Oberbank agiert weiter "gegen den Mainstream" und will mehr Filialen
Gasselsberger sieht "Handlungsbedarf" in Ungarn, Tschechien
und Baden-Württemberg - Bank-CEO wortkarg zum aktuellen
Rechtsstreit mit UniCredit-Tochter Bank Austria
Die Oberbank will auch weiterhin ihre Strategie
"gegen den Mainstream" forcieren und in Zeiten, in denen anderen
Banken ihr Filialgeschäft reduzieren, genau dieses weiter ausbauen.
Denn, so der Bankchef Franz Gasselsberger am Dienstag im Klub der
Wirtschaftspublizisten, der direkte Kontakt zu den Kunden in den
Filialen sei wesentlich für die Kundenbindung und damit auch die
Kundenzufriedenheit.
"Wir setzen weiterhin auf Filialen, wir wollen den Kontakt",
sagte Gasselsberger. "Handlungsbedarf", also eine Notwendigkeit zum
Ausbau der Filialen, sieht der Bank-Chef vor allem in Ungarn,
Tschechien und Baden-Württemberg. Zunächst müsse aber der Ausbau in
Sachsen abgeschlossen werden. Die Oberbank ist seit dem vergangenen
Jahr in dem deutschen Bundesland tätig und ist damit bereits in fünf
Regionen der Bundesrepublik vertreten. Wichtig sei für die
oberösterreichische Oberbank in Deutschland vor allem das Geschäft
mit mittelständigen Unternehmen - es macht rund 70 bis 80 Prozent
aus -, im Privatkundenbereich gebe es dagegen "nichts zu verdienen",
so der Oberbank-Boss.
Auch in Wien sieht Gasselsberger noch etwas Ausbaupotenzial,
derzeit gibt es bereits 30 Oberbank-Filialen. Aber "den Großteil des
Wachstums haben wir hinter uns", so der Oberbank-Chef weiter.
Generell baut die Bank auf Wachstum aus eigener Kraft. "Wir wollen
nur organisch wachsen, nicht über Unternehmenskäufe". Ein weiterer
Wert, den der Banker hoch hält, ist die Unabhängigkeit der gesamten
3-Banken-Gruppe - bestehend aus Oberbank, BTV (Bank für Tirol und
Vorarlberg) und BKS (Bank für Kärnten und Steiermark). "Wir wollen
nicht fremdbestimmt sein von einer fernen Zentrale."
Zu dem Rechtsstreit der Bankgruppe mit der Bank Austria, die
derzeit rund 27 Prozent an der Oberbank hält, gab sich Gasselsberger
am Dienstag wortkarg. Die erste Tagsatzung in der Causa findet am 9.
Oktober statt, bis dahin wolle er keinen Kommentar zu der Thematik
abgeben. Auch jegliche Spekulationen, die Bank Austria wolle mehr
Einfluss auf die 3-Banken-Gruppe - insbesondere auf die BVT (derzeit
hält sie an dieser laut Geschäftsbericht 2018 rund 47 Prozent) -
gewinnen, oder ihren Anteil verkaufen, wollte Gasselsberger nicht
näher kommentieren.
Hintergrund des Rechtsstreits ist der Vorwurf der
UniCredit-Tochter Bank Austria, die 3-Banken-Gruppe habe
Kapitalerhöhungen nicht rechtmäßig durchgeführt. Zudem ging die Bank
Austria mit einer Anfechtungsklage gegen Hauptversammlungsbeschlüsse
vor. Konkret ging es dabei um die Reduktion des Aufsichtsrats der
Oberbank auf elf Mitglieder. Damit war die Bankgruppe einem Ansinnen
der UniCredit-Tochter nach einem weiteren Aufsichtsrat nicht
gefolgt.
Die 3-Banken-Gruppe verwehrt sich gegen beide Vorwürfe. "Wir
glauben, dass unsere Vorgehensweise richtig war", betonte
Gasselsberger am Dienstag erneut gegen den Vorwurf, dass bei den
Kapitalerhöhungen Geld zwischen den drei Bankschwestern im Kreis
geschickt wurde. Auch FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller hat die
Governance und die Ringbeteiligung zwischen der BTV, der BKS Bank
und der Oberbank vergangene Woche am Rande des Forum Alpbach als "in
Ordnung" bezeichnet.
In dem anstehenden Verfahren gehe es hauptsächlich darum,
Rechtssicherheit zu schaffen - auch um letztlich an die Kunden
positive Signale senden zu können, so Gasselsberger. Denn in Zeiten
der tief greifenden Veränderungen der Bankenbranche - nicht zuletzt
wegen der rasch fortschreitenden Digitalisierung - wollen die Kunden
Stetigkeit, sagte der Bankchef. Darüber hinaus dürfe die Bedeutung
der starken Mitarbeiterbindung für die Kundenbindung nicht
unterschätzt werden. "Zufriedene Mitarbeiter sind der Schlüssel."
(Schluss) bel/cri
ISIN AT0000625108
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