Vonovia schaut sich in Österreich auch in Landeshauptstädten um
Vonovia-Vorstand: "Würden in Österreich gerne wachsen, durch
Zukäufe ist das leider schwierig" - Mietendeckel in Berlin
wird Mangel an Wohnraum noch verstärken
Deutschlands größter Immobilienkonzern
Vonovia, der in Österreich Buwog und Conwert geschluckt hat, will
hierzulande weiter zulegen. Der Ex-Buwog-Chef und jetzige
Vonovia-Vorstand Daniel Riedl denkt auch an eine Expansion den
österreichischen Bundesländern.
Riedl ist seit 2018 im Vorstand des deutschen Konzerns für das
Österreich-Geschäft und Immobilienentwicklung zuständig. Nach der
Conwert-Übernahme habe die Entscheidung, danach auch die Buwog zu
übernehmen, den Entschluss, in Österreich zu bleiben, endgültig
fixiert, sagte der Manager im Magazin "trend". Denn jetzt habe das
Österreich-Geschäft (ca. 6 Prozent vom Vonovia-Immobilienbestand)
eine Größenordnung, wo es Sinn mache, es langfristig zu betreiben.
"Wir würden in Österreich gerne wachsen", sagte Riedl. "Durch
Zukäufe ist das leider schwierig, weil kaum institutioneller Handel
mit Immobilienportfolios stattfindet - allein Zinshäuser werden
gehandelt, allerdings zu Renditen, die so niedrig sind, dass es
einem professionellen Investor schwindlig wird. Daher wachsen wir in
Österreich vor allem durch unsere Development-Tätigkeit - derzeit
nur in Wien, wir sehen uns aber auch die Landeshauptstädte an."
Ein Abverkauf des Immobilienbestands von Conwert und Buwog habe
nach deren Übernahme nicht in großem Stil stattgefunden. "Wir
verkaufen jedes Jahr planmäßig etwa 600 Wohnungen aus dem Bestand
sowie rund 500 neu errichtete Wohnungen. Darüber hinaus haben wir
nichts Substanzielles verkauft", sagte der Manager im
"trend"-Interview.
Dass Vonovia derzeit insgesamt 14.000 Wohnungen in Entwicklung
habe und in Wien aber nur rund 1.000 pro Jahr errichtet würden, hat
für Riedl seine Gründe: "Wir würden gerne viel mehr in Wien bauen,
scheitern aber an den Grundstückspreisen und der
Genehmigungsgeschwindigkeit." So kaufe man regelmäßig Liegenschaften
in Stadtentwicklungsgebieten, die noch nicht baureif seien und eine
entsprechende Widmung brauchen. Dort dauere es drei bis sieben Jahre
bis zur Widmung. Daher würde er sich von der Politik schnellere
Widmungsverfahren wünschen - etwa, indem die Digitalisierung in den
Ämtern vorangetrieben wird.
In Deutschland hat die im DAX gelistete Aktie von Vonovia die
geplante Einführung des Mietendeckels in Berlin zu spüren bekommen.
Riedl hält künstliche Obergrenzen für Mieten und staatliche
Eingriffe in den Markt nicht für sinnvoll. Zwar sei Wohnen ein
Grundbedürfnis und es sei daher legitim, als Staat ein gewisses Maß
an Regulierung vorzunehmen. "Wenn das aber so weit geht, dass damit
jede Investition abgewürgt wird, ist das der falsche Weg." Wenn der
Mietendeckel in Berlin wie angekündigt komme, würden die
Investitionen abflachen, was den Mangel an Wohnraum noch verstärke.
Der in Wien eingeführte Zwangsanteil von geförderten Wohnungen sei
für Immobilienentwickler, die besonnen eingekauft hätten, kein
Problem - "auch für uns nicht".
Was für Riedl leistbares Wohnen heißt, erläutert er so: "Wir
haben beispielsweise vor einigen Jahren am Hauptbahnhof ein Projekt
errichtet, dort haben sich die Grundstückspreise inzwischen
vervierfacht". Damit koste in dieser Gegend der Quadratmeter
Wohnfläche heuer 6.000 Euro aufwärts. "Wir bauen daher dort nichts
mehr, sondern gehen in Stadtentwicklungsgebiete wie die Seestadt
Aspern oder Rothneusiedl, wo wir Wohnungen um 3.500 pro
Quadaratmeter anbieten können", erläutert der Immo-Manager. "Denn
wir versuchen, für das, was Menschen verdienen, geerbt oder
angespart haben, ein Produkt anzubieten. Würden wir am Hauptbahnhof
bauen, würden uns die Käufer fehlen. Wir sind keine Abenteurer: Wir
wollen nicht die Preise nach oben treiben, sondern versuchen, mit
dem Produkt und der Lage auszuweichen - "knackiger" zu schneiden,
weil kleine Wohnungen weniger kosten, und bei den Lagen dort
hinzugehen, wo es noch bezahlbar ist."
Dass durch Plattformen wie Airbnb dem Mietmarkt tausende
Wohnungen entzogen werden, ist Riedl ein Dorn im Auge. Da werde
gewerblich Geld gemacht und das Mietrecht ausgehebelt. Hier sollte
die Politik mehr regulieren oder eine Gleichstellung der
kurzfristigen Wohnungsvermietung zum Hotelbusiness verlangen,
wünscht sich Vonovia.
(Schluss) rf/stf
ISIN DE000A1ML7J1 AT0000697750 AT00BUWOG001
WEB http://www.deutsche-annington.de
http://www.conwert.at
http://www.buwog.at