Auslandsinvestitionen in Osteuropa sanken, Österreich fiel zurück
WIIW: Österreich in mittel- und osteuropäischen EU-Ländern nun
auf Rang vier, weiter Nummer zwei am Westbalkan - GRAFIK
Ausländische Investitionen in Osteuropa schwächeln.
In Russland sind sie 2018 eingebrochen, in den EU-Mitgliedsländern
stabil gegeblieben. Bei österreichischen Firmen sinkt der Anteil
Osteuropas an den ausländischen Investitionen trotz guter Gewinne,
Geld fließt vermehrt in die USA und nach Asien. Österreich fiel in
den EU-Ländern Osteuropas auf Rang vier der ausländischen Investoren
zurück.
2016 lag Österreich noch auf Rang drei. Am Westbalkan waren die
Österreicher aktuell mit einem Anteil von 12 Prozent weiterhin die
Nummer zwei. An erster Stelle der ausländischen Investoren in den
elf EU-Mitgliedsländern in der Region liegen Investoren aus den
Niederlanden, gefolgt von Luxemburg und Deutschland.
Unternehmen aus Österreich seien seit 30 Jahren in Mittel- und
Osteuropa präsent. Jene die investieren wollten, hätten es getan und
seien dort nun vertreten, wie beispielsweise Banken, so WIIW-Experte
Gabor Hunya am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Es gebe in
Österreich wenig Großunternehmen und mittelständische Unternehmen
wollten möglicherweise nicht in sehr vielen Ländern aktiv sein.
Angesichts der österreichischen Wirtschaftsstruktur gebe es ein
mengenmäßiges Limit. Österreich sei sehr stark in den
Nachbarländern, Deutschland fast flächendeckend in der Region aktiv.
Die Rentabilität der heimischen Investitionen in den
osteuropäischen EU-Ländern ist laut WIIW aber überdurchschnittlich
hoch: 36 Prozent der Erträge werden in der Region erwirtschaftet.
Der Anteil an den gesamten Auslandsinvestitionsbeständen beträgt nur
28 Prozent.
Die weltweiten ausländischen Direktinvestitionen waren im Vorjahr
rückläufig, Gründe dafür waren unter anderem die Politik in
einzelnen Ländern wie USA und China. In Mittel-, Ost- und
Südosteuropa fielen die Direktinvestitionen mit mehr als 70 Mrd.
Euro 2018 um rund 13 Prozent geringer aus. Auch heuer werden
niedrigere Zuflüsse erwartet. Das könnte zu einem geringeren
Wirtschaftswachstum beitragen, erwarten die Experten des Wiener
Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleich (WIIW).
Grund für den Rückgang im Vorjahr waren geringere Zuflüsse in die
GUS. In Russland haben sie sich halbiert. Das Land werde wegen der
gegenseitigen Sanktionen mit dem Westen mehr und mehr in eine
Autarkiepolitik getrieben. In den elf EU-Mitgliedstaaten in der
Region blieben die Zuflüsse weitgehend unverändert. In den
Westbalkan-Ländern gab es dagegen ein kräftiges Plus von mehr als
einem Viertel (28 Prozent), vor allem wegen des steigenden
Interesses an Serbien und Nordmazedonien. Die Türkei erhielt etwas
mehr Geld von ausländischen Investoren, der Gesamtbetrag sei aber im
Verhältnis zur Größe der Investitionen noch immer sehr gering, so
das WIIW.
Veränderungen zeigen sich mittlerweile auch in der Struktur der
Investitionen. Dienstleistungen machen in den meisten Ländern
mittlerweile einen großen Teil aus. Dies zeigt sich mehr in der Zahl
der Projekte als in den Investitionsvolumina. Vor allem
produktionsbezogene Aktivitäten wie Informations- und
Kommunikationstechnik (IKT) und die Auslagerung von
Geschäftsprozessen oder gemeinsam genutzten Servicezentren nehmen
zu. Neuinvestitionen gingen nicht mehr in kapitalintensive Branchen.
Zur Herkunft der Investitionen in osteuropäischen Ländern
verweist das WIIW darauf, dass Niederland, Luxemburg oder Zypern zu
den größten unmittelbaren Investoren gehören, diese aber keine
bedeutenden Endinvestoren seien. Es handle sich vielfach um
Vermittler und den Sitz von Holdinggesellschaften. Nach dem
Stammhausprinzip seien Deutschland und die USA die wichtigsten
FDI-Endinvestoren. China spielt eine relativ geringe Rolle: Der
Anteil am Bestand der ausländischen Direktinvestitionen in den
mittel- und osteuropäischen Ländern dürfte laut WIIW bei 0,5 Prozent
liegen, im Serbien und Nordmazedonien wohl etwas höher bei 3 bis 4
Prozent.
(Grafik 0700-19, Format 88 x 100 mm)
(Schluss) itz/bel
ISIN
WEB http://www.wiiw.ac.at/