Palfinger beendet "Steinzeit" bei Instandhaltung von Hochseeschiffen
Joint Venture mit chinesischer IMC-YY gegründet - Schiffe
werden besser gewartet und fahren dadurch effizienter - Spart
Reedereien Kosten und schont Umwelt
Ähnlich wie in der Luftfahrt für
Flugzeuge gilt auch in der Seefahrt für die Wartung, Instandhaltung
und Servicierung von Tankern und Containerschiffen die Faustregel
"Zeit ist Geld". Die Salzburger Hubert Palfinger Technologies (HPT)
will nun über ein Joint Venture mit einer chinesischen Firma dank
einer Hightech-Innovation den Schiffsservice-Weltmarkt erobern und
beherrschen.
Die HPT ist das "Baby" von Hubert Palfinger senior, wie er selbst
sagt, und hat rechtlich nichts mit der Palfinger AG zu tun.
Palfinger senior hat das Forschungsprojekt, in der Schiffswartung
bessere Ergebnisse zu erzielen und diese effizienter durchzuführen,
schon vor 18 Jahren gestartet. "Ich habe in die Forschungs- und
Entwicklungskosten insgesamt 350 Millionen Euro investiert - ein
teures Baby", sagt Palfinger im Gespräch mit der APA. Das nun laut
Palfinger erreichte Ziel war es, "die Sanierungs- und
Reparaturtechnologie bei Schiffen aus der Steinzeit zu holen".
Die HPT ist mit ihren 75 Mitarbeitern unter anderem auf die
Reparatur und Wartung von Schiffen spezialisiert. Über das neue
Joint Venture mit der chinesischen Schiffsreparaturfirma IMC-YY mit
Sitz in Zhoushan nahe dem Shanghai Yanshan Seehafen wolle er eine
weltweit marktbeherrschende Stellung bei der Wartung von
Hochseeschiffen erreichen, sagt Palfinger. Dieses Joint Venture
wurde am Donnerstagabend unter anderem durch Unterschriften von
Firmenchef Hubert Palfinger senior und IMC-Chef Chen Yong in der
Residenz des chinesischen Botschafters Li Xiaosi in Wien besiegelt.
Eine Annäherung der beiden Unternehmen gibt es seit drei Jahren.
Die Neo-Partner haben jetzt die Firma HPT-Inmarine Tech Development
Co. Ltd. gegründet und bringen gemeinsam eine marktreife und ihren
Worten zufolge konkurrenzlose Technologie und neue Praxis bei der
Instandhaltung an die Docks.
Ein riesiger, 40 Meter hoher und 70 Tonnen schwerer
CNC-gesteuerter Roboter bearbeitet automatisiert je nach Auftrag
entweder Außenhaut oder Innentank von Hochseeschiffen aller Art. Der
Clou ist, dass die Arbeit nicht nur mit weniger Personal erledigt
wird und effizienter von statten geht, sondern vor allem dass die
Bearbeitung der Außenhaut deutliche Treibstoffersparnisse mit sich
bringt.
"Durch unsere Technologie können Schiffe in einem fünf Jahre
dauernden Treibstoff im Wert von zweieinhalb bis vier Millionen
Dollar sparen", sagt Palfinger. Von den vier Millionen Dollar wolle
man seinen Anteil. Die Technologie kann auch bei
Offshore-Plattformen angewendet werden.
"Wir reduzieren die Umweltbelastung durch eine Senkung des
CO2-Ausstoß der Schiffe", so Palfinger. Die weltweit 64.000
Hochseeschiffe produzieren annähernd dieselbe CO2-Menge wie alle
Autos auf der ganzen Welt." Die größten Hochseetransporter
verursachen pro Jahr eine CO2-Belastung von 300.000 Tonnen.
"Unser Geschäftsmodell wollen wir weltweit vermarkten", sagt
Palfinger. "Die Positionierung am chinesischen Markt ist durch das
Joint Venture abgesichert. Der chinesische Markt macht derzeit rund
40 Prozent des weltweiten aus." Das Joint Venture arbeite aufgrund
von fehlenden Wettbewerbs "konkurrenzlos. Die Absicherung dieses
Alleinstellungsmerkmales ist wohl über längere Zeit abgesichert", so
Palfinger. In weiterer Folge könnte sich womöglich mit der Palfinger
AG eine gegenseitige Win-win-Situation ergeben.
IMC-Chef Chen Yong, der auch Vizepräsident des chinesischen
Reedereiverbandes ist, streute dem Joint Venture viele Lorbeeren.
Durch die Kooperation könne der gesamte Weltmarkt der
Schiffsinstandhaltung bearbeitet werden. "Es handelt sich um ein
zukunftsweisendes Verfahren, das Vorbild für Häfen auf der ganzen
Welt sein wird. Es ist ein riesiger Schritt", sagte der Chinese zur
APA. Er hob auch die steigenden Umweltschutzstandards hervor.
Botschafter Li Xiaosi wünschte der neuen Unternehmung und deren
Schöpfern viel Glück für ihre Vorhaben.
Die HPT (bis 2015 Palfinger Systems) hat 75 Mitarbeiter und laut
Palfinger bisher noch nie erwähnenswerte Umsätze, da sich bisher
alles um die Forschung und Einwicklung drehte. Die HPT befindet sich
im Besitz der Hubert Palfinger Technologies PTE. LTD. (knapp 95
Prozent) mit Sitz in Singapur und der Capital Investment GmbH (gut 5
Prozent) der Palfinger Privatstiftung, geht aus dem
Wirtschafts-Compass hervor.
Die IMC-YY mit rund 1.200 Mitarbeitern ist ein Schiffsreparatur-
und -ingenieurunternehmen, das von der IMC Pan Asia Alliance Group,
der Zhejiang Yongyue Shipping Group und der Zhejiang Haizhongzhou
geführt wird.
(Homepages der Firmen: https://www.hubertpalfinger.com/,
http://www.imc-yy.com/en/)
(Schluss) phs/hac
ISIN AT0000758305
WEB http://www.palfinger.com