro, das
Konzernergebnis (nach Minderheiten) legte um 9,5 Prozent auf 84,9
Mio. Euro zu. Das operative Ergebnis vor außerordentlichen Effekten
(EBITA) fiel um 1,8 Prozent auf 174,3 Mio. Euro, die Rentabilität
(EBITA-Marge) ging von 5,8 Prozent auf 5,5 Prozent zurück. Für das
Gesamtjahr 2020 geht der Konzern von einem leicht rückläufigen
Umsatz aus, die Rentabilität sollte dafür mit einer EBITA-Marge von
rund 5 Prozent stabil bleiben, hieß es im Ausblick.
Die Bruttoliquidität lag zum Ende des Halbjahres bei rund 1,5
Mrd. Euro (minus 5,2 Prozent zum Halbjahr 2019), netto lag sie bei
205 Mio. Euro (plus 310,8 Prozent). Um die Liquidität des Konzerns
müsse man sich keine Sorgen machen, so der Unternehmenschef. Die
Eigenkapitalquote liegt bei 17,3 Prozent, nach 15,9 Prozent im
Vorjahreszeitraum.
( 0892-20, 88 x 90 mm)
(Schluss) bel/ivn
ISIN AT0000730007
WEB http://www.andritz.com