RBI-Experten sehen Konjunktur und Aktienmärkte 2020 positiv
Politische Risiken dürften Wachstum nicht mehr so stark
bremsen
Die Experten der Raiffeisen Bank International (RBI)
sind für 2020 optimistisch. Mit der Wirtschaft sollte es wieder
aufwärtsgehen. Politische Risiken wie Brexit und Handelskonflikte
dürften die Konjunktur nicht mehr so stark bremsen wie zuletzt.
Weiter positiv gesehen werden die Aktienmärkte, auch wenn bereits
2019 ein "fantastisches Aktienjahr" ist.
Die konjunkturelle Trendwende sei das aktuelle Motto auf den
Finanzmärkten und die Aktienmärkte zelebrierten das seit Anfang
Oktober mit globalen Kurssteigerungen, so RBI-Chefökonom Peter
Brezinschek am Freitag in einer Pressekonferenz. Er sieht dafür
einige gute Gründe. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei
im dritten Quartal in Europa und in den USA besser ausgefallen als
erwartet. Die teilweise inverse Zinskurve sie diesmal kein
sinnvoller Vorlaufindikator für die Rezession gewesen. Unter anderem
habe die expansive Geldpolitik in den USA und in Europa dafür
gesorgt, dass die langen Laufzeiten auf den Rentenmärkten stark nach
unten verzerrt seien.
Es gebe eine hohe Diskrepanz zwischen der in eine Rezession
gelaufenen Industrie und dem Dienstleistungssektor. Auf die
Industrie entfielen rund 15 Prozent der Wirtschaftsleistung und auf
Dienstleistungen 85 Prozent. Es sei ein gutes Zeichen, dass es
bisher keine Ansteckungseffekte der Industrie gegeben habe. Die
vorlaufenden Konjunkturindikatoren begännen sich zu stabilisieren,
wenngleich auch einem niedrigen Niveau. Das bedürfe aber noch eine
Bestätigung - im Jänner und Februar müssten die Werte zumindest
erreicht oder übertroffen werden.
Der 12. Dezember sei ein denkwürdiges Datum gewesen: Die
Wahl-Ergebnis in Großbritannien sei ein richtungsweisender Aspekt
für den Brexit gewesen und es habe auch eine Einigung den USA und
China hinsichtlich eines ersten Teiles eines Handelsabkommens und
einer Beendigung dieser Konfliktsituation gegeben. Das sei ein
wesentlicher Impuls dafür, "dass diese politischen Bremsklötze sich
möglicherweise für 2020 tendenziell auflösen".
Die expansive Geldpolitik wird sich nach Einschätzung der RBI
fortsetzen. "Wir erwarten weder in den USA noch in Europa eine
Änderung", so Brezinschek. Die EZB stehe 2020 ganz im Zeichen ihres
Strategiewechsels, es werde wohl keine großen Maßnahmen geben und
eine abwartende Haltung genau so wie in den USA vorrangig sein. Man
habe zwar noch eine US-Zinssenkung in den Prognosen, gehe aber davon
aus, dass die Wahrscheinlichkeit im Laufe des ersten Quartals
abnehmen wird, ob diese Zinssenkung kommen wird.
Für die Eurozone wurde die Wachstumsprognose für 2020 leicht auf
0,8 Prozent angehoben, für 2021 auf 1,2 Prozent. Für die USA wurde
die Erwartung für 2020 leicht auf 1,7 Prozent angehoben, für 2021
wird ein BIP-Plus von 2,0 Prozent prognostiziert. In Österreich sei
die Industrieschwäche ebenfalls angekommen, die Entwicklung bei den
Dienstleistungen sei weiter robust. Die Wachstumsprognose für 2019
habe man leicht auf 1,5 Prozent angehoben. Im kommenden Jahr wird
die österreichische Wirtschaft laut RBI-Erwartung um 0,8 Prozent
wachsen und 2021 um 1,4 Prozent. Die Bankexperten sind damit für
2019 und 2020 etwas vorsichtiger als beispielsweise die
Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS. Wenig Änderungen erwartet die
RBI beim Euro-Dollar-Kurs wegen der Zinskonstanz und
Wachstumsparallelität zwischen Eurozone und den USA.
2019 ist ein "fantastisches Aktienjahr" mit plus 20 bis 30
Prozent Indexperformance bei Standardwerten, so
Raiffeisen-Centrobank-Chefanalyst Bernd Maurer. Man gehe auch von
einem guten Aktienjahr 2020 aus, wenngleich die Kursgewinne wohl
niedriger ausfallen dürften als heuer. Die RBI rechnet für 2020 mit
Zuwächsen im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich.
Gründe für den positiven Ausblick seien unter anderem die
Stabilisierung der Konjunktur und die Abnahme der
Rezessionswahrscheinlichkeit. Allerdings seine diesmal keine
Kursrückgänge vorausgegangen. Man müsse im Auge behalten, dass die
Aktienmärkte seit Oktober gut gelaufen seien und schon etwas
eingepreist sei. Die RBI bevorzuge Europa gegenüber den USA, unter
anderem wegen relativ günstiger Bewertungen.
(Schluss) itz/cri
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