Post kooperiert mit Fintech-Unternehmen hinter Online-Broker Flatex
Deutsche FinTech Group nach eigenen Angaben am schnellsten
wachsender Online-Broker in Österreich - Früherer deutscher
"Börsenguru" Förtsch ist Großaktionär des Unternehmens
Der neue Kooperationspartner der
Österreichischen Post, die deutsche FinTech Group, ist hierzulande
vor allem wegen seines Online-Brokers Flatex bekannt, den das
börsennotierte Unternehmen als seine "Cashcow" bezeichnet. Mit dem
Unternehmer und früherem "Börsenguru" Bernd Förtsch hat die Firma
außerdem einen prominenten, aber nicht unumstrittenen Großaktionär.
Nach eigenen Angaben ist die FinTech Group mit ihren Marken
Flatex und ViTrade - einer Plattform, die auf Hochfrequenzhandel
spezialisiert ist - der "am schnellsten wachsende Online-Broker in
Deutschland und in Österreich". Am österreichischen Markt ist das
Unternehmen dabei sogar dominanter als am Heimmarkt: Mit geschätzten
2 bis 3 Millionen Transaktionen im Jahr habe man in Österreich im
Onlinebereich einen Marktanteil von über 50 Prozent, heißt es in
einer aktuellen Investorenpräsentation des Betriebes. Für
Deutschland gibt das Unternehmen mit 50 bis 55 Mio. Transaktionen
einem Marktanteil von über 25 Prozent an. Die Kundenzahl von Flatex
lag nach Angaben des Online-Brokers per 31. Dezember 2017 in
Österreich bei rund 25.000. In Deutschland waren es 182.000 Kunden.
ViTrade ist mit insgesamt 2.300 Kunden deutlich kleiner.
Neben dem Segment "Financial Services" - zu dem die Online-Broker
gehören - ist die FinTech Group auch als IT-Dienstleister im
Bankenbereich tätig. Im Geschäftsjahr 2017 entfielen allerdings rund
drei Viertel des Gesamtumsatzes auf die Sparte "Financial Services".
Größter Anteilseigner der FinTech Group ist mit 27,05 Prozent die
"GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH" des in der
oberfränkischen Kleinstadt Kulmbach beheimateten Unternehmers Bernd
Förtsch. Dieser wurde unter anderem als Herausgeber des von ihm
gegründeten Magazins "Der Aktionär" bekannt. Die deutsche
"Wirtschaftswoche" schrieb im Jahr 2013 über ihn, dass er sich "aus
der Provinz heraus und mit oft zweifelhaften Methoden" ein
"beachtliches Beteiligungsimperium" aufgebaut habe. Der "Süddeutsche
Zeitung" zufolge galt Förtsch zu Zeiten des "Neuen Markts" und der
Spekulationsblase bei Technologieaktien zur Jahrtausendwende als
"umtriebiger Aktienguru in eigener Sache". Seine Methoden seien
umstritten gewesen, juristisch sei er aber nie belangt worden,
schreibt wiederum die "Wirtschaftswoche". In der FinTech Group hat
Förtsch mittlerweile keine Funktion mehr inne, nachdem er bis 30.
Jänner 2017 Mitglied im Aufsichtsrat gewesen war.
Knapp zwölf Prozent an der FinTech Group hält die
Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners, mit der Förtsch
über Zwischengesellschaften ebenfalls verbunden ist. Im Zuge einer
Kapitalerhöhung Ende 2017 hat Morgan Stanley 700.000 Aktien der
FinTech Group gezeichnet und hält damit rund vier Prozent am
Unternehmen.
Gegründet worden war die FinTech Group bereits im Jahr 1999. Seit
2009 notiert das Unternehmen an der Frankfurter Börse - anfangs noch
unter den Namen Flatex. Nachdem der Aktienkurs in den ersten Jahren
keine großen Sprünge machte, ging es seit 2014 deutlich nach oben.
Von rund 5 Euro Anfang 2014 stieg er bis Ende 2015 auf über 20 Euro.
Nach einem zwischenzeitlichen Kursrückgang zog der Kurs seit Herbst
2017 noch einmal deutlich an und die Aktie notierte im Frühling 2018
zwischenzeitlich über 35 Euro. Zuletzt wurden die Titel an der
Frankfurter Börse bei 31,25 Euro gehandelt.
Am Dienstag in der Früh präsentierte die FinTech Group nun ihre
Halbjahresergebnisse: Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 58,5 Mio.
Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda)
verbesserte sich noch deutlicher um 42 Prozent auf 18,4 Mio. Euro.
Unterm Strich blieb ein Halbjahresüberschuss von 9,4 Mio. Euro - um
35 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2017.
Die FinTech Group hat rund 450 Mitarbeiter. Neben der
Unternehmenszentrale in Frankfurt unterhält das Unternehmen Büros in
sechs weiteren deutschen Städten sowie in Wien.
Die Post und die FinTech Group hatten am Vortag mitgeteilt, ein
umfassendes Finanzdienstleistungsangebot im Filialnetz schaffen zu
wollen. Dazu werde ein 50/50-Joint-Venture gegründet, das nach der
Erteilung einer Banklizenz Bankdienstleistungen in Österreich
erbringen soll. Gleichzeitig wird sich die Post mit 7 Prozent an der
FinTech Group AG beteiligen und einen Sitz im Aufsichtsrat
einnehmen.
(Schluss) dkm/kre
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