UNIQA stockt Personal auf - Zuversicht für Märkte Österreich und CEE
480 Neueinstellungen in Wien - Interesse an Zukäufen, aber
nichts Passendes - Für breite Naturkatastrophen-Absicherung -
Privatpflegevorsorge in PZV einbauen - Neue Regularien werden
teuer
UNIQA-Generaldirektor Andreas Brandstetter ist
zuversichtlich für die Hauptmärkte Österreich und CEE. Auch deshalb
stellt die Versicherung heuer 480 neue Mitarbeiter in Wien ein.
Neben Digitalisierungs- und Start-up-Themen beschäftigten die UNIQA
auch neue aufwändige Regularien. Die Naturkatastrophen-Absicherung
will man verbreitern, private Pflegevorsorge in die private
Altersvorsorge einbinden.
Von den 480 Neueinstellungen entfalle nur rund ein Drittel (160)
auf den Außendienst, zwei Drittel seien mit Kundenservice, Robotics,
Künstlicher Intelligenz (KI) und IT befasst, sagte Brandstetter am
Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Auch Lehrlinge habe man
wieder aufgenommen, heuer 30. Zudem habe man noch 170 offene
Stellen, ein Drittel für den Verkauf und zwei Drittel für
Management, Verwaltung, Backoffice. Für den Heimmarkt Österreich sei
die UNIQA gedämpft optimistisch, der Peak sei wohl zur Zeit
erreicht, doch rechne man auch für 2019/20 mit einer guten
Entwicklung; für CEE sei man insgesamt noch optimistischer, die
BIP-Wachstumsraten lägen dort über dem Eurozonen-Schnitt, und die
Arbeitslosigkeit habe dort Tiefststände erreicht.
Aktuell ist die UNIQA laut Brandstetter mit 8 Mio. Euro an acht
Start-ups beteiligt, doch verfolge man dabei lediglich ein
Renditeziel - ein klassischer Knowhow-Transfer sei nicht so einfach.
Die Rendite erwarte man sich doch doppelt so hoch wie bei
Infrastrukturinvestments, wo man sich 2,5 bis 3,2 Prozent vorstelle;
derzeit habe man in Infrastruktur schon 400 Mio. Euro
hineingesteckt, bis 2020 sollten die geplanten 500 Mio. Euro
erreicht sein; spätere Aufstockungen seien durchaus möglich.
Die eine Milliarde Euro für Zukäufe hat die UNIQA weiter parat,
doch gebe es im Bereich der klassischen Versicherer in den Ländern,
in denen man als Konzern schon aktiv ist, "echt nichts Interessantes
am Markt", wie Brandstetter sagte. Ein Zukauf müsse aber nicht
unbedingt ein klassischer Versicherer sein, "das könnte auch etwas
Digitales sein". Und ein digitales Geschäftsmodell könne theoretisch
auch europaweit eingesetzt werden.
In Europa hätten Naturkatastrophen voriges Jahr rund 300 Mrd.
Euro an Schäden verursacht, doch sei nur ein Drittel davon
versichert gewesen. Derartige Schäden würden künftig zunehmen, das
Problem werde sich durch den Klimawandel verschärfen. Letztes
Mega-Ereignis in Österreich war das Hochwasser im Jahr 2002 mit 3
Mrd. Euro an Schäden. Um alle Haushalte abdecken zu können, wäre es
sinnvoll, eine dahin gehende Versicherung nach belgischem Modell in
die Feuerversicherung zu integrieren. Das könnte auch die
öffentliche Hand, also die Gebietskörperschaften, entlasten. "Die
Branche plädiert für eine flächendeckende Lösung", so Brandstetter.
Die UNIQA selbst sei heuer - bis auf die Herbststürme in Kärnten und
Salzburg mit in Summe 10 Mio. Euro an Schäden (darunter das Dach der
Festung Hohensalzburg) - kaum negativ betroffen im technischen
Ergebnis.
Auch Schäden durch Cyberkriminalität würden oft unterschätzt,
doch gebe es hier eine starke Nachfrage nach einer Versicherung.
Lloyds of London taxiere das mögliche Schadensvolumen durch einen
globalen Cyber-Angriff auf 450 Mrd. Dollar - im Vergleich dazu habe
die seinerzeitige "WannaCry"-Schadsoftware-Attacke nur 8 Mrd.
Schaden verursacht. Um eine solche Polizze auch bepreisen zu können,
müsse die Assekuranz aber - DSGVO-konform - entsprechende
aggregierte Daten erhalten.
Kopfzerbrechen bereiten dem UNIQA-Chef weitere neue Regularien,
speziell zu den IFRS-Bilanzierungsregeln (IFRS 9 und IFRS 17), die
ab Anfang 2021, vielleicht aber auch erst ein Jahr später kommen
könnten. Allein die IFRS-Neuerungen würden die UNIQA über mehrere
Jahre verteilt "mehr als 50 Mio. Euro" kosten, doppelt so viel wie
die Solvency-II-Einführung. Fürs Accounting und den Vertrieb
benötige man viele Berater, denn börsennotierte Versicherer müssten
eine neue langfristige Rentabilitätsrechnung für ihre Verträge
durchführen, die auch einen granulareren Vertrieb erfordere. Die
Versicherungsbilanzen würden dadurch auf den Kopf gestellt, Prämien
und Leistungen gebe es nicht mehr. Betroffen seien die beiden
börsennotierten heimischen Versicherer UNIQA und VIG sowie die
Österreich-Tochter ausländischer Börsennotierter, also etwa Allianz,
Generali, Helvetia.
Zusätzlich zur staatlichen Pflegevorsorge, die die Regierung bis
Ende 2019 reformieren will, tritt der UNIQA-Chef für eine private
Pflegeversicherung ein, die in die individuelle Altersvorsorge
eingebettet werden sollte. Als Stand-alone-Lösung werde ein solches
Produkt kaum gekauft, da die Menschen Angst hätten, um die Leistung
umzufallen, wenn sie nicht pflegebedürftig werden. Daher sollte man
zu Vertragsende die Verwendung wählen können, argumentierte
Brandstetter. Eine private Pflegevorsorge könnte aus seiner Sicht
etwa an die Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge (PZV) angehängt
werden, wobei die Versicherten dann zum Beispiel zwischen der
Zahlung einer lebenslangen Rente oder der finanziellen Deckung einer
Pflegeleistung entscheiden könnten.
In der Gesundheitsversicherung ist die UNIQA mit rund 45 Prozent
Marktanteil heimischer Branchenprimus. Sie verfügt über fünf
Spitäler (3 in Wien, je eines in Graz und Salzburg) mit 670 Betten.
2017 habe man dort 45.000 stationäre Patienten verzeichnet und unter
anderem 4.200 Geburten. Eventuell werde man die
Gesundheitsaktivitäten Richtung Labore oder Apotheken ausdehnen.
Jeder dritte Österreicher verfüge über eine
Krankenzusatzversicherung, die sei also nicht nur den Reichen im
Land vorbehalten.
Verschrieben habe man sich als UNIQA auch der Unfallvermeidung
durch den Verzicht auf eine Handy-Nutzung während der Autofahrt -
denn ein Drittel der Kfz-Unfälle sei auf das Nutzen von Smartphones
und die dadurch gegebene Ablenkung zurückzuführen. Hier arbeitet man
mit einer App, die den Teilnehmern des Programms verschiedene
Belohnungen gewährt.
(Schluss) sp/kre
ISIN AT0000821103
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