Lenzing sieht sich in volatilem Umfeld gut aufgestellt
Im Lichte des USA-China-Handelsstreits werden Produktionen in
andere Werke umdirigiert - Spezialfasern spielen immer
wichtigere Rolle, könnten bald 75 Prozent ausmachen
Die weltweiten Unsicherheiten wegen der
Handelskonflikte und anderer Verwerfungen wie der Lage in Hongkong
und des Brexit beschäftigen auch heimische Firmen. Der Faserkonzern
Lenzing sieht sich trotz der Volatilität aber gut aufgestellt.
Einerseits helfe die Qualitätsstrategie mit Spezialfasern, die
weiterverfolgt wird; andererseits das Umlenken diverser Produktionen
auf unterschiedliche Werke.
So werde derzeit verstärkt in Europa produziert, was für den
US-Markt gedacht ist, da sich USA und China gegenseitig mit neuen
Zöllen belegen, erläuterte Vorstandsvorsitzender Stefan Doboczky.
"Wir dirigieren die Produkte auf andere Standorte um." Gleichzeitig
dienen Produkte aus China verstärkt zur Versorgung von Märkten
außerhalb der USA, sagte er bei der Pressekonferenz zu den
Halbjahreszahlen des börsennotierten oberösterreichischen Konzerns
am Mittwoch vor Journalisten in Wien. So hat das Unternehmen im
Halbjahr "ein solides unaufgeregtes Ergebnis in einem aufgeregten
Umfeld erwirtschaftet", sagte Doboczky.
Der Anteil der Spezialfasern am Gesamtumsatz soll bis 2020
bekanntlich die Hälfte erreichen, derzeit kratzt er an 49 Prozent.
Heute sagte Doboczky, nach 2020 solle der Wert weiter klettern - auf
bis zu 75 Prozent. "Ich sehe Lenzing sich strukturell mehr und mehr
zum Spezialfaserhersteller zu transformieren." Das 75-Prozent-Ziel
könnte somit bis 2025 erreicht werden. "Das ist die richtige
Größenordnung; sie erscheint attraktiv", sagte der Manager. Derzeit
läuft eine Strategieüberarbeitung für den Zeitraum ab 2020.
Die Spezialfasern unterliegen Doboczky zufolge einer weitaus
geringeren Volatilität als herkömmliche Produkte. Außerdem böten sie
eine höhere Wertschöpfung vom Holz bis zur Faser. "Das gibt
Stabilität." Zudem dürfte es Verbrauchern mittel- bis längerfristig
immer wichtiger werden, wie ihre Kleidung hergestellt wurde, glaubt
Doboczky, "ähnlich wie bei den Nahrungsmitteln".
Das neue Werk in Thailand passt gleich doppelt. Auch dort werden
Spezialfasern erzeugt. Zudem herrscht von Thailand aus Freihandel
nach China und nach Indien. "Es gibt nicht viele Staaten mit
Freihandel mit Indien", sagte Doboczky. Die dortigen Investitionen
belaufen sich auf rund 450 Mio. Euro.
Zum geplanten Werk in Brasilien - wo schon Bagger für Vorarbeiten
anrollen - wird die endgültige Investitionsentscheidung erst zum
Jahresende getroffen. Es würde rund eine Milliarde Dollar Kosten -
geteilt mit dem Joint-Venture-Partner. Das EU-Mercosur-Abkommen
spielt bei der Entscheidung keine Rolle, es berge keine direkten
Vorteile für Lenzing, so der Vorstandschef.
Der Konzern will bis 2050 auch klimaneutral produzieren. "Das
heißt für uns, dass wir netto in Summe keine CO2-Emission haben
werden. Freilich wird es an einigen Standorten einen Ausstoß geben.
Aber zum Beispiel die Biomasse, die wir verwenden, hilft in der
Gesamtbalance, damit die Neutralität gelingt."
(Schluss) phs/ivn
ISIN AT0000644505
WEB http://www.lenzing.com