Post AG übernimmt DHL-Geschäft in Österreich - BWB prüft
Postaktie legte um 3,25 Prozent zu - Post-Chef Pölzl zur Suche
nach Bankpartner: "Es tut sich sehr viel" - GRAFIK
Die Österreichische Post übernimmt den Großteil des
Zustellgeschäftes der deutschen DHL in Österreich. Die Zusteller
reagieren damit auf die Konkurrenz durch den US-Digitalriesen
Amazon, der seit Oktober des Vorjahres ebenfalls Pakete in Wien
ausliefert. Die Wettbewerbsbehörde wird den Deal genau prüfen, wie
BWB-Chef Theodor Thanner am Dienstag im Gespräch mit der APA
ankündigte.
Post-Chef Georg Pölzl sieht kein Wettbewerbsproblem, durch den
Einstieg von Amazon würden sich die Marktanteile deutlich
verschieben. Jedenfalls weit über die zwei Prozent, die das
"Branchenradar" für Amazon für das Vorjahr ausgewiesen hat. 75
Prozent des Marktes hielten 2018 die Post und DHL, wobei auf die
teilstaatliche Post 47 Prozent entfielen.
Wie viel vom Paketkuchen sich der US-Konzern schnappen werde, ist
aber schwer abzuschätzen, so Pölzl am Dienstag zur APA. Die Börse
reagierte jedenfalls erfreut auf die heutige Ankündigung. Die
Postaktie legte zu Mittag gegenüber dem Vortag um 3,25 Prozent auf
35,56 Euro je Aktie zu.
Zur Vorschau für heuer meinte Pölzl: "Der stabile Ausblick für
das operative Ergebnis der Österreichischen Post im Jahr 2019 bleibt
vor dem Hintergrund steigender Paketmengen, aber auch steigender
Investitions- und Integrationskosten unverändert."
Konzernmutter der DHL ist die Deutsche Post, die wie die
Österreichische Post börsenotiert ist. Die Deutschen erzielten im
Vorjahr einen Umsatz von 61 Mrd. Euro, die Österreichische Post
brachte es auf 2 Mrd. Euro. Die Deutsche Post hatte im Vorjahr rund
28 Millionen Pakete in Österreich zugestellt. An der
österreichischen Post AG hält der Staat knapp 53 Prozent. Pläne die
Post weiter zu privatisieren gibt es offiziell derzeit nicht.
Die Post kündigte heute an, dass die 220 Mitarbeiter und ein
Großteil der DHL-Logistik übernommen werden. DHL sprach heute in
einer Pressemitteilung von einer "langfristigen Partnerschaft zur
Forcierung des Paketgeschäfts". Weitere Kooperationsmöglichkeiten im
Bereich E-Commerce würden geprüft. Weiters betonten die Deutschen:
"Die Vereinbarung hat keinerlei Auswirkung auf die Aktivitäten von
Deutsche Post DHL Group im internationalen Expressgeschäft, beim
Frachttransport und bei Supply-Chain-Lösungen in Österreich."
Der Erste Group-Analyst Christoph Schultes meinte zu
Jahresbeginn, Amazons Markteintritt könnte dazu führen, dass das
deutsche Logistikunternehmen mittelfristig ungefähr drei Millionen
Paketen weniger ausliefern wird. Für DHL werde es unter diesen
Umständen "schwierig, wenn nicht sogar unmöglich" profitabel zu
werden. Dies könnte wiederum zu einer Wiederaufnahme der
Partnerschaft mit der Österreichischen Post führen, vermutete der
Wertpapierexperte bereits im Jänner.
Im Vorjahr hatte die Post AG 108 Millionen Pakete transportiert,
bis 2022 sollen es 150 Millionen sein. "Mit dieser Kooperation wird
ein wichtiger Schritt gesetzt dieses Ziel bereits früher zu
erreichen", so Pölzl. Ihm ist damit nach dem Rückschlag bei der
Suche nach einem Finanzpartner als Ersatz für die BAWAG und der
Aufregung über die Datensammlung durch die Post nun ein Coup
gelungen. Zur Suche nach einem Finanzdienstleister meinte der
Post-Generaldirektor heute: "Es tut sich sehr viel." Die Post sei in
guten Verhandlungen, man komme gut voran.
Sehr zufrieden zeigte sich Pölzl mit dem gerade angelaufenen
Service "Alles Post", mit dem Onlineshopper sicherstellen können,
dass die bestellten Waren nur durch die Österreichische Post
zugestellt werden. 22.000 Voranmeldungen gebe es schon, wobei sich
das Jahresabo als beliebter als das 3-Monats-Abo herausgestellt
habe.
Beim DHL-Deal ist jetzt einmal die Wettbewerbsbehörde am Zug.
Grundsätzlich wird im Kartellrecht in Österreich ab 30 Prozent
Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen. In
der Vergangenheit hat die BWB bei Zusammenschlüssen mit hohen
Marktanteilen Marktbefragungen durchgeführt. Dies wird auch in
diesem Fall erwogen, wie Thanner sagte. Im Regelfall hat die BWB
vier bis sechs Wochen Zeit für die Fusionskontrolle, besonders
heikle Fällen landen vor dem Kartellgericht.
( 0317-19; Format 88 x 55 mm)
(Schluss) stf/pro/itz
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