Porr-Chef: Bauindustrie wird von der Krise profitieren
Regierungen werden Konjunkturpakete schnüren - Konzern hat in
Österreich 9.000 Mitarbeiter auf Kurzarbeit und streicht
Dividende für 2019 - Projekte in Norwegen und Polen drückten
Gewinn
Trotz eines herben Gewinneinbruchs im abgelaufenen
Geschäftsjahr sieht sich der 150 Jahre alte Baukonzern Porr gut für
die Zukunft gerüstet. Die Bauindustrie werde von der Coronakrise
profitieren, erwartet CEO Karl-Heinz Strauss. "Es wird
Konjunkturprogramme geben", sagte der Vorstandschef am Montag bei
der Online-Bilanzpressekonferenz. Der Branche spiele auch die
Digitalisierung in die Hände.
Die Porr habe seit Ausbruch der Coronakrise im März mehr oder
weniger durchgearbeitet. In Österreich waren laut Strauss 14 Tage
bis drei Wochen lang 80 Prozent der Baustellen stillgelegt. "Wir
arbeiten heute wieder mit 80 Prozent der Leistung, in Österreich
derzeit bei 90 und bald wieder bei 100 Prozent", berichtete der
Konzernchef. Alles unter Einhaltung der neuen Hygienevorschriften,
wie Strauss betonte.
In Österreich hat die Porr über 9.000 Mitarbeiter auf Kurzarbeit
geschickt. Die Reisebeschränkungen für die Mitarbeiter, auch die
Arbeitskräfte aus Osteuropa, seien mittlerweile schon wieder
aufgehoben worden. "Die Bauarbeiter sind schon alle wieder da,
arbeiten alle wieder voll", so der CEO. Der Konzern beschäftigte
2019 im Schnitt gut 19.800 Arbeitnehmer.
"Wir sind alle sehr betroffen vom Ausmaß und der Intensität der
Krise mit Covid-19", sagte der Porr-Chef. "Viele glauben, dass das
ein Wendepunkt in unserer Geschichte sein wird - ich glaube, es wird
ein Beschleuniger sein." Die Welt werde weiter wirtschaftlich
globalisiert, politisch fragmentiert und technologisch digitalisiert
werden. "Die Krise zeigt uns eine Welt des Streamings, des
Onlinehandels und der virtuellen Meetingräume." Dahin führe nun
verstärkt der Weg.
Der Schaden, der in Europa und insbesondere auch in Österreich
durch das Coronavirus angerichtet wurde, "ist ja schon da". Die
Arbeitslosenquote sei hoch und werde weiter steigen. "Ob das in
manchen Ländern zu Finanzkrisen führen wird, wird man sehen."
Als Tribut an die Coronakrise streicht Porr die Dividende für
2019. Darüber sei lange diskutiert worden. Ursprünglich wurde auch
eine deutlich gekürzte Ausschüttung von nur 40 Cent je Aktie (2018:
1,1 Euro) angedacht, doch "vor allem aus Unsicherheit bei Covid",
entfällt die Dividende diesmal. "Wir haben auch Gehaltsverzicht bei
Mitarbeitern und im Management", ergänzte Strauss. Nun sollen "alle
Stakeholder einen Beitrag leisten", also auch die Aktionäre.
"2019 stand- nach Jahren des Wachstums - im Zeichen der
Konsolidierung und des selektiven Wachstums", sagte Finanzvorstand
Andreas Sauer. Der Konzerngewinn brach um fast 60 Prozent auf knapp
28 Mio. Euro ein. Auf dem Ergebnis lasteten Sonderabschreibungen auf
Projekte in Norwegen und in Polen. Die Erstanwendung des
Rechnungslegungsstandards IFRS wirke sich zwar mit 40 Mio. Euro
positiv auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(EBITDA) aus. "Diese werden aber zur Gänze durch die negativen
Effekte in Norwegen und Polen kompensiert", erklärte Sauer.
Die Porr sieht sich aber für den weiteren Verlauf der Coronakrise
"gut gerüstet" - neben der Aussicht auf die Konjunkturpakete und der
zunehmenden Digitalisierung stimmt auch der gut gefüllte
Orderpolster von gut 7 Mrd. Euro optimistisch. "Unser hoher
Auftragsbestand ist ein gutes Fundament", so Strauss.
(Schluss) kre/gw
ISIN AT0000609607
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