Frauenthal verhandelt um staatliche Kreditgarantien
Vorübergehende Produktionspausen in einigen Automotive-Werken
Der börsennotierte Sanitärgroßhändler und
Autozulieferer Frauenthal rechnet mit massiven Folgen der
Coronakrise. Das Unternehmen ist gerade in Verhandlungen um
staatlich garantierte Kredite in Österreich und Deutschland. Das
schreibt der Vorstand im Jahresfinanzbericht für 2019, der am
Mittwochabend veröffentlicht wurde.
Ob und in welchem Ausmaß die Aktionäre eine Ausschüttung für das
abgelaufene Jahr sehen, ist offen: Der Vorschlag für
Gewinnverwendung und Dividendenauszahlung für das Geschäftsjahr 2019
werde in Abhängigkeit von Dauer und Auswirkungen der Covid-19-Krise
aktuell noch evaluiert, heißt es dazu im Geschäftsbericht.
Umsatz und Ergebnis 2020 werden jedenfalls niedriger ausfallen.
Die Covid-19-Situation führe zu einer Liquiditätsbelastung und
massiven Ergebnisverschlechterung in 2020. Dies führe u.a. zu
erhöhtem Finanzierungsbedarf. Zum Berichtszeitpunkt würden mit allen
Bankpartnern Gespräche über Kreditstundungen, Erweiterungen von
Linien zur Working Capital Finanzierung sowie für staatlich
garantierte Kredite (in Österreich und Deutschland) geführt.
Bei Frauenthal Automotive erwartet das Management 2020 einen
Einbruch mindestens im Ausmaß wie in 2009 (35 Prozent Marktrückgang
bei schweren Nutzfahrzeugen, wahrscheinlich mehr), heißt es im
Bericht weiter. Die Erholung werde hier voraussichtlich 2 bis 3
Jahre benötigen, da die Investitionen in diesem Segment durchaus um
1 bis 2 Jahre verschoben werden können. Weil das Geschäft mit
schweren Nutzfahrzeugen insgesamt rückläufig sei, sei die erwartete
schwere Marktkrise in dem Segment nicht so entscheidend für das
Schicksal der Division.
Vorübergehend mussten in der Automotive-Sparte Kapazitäten
heruntergefahren werden, durch die temporäre Einstellung bzw.
deutliche Reduktion der Produktion in den europäischen Werken sowie
im amerikanischen Werk in South Carolina, wobei bestehende
Kurzarbeitsmodelle in Anspruch genommen würden, heißt es im Bericht
weiter. Die Division beliefert überwiegend Kunden der europäischen
Autoindustrie, die aktuell einen Großteil ihrer Werke geschlossen
hat. Sobald der Produktionsstopp der Kunden beendet ist, können alle
Werke kurzfristig hochgefahren werden, schreibt das
Frauenthal-Management. Das Werk in Kunshan, China, produziere
annähernd auf Vorjahresniveau.
In der Division Handel ist im wesentlichen die Situation in
Österreich relevant. Als Zulieferer des Baunebengewerbes hänge die
Sparte mit einem leichten Zeitversatz direkt von der Baukonjunktur
ab. Hier war man u.a. von den Schließwochen in den Baumärkten
betroffen.
Für 2019 wies die Frauenthal-Gruppe einen Umsatz in Höhe von
951,3 Mio. Euro aus, was einen Rückgang um 3,3 Mio. Euro bedeutete.
Die Division Frauenthal Automotive brachte einen Jahresumsatz von
322,1 Mio. Euro (minus 6,5 Prozent), was im Wesentlichen auf die
Business Unit Powertrain zurückzuführen war (Verlust eines
Großauftrags). Die Division Handel hat ihren Umsatz 2019 um 3,1
Prozent auf 629,2 Mio. Euro angehoben. Der Bruttogewinn (EBITDA)
wurde insgesamt mit und 67,1 Mio. Euro ausgewiesen, das waren 27,6
Mio. Euro mehr als im Jahr davor - es gab auch Einmaleffekte. Nach
Steuern gab es bereinigt einen Rückgang auf 10,8 Mio. Euro.
(Schluss) rf/stf
ISIN AT0000762406
WEB http://www.frauenthal.at