Neuer Sanochemia-Großaktionär Bender: Wollen langfristig bleiben
Nach Produktionsausfällen Umsatzeinbruch und zweistelliger
Verlust 2017/18 - Finanzchef Welzig: Einmalige Effekte -
Weitere Inspektion in der ersten Jahreshälfte erwartet
Für die Wiener Pharmafirma Sanochemia war das
Geschäftsjahr 2017/18 kein Ruhmesblatt. Weil ein Kessel schlecht
gereinigt war, wurde dem Unternehmen die Produktion teilweise
untersagt - die Folge war ein Nettoverlust von 13,3 Mio. Euro. Der
langjährige Sanochemia-Kunde und -aktionär b.e.imaging glaubt
dennoch an die Sanochemia und hat durch eine Kapitalerhöhung rund 5
Mio. Euro zugeschlossen.
Die deutsche b.e.imaging hatte bisher 13,5 Prozent der
Sanochemia-Anteile und in den vergangenen Wochen durch Aktienzukäufe
auf 17 Prozent aufgestockt. Nach der Eintragung der Kapitalerhöhung
ins Firmenbuch, die in den nächsten Tagen erwartet wird, wird
b.e.imaging 32 Prozent an der Sanochemia halten und damit zum
Hauptaktionär.
Der Gründer und Geschäftsführer von b.e.imaging, Timo Bender, hat
per 1. Februar bei Sanochemia als CEO das Ruder übernommen. "Ich
wäre hier nicht mit der Firma, die ich in Deutschland aufgebaut habe
mit meinem Kompagnon, eingestiegen, wenn ich nicht voll davon
überzeugt wäre, dass man aus diesem Tal in Richtung Gipfel wieder
hochkommt", sagte Bender am Donnerstag in Wien bei der Präsentation
der Jahreszahlen.
Das Handelsunternehmen b.e.imaging gehört zwei Familien und
beschäftigt 150 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auf Produkte
für die Radiologie und Urologie spezialisiert, die von Lohnfertigern
wie Sanochemia hergestellt werden. "Wir sind Ankeraktionär bei
Sanochemia und wollen langfristig bleiben", betonte Bender. "Die
Firma wird mich so schnell nicht mehr los." Bender selbst ist im
Sanochemia-Vorstand, der ansonsten unverändert bleibt, für
Produktion und Personal zuständig. Ziel sei es nun, das Kerngeschäft
zu stabilisieren und in die Gewinnzone zurückzukehren - "ich kann
Ihnen aber nicht sagen, wie schnell wir das schaffen".
Der zweistellige Verlust kam laut Finanzvorstand Stefan Welzig
vor allem durch einen Umsatzeinbruch infolge des
Produktionsausfalls, Rückstellungen für mögliche
Schadenersatzforderungen und Abschreibungen immaterieller
Vermögenswerte zustande, das seien aber großteils Einmaleffekte.
Der Umsatz ging 2017/18 (per 30.9.) von 41,4 auf 33,0 Mio. Euro
zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) sackte von positiven 1,2 Mio.
auf 12,7 Mio. Euro ins Minus.
Um die behördlich auferlegte Produktionseinschränkung wieder
wegzubekommen, habe man bereits massiv ins
Qualitätsmanagement-System investiert "und das beschäftigt uns auch
in diesem Geschäftsjahr", sagte die für Forschung und Entwicklung
zuständige Vorständin Christina Abrahamsberg. "Wir sind auf einem
sehr guten Weg und wir erwarten eine Überprüfung und Bewertung
unserer Verbesserungen und Maßnahmen durch eine Inspektion des
Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen voraussichtlich in
der ersten Jahreshälfte." Man beschäftige rund 30 Mitarbeiterinnen
in der Qualitätskontrolle, habe externe Expertise hinzugezogen und
nehme auch neues Personal auf, sagte Abrahamsberg.
Der Kurs der in Wien und Frankfurt notierten Sanochemia-Aktie ist
seit Ende September bis 11. Februar 2019 von 1,67 Euro auf 1,35
eingebrochen. "Wir glauben, da gibt es viel unentdecktes positives
Potenzial der Sanochemia auch in Bewertungsfragen", sagte
Vertriebsvorstand Klaus Gerdes.
Positiv sei etwa die Nachricht, dass man eine Nichtigkeitsklage
vor dem Europäischen Patentamt gewonnen habe. Sanochemia sei zuvor
wegen einer angeblichen Patentverletzung verklagt worden, nun habe
aber das Patentamt entschieden, dass dieses Patent nicht existiere
und auch nicht verletzt werden könne.
(Schluss) ivn/kan
ISIN AT0000776307
WEB http://www.sanochemia.at