Agrana kämpft mit Zuckerpreistief - Stärke und Frucht brachten Gewinn
Gewinn im 1. Quartal deutlich gesunken - Positiver Ausblick
für 2019/2020 - Weiter Kritik an EU/Mercosur-Abkommmen -
Zehnprozentige Beimischung von Bioethanol (E10) wieder auf
Agenda
Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana hatte
im ersten Quartal 2019/20 stark mit dem Zuckerpreisverfall zu
kämpfen, den Gewinn brachte das Frucht-, Stärke- und
Ethanolgeschäft. Der Nettogewinn brach um 28 Prozent auf 18,3 Mio.
Euro ein. Im Gesamtjahr will die Agrana mehr Umsatz und Gewinn
machen, der Ausblick wurde am Donnerstag bestätigt.
Der Preisverfall hängt unter anderem mit der Liberalisierung des
EU-Zuckermarktes und Überproduktion zusammen. Im Oktober 2017 ist
die langjährige EU-Zuckermarktordnung mit Produktionsbeschränkungen
(Quoten), Mindestrübenpreis und Exportbeschränkungen ausgelaufen.
Seitdem gibt es einen zuckerpreisabhängigen Rübenpreis, aber noch
einen Zollschutz für den EU-Zuckermarkt. Der Weltmarktzuckerpreis
schwankte in den vergangenen Jahren massiv. Der Zuckerpreis lag
zuletzt bei 12 Cent je angloamerikanischem Pfund (rund 454 Gramm).
Zum Vergleich: Mitte 2016 kostete ein Pfund Zucker mit 23 Cent knapp
doppelt so viel.
Die Agrana will die Kapazitäten ihrer Zuckerfabriken trotz
Preistiefs aber nicht zurückschrauben. Die Nachfrage sei da, sagte
Agrana-Chef Johann Marihart zur APA. Die Agrana ist eines der
führenden Zuckerunternehmen in Zentral- und Südosteuropa mit neun
Zuckerfabriken in Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Rumänien
und Bosnien-Herzegowina. In Österreich würde die Agrana gerne wieder
mehr Rüben verarbeiten, um die zwei heimischen Zuckerfabriken in
Tulln und Leopoldsdorf (beide NÖ) wieder auszulasten. Zuletzt hatte
die Agrana in Österreich rund 30.000 Hektar Zuckerrübenanbaufläche
unter Vertrag, Firmenchef Marihart hätte gerne wieder 40.000 Hektar.
Wegen des Zuckerpreisverfalls und Schäden durch den Rübenrüsselkäfer
haben zahlreiche Bauern mit dem Rübenanbau aufgehört.
Rund die Hälfte des Umsatzes von 638,4 Mio. (+ 1,3 Prozent)
steuert bei der Agrana bereits der Geschäftsbereich Frucht
(Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate) bei, rund 30 Prozent
entfällt auf das Stärkegeschäft (u.a. für Lebensmittel und Papier)
und 20 Prozent das Zucker-Segment. Der Betriebsgewinn (EBIT) im
Stärke-Segment schnellte im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund
86 Prozent auf 18,4 Mio. Euro hinauf. Laut Agrana ist das kräftige
Gewinnplus auf den deutlich gestiegenen Marktpreis für Ethanol und
Mengenzuwächse in allen übrigen Stärke-Produktsegmenten
zurückzuführen. Das EBIT im Frucht-Segment ging um 14,5 Prozent auf
21,8 Mio. Euro zurück. Einmaleffekte im
Fruchtzubereitungen-Rohstoffbereich waren laut Agrana für die
Ergebnisverschlechterung verantwortlich, der Betriebsgewinn im
Fruchtsaftkonzentratgeschäft wurde "deutlich gesteigert".
Beim umstrittenen EU/Mercosur-Freihandelsabkommen drängt der
Agrana-Chef auf deutliche Verbesserungen im Bereich Umweltauflagen
und Standards. "In Brasilien ist alles erlaubt, was bei uns verboten
ist." Bauernvertreter und einige EU-Länder haben das kürzlich
vorläufig ausgehandelte Abkommen kritisiert. Marihart erwartet, dass
es ohne maßgebliche Änderungen nicht zu einer Ratifizierung des
Freihandelsabkommens mit den vier südamerikanischen Ländern kommen
wird.
Die Agrana wirbt weiterhin bei der Politik für eine
zehnprozentige Beimischung von Bioethanol (E10) in Treibstoffe in
Österreich, derzeit gibt es E5. Der Agrarkonzern produziert genug
Bioethanol, um zehn Prozent in Österreich beizumischen.
Flächendeckende Elektro-Mobilität werde noch lange dauern, die
Einführung von E10 würde viel schneller gehen, sagte Marihart. Mit
einem höheren Bioethanolanteil fallen weniger Treibhausgase und
Feinstaub an. Die Agrana produziert ihr Bioethanol nach eigenen
Angaben ausschließlich aus dem Stärkeanteil von
Futtergetreide-Überschüssen.
Für das Geschäftsjahr 2019/20 bestätigte die Agrana am Donnerstag
den Ausblick. Der Betriebsgewinn (EBIT) soll "deutlich" und der
Umsatz "moderat" steigen. Der Ausbau der Weizenstärkefabrik in
Pischelsdorf (NÖ) liegt laut Firmenangaben "im Plan", die
Inbetriebnahme ist für Ende 2019 geplant.
(Schluss) cri/itz
ISIN AT000AGRANA3
WEB http://www.agrana.com