Linz Textil verordnet sich Konsolidierungsphase
Mit 104 Mio. Euro Umsatz 2018 nach harten Jahren "Boden
erreicht" - Ab 2022 wieder Expansion und vielleicht sogar
Akquisition geplant
Die börsenotierte Linz Textil verordnet sich nach
harten Jahren eine Konsolidierungsphase bis 2021. Danach will man
wieder expandieren und vielleicht sogar akquirieren. 2018 sei mit
104 Mio. Euro (minus 6,2 Prozent) Umsatz der "Boden erreicht"
worden, gaben sich Vorstand Friedrich Schopf und die graue Eminenz
des Unternehmens, Dionys Lehner, in der Bilanzpressekonferenz am
Donnerstag überzeugt.
Von 2011 bis 2018 sank der Umsatz der Linz Textil kontinuierlich
von 163 auf 104 Mio. Euro. Das Management macht dafür eine ganze
Reihe von Ursachen namhaft: ein mittlerweile bereinigter Konflikt
mit Kleinaktionären, mehrmalige Vorstandwechsel, die Einstellung von
Viskose-Lieferungen durch die Lenzing AG und ein ungünstiges
Marktumfeld. Die Spinnerei in Linz wurde geschlossen, 35 Mitarbeiter
mussten dort gehen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag
2018 zwar mit 5,8 Mio. Euro deutlich über jenem von 2017 (2,4 Mio.
Euro), aber 4,6 Mio. davon sind Sondereffekte aus dem Verkauf nicht
betriebsnotwendiger Liegenschaften. Bleibt unter dem Strich ein
operativer Gewinn von 1,2 Mio. Euro.
Allerdings gehe man davon aus, dass man nun mit 104 Mio. Euro
Umsatz den Boden erreicht habe und es wieder aufwärtsgeht, erklärten
Schopf und Lehner - der einstige CEO will nicht als Hauptaktionär
bezeichnet werden, da ein Großteil des Besitzes in den Händen einer
Stiftung liegt, gilt aber als Oberhaupt der Eigentümerfamilie und
bezeichnet sich selbst als "Entscheidungsträger". Bis 2021 will man
wieder bei 110 Mio. Euro Umsatz angekommen sein, danach wieder das
Augenmerk auf Expansion richten. Das erste Quartal 2019 sei "sehr
gut" verlaufen, verriet Schopf, betonte aber: "Wachstum hat nicht
oberste Priorität."
Neben der geplanten Konsolidierungsphase sieht die
Unternehmensstrategie auch vor, die Eigenkapitalquote - einst 85,
mittlerweile nur mehr rund 76 Prozent - wieder aufzustocken. Ziel
seien "nachhaltige 80 Prozent", erläuterte Lehner. Dazu soll sich
auch die Dividendenpolitik ändern: In den vergangenen Jahren wurde
stets eine hohe Dividende ausbezahlt - auch in der Hoffnung, den
Konflikt mit den Kleinaktionären zu entschärfen, was allerdings auf
diesem Weg nicht gelungen sei. Künftig gelte: "Wir schütten nur mehr
aus dem operativen Gewinn aus." Richtschnur sei die Wiener Börse, wo
30 bis 40 Prozent des operativen Gewinns üblich sind, so Lehner. Für
2018 werden vier Euro pro Aktie gezahlt, was mit 1,2 Mio. Euro dem
gesamten operativen Gewinn entspricht.
Nach der Schließung der Linzer Spinnerei Mitte des Vorjahres
wurden rund 50 Prozent der Kapazität in das Werk nach Klanjec in
Kroatien verlegt. Die Produktionskapazität in Klanjec stieg damit
zwar von 7.130 auf 10.000 Jahrestonnen, durch die neue Ausrichtung
auf Open-End-Garne werden aber weniger Leute benötigt und der
Mitarbeiterstand sank von 138 auf 112. Insgesamt verringerte sich
der Belegschaftsstand der Linz Textil zum Bilanzstichtag von 607 auf
560 Mitarbeiter.
In der Weberei in Linz freute man sich über einen Großauftrag im
Bereich Arbeitsschutzkleidung, der etwa einer Monatsproduktion
entspricht. Die Baumwollspinnerei in Landeck ist voll ausgelastet.
Ein großer Teil der dort produzierten Garne wird zu Afrika-Damast
verarbeitet, der für den traditionellen afrikanischen Boubou
benötigt wird. Die Handtuchmarke Vossen hat 2018 das nach
Unternehmensangaben erste komplett vegane Handtuch auf den Markt
gebracht. Dass üblicherweise aus Baumwolle bestehende Handtücher
nicht ohne weiteres als vegan zertifiziert werden, liegt laut Linz
Textil an Farb- und Zusatzstoffen.
(Schluss) ver/ker/ivn
ISIN AT0000723606
WEB http://www.linz-textil.at