Airline-Betriebsversammlungen - vida will 1.700 Euro Mindestlohn
Ein Branchen-Kollektivvertrag in der Luftfahrt soll für mehr
Fairness sorgen - AUA und Flughafen Wien sehen sich zu Unrecht
geprügelt - 24 AUA-Flüge fielen aus
Hunderte Pilotinnen und Flugbegleiter der
vier in Österreich konkurrierenden Fluggesellschaften AUA (Austrian
Airlines), Laudamotion, Eurowings und Anisec ("Level") haben am
Mittwoch an Betriebsversammlungen am Flughafen Wien teilgenommen.
Die Gewerkschaft will einen Branchen-Kollektivvertrag durchsetzen.
Kritik kommt vom Flughafen-Vorstand und der AUA. Die Fluglinie
strich vorsorglich 24 Flüge.
Rund 1.500 AUA-Passagiere waren davon betroffen. Weitere
Beeinträchtigungen könnten nicht ausgeschlossen werden, so eine
AUA-Sprecherin zur APA. Bei Eurowings, Level und Lauda kam es zu
keinen Ausfällen. Die ebenfalls in Wien vertretene Billigairline
Wizz Air war heute nicht bei den Betriebsversammlungen vertreten,
weil sie keinen Betriebsrat hat.
Bereits seit Monaten rumort es in der Luftfahrtbranche in Wien
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Gewerkschaft spricht
von Lohn- und Sozialdumping, das aus einem harten Preiskampf der in
Wien stationierten Billigfluglinien herrühre. "Die Situation ist
dramatisch. Manche sind nicht einmal bereit, 1.500 Euro brutto für
eine Flugbegleiterin zu bezahlen", sagte vida-Vorsitzender Roman
Hebenstreit im APA-Gespräch.
Ein Branchen-KV solle "ein faires Fundament schaffen", so
Hebenstreit. Gefordert wird unter anderem ein Mindestlohn von 1.700
Euro brutto sowie eine bessere Planbarkeit bei den Dienstzeiten.
"Der Druck wächst immer mehr Richtung Flexibilität." Auch die
Politik sieht Hebenstreit in der Pflicht. Fluglinien, die sich nicht
fair verhielten, sollten eine Strafe bezahlen, etwa in Form einer
höheren Ticketsteuer, so sein Vorschlag.
Zu Unrecht geprügelt sehen sich AUA und Flughafen Wien. "Wir sind
kollektivvertragsmäßig hier der beste Arbeitgeber und trotzdem
finden Betriebsversammlungen statt, um einen Branchen-KV
durchzusetzen. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass die AUA und
vor allem die Passagiere der AUA für etwas geprügelt werden, wofür
sie nichts können", sagte Airline-Sprecher Peter Thier am Mittwoch
im Ö1-Mittagsjournal.
Seitens des Flughafens fühlt man sich als "Opfer im Namen der
Passagiere". "Die Leidtragenden sind die Passagiere und unsere
Mitarbeiter. Die Flugausfälle führen zu Mehrbelastungen und Stress,
den Ärger der Passagiere bekommen unsere Mitarbeiter ab",
kritisierte Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner im APA-Gespräch.
Durch Mehrleistungen, Überstunden, Verzögerungen und Umsatzentgang
entstünden dem Flughafen zudem hohe Kosten. Die Gewerkschaft schade
mit ihren Aktionen den eigenen Mitgliedern. Ofners Appell: "Die
sollen sich hinsetzen und eine Lösung finden, aber nicht mit dem
Säbel rasseln."
Weitere Airline-Betriebsversammlungen sind laut Hebenstreit
vorerst ohnehin nicht geplant. "Wir werden mit gestärktem Rücken auf
die Wirtschaftskammer zugehen." Diese hat jedoch mit einem
Branchen-KV wenig Freude und befürchtet, dass ein einheitlicher
Kollektivvertrag ausländische Airlines zur Abwanderung aus
Österreich veranlasst.
Auch bei der heimischen Flugsicherung Austro Control gab es noch
keine Einigung bei den KV-Streitigkeiten. Dort soll es am
Freitagnachmittag Betriebsversammlungen geben, was Flughafen-Chef
Ofner ein Dorn im Auge ist. "Wenn die Gagenkaiser der Republik am
Nachmittag in der Verkehrsspitze Betriebsversammlungen abhalten, was
sollen wir da tun?", so Ofner. Die Gewerkschaft vida bestätigte den
Termin.
(Schluss) kan/bel
ISIN AT00000VIE62
WEB http://www.austrian.com
http://www.viennaairport.com
https://www.laudamotion.com
www.flylevel.com/;
https://www.eurowings.org/