RHI Magnesita mit gutem Halbjahr auch dank US-Stahlzöllen
Operativer Gewinn fast verdoppelt - Umsatz nach Preis- und
Mengensteigerung um ein Viertel höher - Synergieeffekte aus
Fusion sollen 110 statt 70 Mio. Euro betragen
Der in London börsennotierte Feuerfestkonzern RHI
Magnesita hat im ersten Halbjahr deutlich mehr Geschäft gemacht und
gut verdient. Geholfen haben Preiserhöhungen, aber auch die
gelieferten Mengen legten zu. RHI Magnesita profitierte von den
US-Strafzöllen auf Stahlimporte, die zu einer höheren lokalen
Produktion und damit zu mehr Magnesitimporten führten.
Das erste Halbjahr sei "extrem zufriedenstellend gelaufen", sagte
Firmenchef Stefan Borgas am Donnerstag im Gespräch mit der APA.
Schon heuer werde es aus der Fusion von RHI und Magnesita, die im
Herbst 2017 über die Bühne ging, Synergieeffekte von 60 Mio. Euro
geben, die Hälfte davon (27 Mio. Euro) sei schon verbucht. Das Ziel
von 70 Mio. Euro Synergieeffekten bis Ende 2020 sei daher auf 110
Mio. Euro erhöht worden.
"Wir sind Gewinner des Zolls der Amerikaner auf importierten
Stahl", so Borgas. Die Nachfrage aus dem Land sei deutlich
gestiegen, "wir müssen unsere weltweite Lieferkette umbauen". Noch
habe es auch nicht im Gegenzug in anderen Weltgegenden einen
Nachfragerückgang gegeben. Denn üblicherweise sei es für RHI
Magnesita ein Nullsummenspiel, wenn sich Stahlproduktion verlagert -
"außer, dass das Geschäft in den USA gerade sehr profitabel ist".
RHI Magnesita kann in den USA nicht nur höhere Preise verlangen,
weil es keine eigene Magnesitproduktion im Land gibt, sondern
profitiert auch davon, dass die US-Stahlhersteller zusätzliche
Dienstleistungen mitkaufen.
Solange kein echter Handelskrieg ausbricht, der die weltweite
Stahlproduktion einbrechen lässt, sind die Aussichten für RHI
Magnesita gut. "Es ist die Frage, wie weit diese weisen Staatslenker
diese Zollkrise eskalieren lassen", sagt Borgas. Wobei die USA auch
auf Magnesitimporte einen Zoll erheben, obwohl es im Land keine
Produktion gibt. Für RHI Magnesita ist das aber nur ein
"Durchlaufposten", der den Kunden weiterverrechnet wird.
RHI Magnesita hat im ersten Halbjahr 2018 einen Umsatz von 1,5
Mrd. Euro ausgewiesen, der (pro forma) berechnete Vergleichswert des
Vorjahres wäre 1,2 Mrd. Euro gewesen, das bedeutet einen Anstieg um
ein Viertel. Vergleiche mit dem Vorjahr sind schwierig, da die
österreichische RHI und die brasilianisch Magnesita erst im Herbst
2017 fusioniert haben. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Firmenwertabschreibungen (EBITA) wird mit 229 Mio. Euro ausgewiesen
(bereinigt 218 Mio. Euro). Bereinigt und vergleichbar gemacht kommt
das Unternehmen hier auf einen Anstieg um 88 Prozent. Der Gewinn vor
Steuern lag bei 97 Mio. Euro, der Gewinn nach Steuern bei 71 Mio.
Euro, letzterer sei belastet durch die Abwertung des brasilianischen
Real und damit weniger aussagekräftig. Die Verschuldung belief sich
auf 741 Mio. Euro, hier habe es einen Rückgang auf das 1,6fache des
EBITAs gegeben. Das Projekt, die Magnesita von der brasilianischen
Börse zu nehmen, laufe, die Investoren stünden dahinter, aber noch
fehlten die Genehmigungen der Behörden, sagte Borgas. Er erwartet
eine Umsetzung Ende des zweiten Halbjahres 2018.
In Österreich verzeichnet RHI Magnesita einen Zuwachs bei den
Mitarbeitern. Im Herbst wird die Firmenzentrale - mit Unterstützung
der Stadt Wien - vom Wienerberg nach Meidling ins Euro Plaza
übersiedeln. Der Standort Radenthein wurde inzwischen als "digitales
Entwicklungszentrum" fixiert, hier sollen die Kompetenzen für
Digitalisierung und Automatisierung gebündelt werden. Es sei aber
auch in die Kapazitätserweiterung investiert worden, sagte Borgas.
(Schluss) tsk/rf
ISIN NL0012650360
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