Erste Group auf Kostenbremse - Seit 2009 ein Viertel weniger Filialen
Zinsunabhängiges Provisionsgeschäft wird bis 2024 deutlich
ausgebaut - Ein Auge auf polnische mBank: Nächste Woche wird
Informationsmemorandum studiert
Die börsennotierte Erste Group hat sich am
Donnerstag neue Fünfjahresziele gegeben. An Kosten soll weiter
gespart werden, der Filialabbau geht weiter. Seit 2009 ist deren
Zahl in der Gruppe um fast ein Viertel reduziert worden. Der
digitale Umbau ist im Gang. Stärkere Ertragsquellen erhofft sich die
Bank bis 2024 aus dem - weniger zinsabhängigen - Provisionsgeschäft.
In fünf Jahren soll die Kosten-Ertrags-Relation bei etwa 55
Prozent liegen - in den ersten neun Monaten 2019 sind noch 58,6
Prozent der Erträge für Kosten aufgewendet worden.
Bis Ende 2024 soll der Provisionsüberschuss auf 2,4 Mrd. Euro
ansteigen - vor allem durch mehr Erträge aus dem Asset-Management-
und Wertpapiergeschäft, aber etwa auch aus dem Vertrieb von
Versicherungsprodukten über die Banken (Bancassurance). Zum
Vergleich: 2018 waren es beim Provisionsergebnis 1,9 Mrd. Euro.
Heuer werden 2 Milliarden Euro erwartet, sagte der künftige
Vorstandschef Bernhard Spalt am Donnerstag beim Kapitalmarkttag, an
dem sich der amtierende Erste-Chef Andreas Treichl vor Analysten und
Investoren verabschiedete.
Bei ihren Kosten wird die Erste Group heuer bei 4,3 Mrd. Euro zu
liegen kommen. Für 2020 sind weniger als 4,4 Mrd. Euro veranschlagt.
Kontinuierlich steigenden IT-Kosten sollen in den nächsten Jahren
entsprechende "Effizienzgewinne" aus der rapide voranschreitenden
Digitalisierung gegenüberstehen. Weiter ein großes Thema, das
entsprechend adressiert wird, sind die Kosten besonders auch in
Österreich.
Der Vorstand machte heute deutlich, dass die Sparkassen für etwa
ein Viertel der Kostenbasis der Erste Group verantwortlich seien,
aber für mehr als die Hälfte der in den vergangenen fünf Jahren
entstandenen Kostensteigerungen, berichtete Spalt.
Mit dem Ausbau der digitalen Vertriebswege wird der "physische"
Fußabdruck, also das Filialnetz, weiter reduziert. Ihren Höhepunkt
hatte die Filialzahl der Erste Group in Österreich und
Zentral/Osteuropa im Jahr 2009, mit damals 3.071 Filialen. Heuer zum
Jahresende werden es 2.350 sein. Das war bisher ein Rückgang um gut
23 Prozent.
Am deutlichsten gekürzt worden ist das Niederlassungsnetz in den
vergangenen zehn Jahren in Ungarn, Tschechien, Rumänien, Österreich
und der Slowakei, geht aus der Präsentation hervor. Der Filialabbau
mildert der Bank zufolge den Kostendruck in anderen Bereichen (IT,
Digitalisierung, Lohnentwicklung, Regulatorische Kosten). Wobei laut
Spalt der Filialabbau weniger mit Kostenthemen zu tun hat, als
vielmehr mit dem geänderten Verhalten der Kunden.
Die digitale Bankingplattform "George" soll nach ihrer
Installation in weiteren Ländern im Jahr 2021 rund 6,5 Millionen
Kunden haben. Ende des 3. Quartals 2019 hatte George 5,3 Millionen
registrierte User.
Finanzvorstand Stefan Dörfler hat am Donnerstag den Plan des
Managements bekräftigt, für 2019 eine Dividende von 1,50 Euro je
Aktie zu zahlen. Zweistellig bleiben soll auch im kommenden Jahr die
Kapitalrendite. 2020 soll die Eigenkapitalverzinsung bei mehr als 10
Prozent gehalten werden, zum sechsten Mal in Folge.
Durchaus überraschend kam bei der Erste Group vor wenigen Wochen
ein möglicher Kauf der polnischen Commerzbanktochter mBank auf den
Tisch. Dörfler sagte heute, er erwarte für nächste Woche das
Informationsmemorandum. Das werde man sich ansehen.
(Schluss) rf/itz
ISIN AT0000652011
WEB http://www.erstegroup.com