Verbund und OMV bauen Österreichs größte PV-Freiflächenanlage in NÖ
Energiekonzerne vertiefen strategische Kooperation: Auch im
Ausland "Grünstrom" für OMV-Anlagen - Wasserstoff für
OMV-Chemie in Prüfung, nicht aber für Autos: "Europas
Autoindustrie säumig" - BILD
Der Verbund-Stromkonzern und der Gas- und Ölriese
OMV bauen in NÖ die mit Abstand größte heimische
Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 60.000 Modulen auf 200.000 m2
Fläche und investieren dafür gemeinsam 10 bis 12 Mio. Euro. Weitere
Projekte könnten folgen, auch an ausländischen OMV-Standorten. Zudem
prüft man eine elektrolytische Wasserstofferzeugung, erklärten die
Chefs der Unternehmen am Montag.
In einem ersten Schritt lässt sich die OMV mit der PV-Anlage ein
Zehntel ihres Inlandsstromverbrauchs liefern, "es wird dabei nicht
bleiben", erklärte Generaldirektor Rainer Seele vor Journalisten.
Die Anlage soll im vierten Quartal 2020 in Betrieb gehen, die
erzeugte Strommenge von 18 Gigawattstunden (GWh) entspricht dem
Verbrauch von 5.500 Haushalten. Diese PV-Installation mit 16 MWpeak
Leistung ist 16-Mal so groß wie die derzeit größte und spart dann
12.000 t CO2 im Jahr, so Verbund-General Wolfgang Anzengruber.
Voraussetzung für derartige Anlagen sei freilich eine adäquate
Unterstützung - derzeit gibt es die erst für PV-Paneele am Dach,
aber nicht für Freiflächen. Hier hofft Anzengruber auf das
Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), von dem ja durch eine
parlamentarische Initiative Teile vorgezogen werden könnten. Auch
Fragen der Einspeisekosten und der Netzgebühren sowie der
Anrechenbarkeit für den CO2-Print der OMV seien noch in Bezug auf
den gesetzlichen Rahmen zu klären, sagte der Verbund-Chef.
Die Chefs der beiden teilstaatlichen Energiekonzerne haben am
Montag drei Memorandums of Understanding unterzeichnet, mit denen
die strategische Energie-Kooperation ausgebaut und vertieft werden
soll. Wenn sich zwei so große Konzerne zusammentun, rede man "nicht
von einem Kleckerkram von Investitionen", so der OMV-Chef, doch
müsse einiges noch definiert und durchgerechnet werden. "Da müssen
Sie uns noch etwas Zeit geben", meinte Seele auf bohrende
Journalistenfragen, etwa zu den Wasserstoff- und CO2-Themen.
Unter anderem wollen Verbund und OMV nämlich auch den möglichen
Bau einer elektrolytischen Wasserstoffproduktion prüfen - darauf
bezieht sich eine der Absichtserklärungen. Dabei wird Strom aus
erneuerbaren Energiequellen (etwa Wasserkraft oder PV) genutzt, um
Wasser elektrolytisch zu spalten. Den so erzeugten "grünen
Wasserstoff" will die OMV für chemische Produktionsverfahren nutzen:
Primär untersuche man die Verwendung des Wasserstoffs zur Hydrierung
von CO2, um so den CO2-Ausstoß aus den Industrieanlagen zu senken,
wobei hauptsächlich an den Raffineriestandort Schwechat zu denken
ist. Bei der Methan-Hydrierung geht es um den umgekehrten Vorgang
wie bei einer Methan-Verbrennung, bei der CO2 entsteht, erläuterte
Seele: Man hat dann durch Recycling von Methan eine Erdgas-Erzeugung
implementiert. Das Methan könne dann gespeichert oder kundenseitig
abgesetzt werden. Auch der Verbund-Chef sprach sich für "carbon
capture use" anstelle von "carbon capture & storage" aus, für das es
keine Akzeptanz gebe.
Eine Verwendung von Wasserstoff im Mobilitätssektor, also zum
Antrieb von Autos, ist - zumindest vorerst - nicht angedacht. "So
richtig nimmt Wasserstoff in Europa nicht Fahrt auf in der
Mobilität", bedauerte Seele: "Dabei sind uns Japan oder andere
voraus", meinte er: "Wasserstoff-Mobilität ist erst etwas, was wir
in der übernächsten Dekade, also ab 2030, erleben werden."
Möglicherweise könne man dass eine Spur beschleunigen. Dennoch
begrüßt Seele grundsätzlich die "Unterstützung" von
Wasserstoffprojekten als Teil von Klimastrategien (wie jener von
Sebastian Kurz). Aber es müsste einfach ein "größerer Beitrag von
der Autoindustrie kommen". Deshalb müsse die OMV trachten, den
Wasserstoff zu nutzen, um den CO2-Anfall in ihrem eigenen Bereich
bei chemischen Reaktionen zu mindern.
Dabei spiele sehr wohl auch der CO2-Preis eine Rolle, räumte
Seele ein: "Bei 28 Euro pro Tonne fügt die OMV an: Wie kann ich
diese Kosten vermeiden - auch mit neuen Technologien." Denn bei
Wasserstoffeinsatz gehe es nicht nur um die Wirtschaftlichkeit an
sich, sondern auch um die Vermeidung von CO2-Kosten. Daher müssten
derartige Anlagen eine bestimmte Größe haben und praktisch immer
laufen können. "Wir brauchen einen kontinuierlichen Betrieb dieser
Anlagen, nur dann sind sie wirtschaftlich", so der OMV-Chef: "Das
kommt in der Kooperation mit dem Verbund zum Ausdruck." Auch für
Anzengruber sind die CO2-Vermeidungskosten "entscheidend". Bei
aktuell 26 bis 27 Euro pro t "kommen wir dem Kipppunkt im
Metallurgiebereich mit erneuerbarem Strom schon sehr nahe", der
Wasserstoff etwas teurer erzeuge als auf konventionelle Art. "Steigt
der CO2-Preis, so wird es attraktiv zu switchen", so der
Verbund-Chef.
Ins Ausland soll der Verbund den OMV-Konzern ebenfalls mit
erneuerbarer Stromerzeugung begleiten: "Wir wollen gemeinsam auf
eine internationale Reise gehen", sagte Seele. Diese werde "Richtung
Osten" führen, vor allem nach Russland, aber auch in den Mittleren
Osten und insgesamt "ganz klar Richtung Asien". In Europa will man
auch mögliche Projekte in Deutschland und Rumänien prüfen, heißt es.
Die Zielsetzung sei "an internationalen OMV-Standorten auch eine
erneuerbare Stromproduktion aufzubauen", so Anzengruber.
Laut der gemeinsamen Erklärung liegt der Fokus der Kooperation
der beiden Energieriesen "auf der Evaluierung und Umsetzung von
Stromerzeugungs-, Speicher- und Power-to-X-Anlagen zur Erhöhung der
Eigenversorgung an OMV-Standorten bevorzugt mit Energien aus
erneuerbaren Quellen". Bisher arbeiten Verbund und OMV etwa beim
Joint Venture Smatrics, einem E-Mobility-Provider, zusammen. An
Smatrics halten die beiden je 40 Prozent, 20 Prozent Siemens.
Smatrics ist der größte heimische E-Mobilitäts-Provider mit laut
Anzengruber 450 eigenen Ladepunkten und mehr als 1.000 gemanagten
Punkten.
(Schluss) sp/itz
ISIN AT0000746409 AT0000743059
WEB http://www.verbund.com
http://www.omv.com