Wolford kämpft sich aus der Verlustzone
Restrukturierung 2017/18 weitgehend abgeschlossen - Neuer,
chinesischer Investor soll als Mehrheitseigner Tür zum
Absatzmarkt Asien weiter aufstoßen - Operativ heuer Gewinn
angestrebt
Der Vorarlberger Stumpf- und Wäschekonzern
Wolford trimmt sich fit, um auch wirtschaftlich wieder eine gute
Figur zu machen. "Hinter uns liegt ein sehr emotionales, intensives
Jahr", berichtete Vorstandschef Axel Dreher am Freitag bei der
Bilanzpressekonferenz in Wien. Im Geschäftsjahr 2017/18 wurden die
Verluste spürbar gesenkt. Heuer strebt das Management zumindest
operativ einen Gewinn an.
Gelingen soll das mit Produktinnovationen wie etwa
"Tattoo"-Feinstrumpfhosen, einer weiteren Optimierung der
firmeninternen Abläufe, also Einsparungen, und neuen Zielgruppen.
Wolford will verstärkt jüngere Kundinnen ansprechen sowie die
Umsätze im Wachstumsmarkt Asien erhöhen.
Der Anteil an den weltweiten Verkaufserlösen soll dort in den
kommenden drei bis vier Jahren von derzeit nur 5 Prozent auf 20 bis
25 Prozent emporschnellen. Dabei soll auch der neue chinesische
Mehrheitseigentümer Fosun Holding International Ltd. helfen, der in
Asien "exzellent vernetzt" sei. "Wir sind derzeit dabei, die
China-Strategie neu zu überarbeiten", betonte Dreher.
"Die großen Kernelemente der Restrukturierung sind
abgeschlossen", verkündete Finanzvorstand Brigitte Kurz bei der
Präsentation der aktuellen Geschäftszahlen. Teilweise sei der
Mitarbeiterstand um über 50 Prozent verringert worden. Die Zahl der
Arbeitnehmer wurde gegenüber dem Jahr davor von 1.544 auf 1.433
(Vollzeitbasis) gekürzt. Die Personalkosten seien dadurch im
abgelaufenen Geschäftsjahr um 6,4 Mio. auf 68,9 Mio. Euro
"nachhaltig gesunken". Das Gros des Personalabbaus ist den Angaben
zufolge umgesetzt, es gebe aber "schon noch Optimierungspotenzial",
so Kurz.
Durch die Bilanz ziehen sich immer noch einige Laufmaschen - der
Verlust nach Steuern wurde zwar zuletzt gegenüber 2016/17 um 36
Prozent (rund 6,3 Mio. Euro) eingedämmt, betrug aber immer noch 11,5
Mio. Euro; auch der Fehlbetrag aus dem operativen Geschäft (Ergebnis
vor Zinsen und Steuern, EBIT) verkleinerte sich um 41 Prozent auf
9,2 Mio. Euro; vor Abschreibungen war das Betriebsergebnis (EBITDA)
mit 2,5 Mio. Euro ebenfalls negativ. Rückläufig entwickelten sich
des Weiteren die Umsätze - mit einem Minus von 3,4 Prozent von 154,3
auf 149,1 Mio. Euro. Letzteres sei auf Währungsverluste
zurückzuführen, so Kurz. Währungsbereinigt seien die Verkaufserlöse
um nur 1,4 Prozent schmäler ausgefallen.
Unter dem Strich ist bei Wolford vorerst jedenfalls kein Gewinn
greifbar - da müssen sich die Aktionäre noch länger gedulden. "Ich
glaube, dass wir uns jetzt einmal viel vorgenommen haben mit dem
positiven EBIT", sagte Kurz zur APA. Ab wann tatsächlich wieder ein
Nettogewinn winkt, wollte die Finanzchefin zeitlich nicht
festzurren.
Finanziell Luft verschafft dem Konzern aber nun der neue
chinesische Investor Fosun, der heuer im Frühjahr bei Wolford
eingestiegen ist. Die Kapitalerhöhung des Unternehmens sei diese
Woche abgeschlossen worden und habe 22 Mio. Euro eingespielt. Der
chinesische Mehrheitseigner hatte sich verpflichtet, sämtliche neue
Aktien zu zeichnen und zu übernehmen.
Im März hatte Fosun von den Familien Wilhelm und Palmers um rund
30,5 Mio. Euro 50,87 Prozent an Wolford übernommen, mittlerweile
hält der Investor den Angaben zufolge rund 58 Prozent. Fosun ist in
Europa bereits an einigen namhaften Modeunternehmen wie etwa Tom
Tailor in Deutschland, Lanvin in Frankreich und Caruso in Italien
beteiligt. 30 Prozent der Wolford-Anteile gehören dem deutschen
Internet-Millionär Ralph Bartel und weitere etwa 2 Prozent entfallen
auf eigene Aktien. Im Streubesitz befinden sich nur noch knapp unter
zehn Prozent der Unternehmensanteile. Wolford will dennoch weiter an
der Wiener Börse notieren, wird aber wohl in ein schlechteres
Handelssegment wechseln müssen. "Wir halten an der Börsennotierung
und an den Berichtsstandards fest."
Die Produktionsstandorte in Vorarlberg und Slowenien sollen auch
unter der asiatischen Eigentümerschaft erhalten bleiben - eine neue
Fabrik in China ist der Wolford-Finanzchefin zufolge nicht
angedacht. "Chinesische Kundinnen wollen Produkte, die in Europa
hergestellt sind." Derzeit erzielt der Konzern rund 76 Prozent
seiner Verkaufserlöse in Europa (davon 10 Prozent in Österreich und
15 Prozent in Deutschland) sowie 19 Prozent in Nordamerika. Mehr als
die Hälfte des Umsatzes macht Wolford mit Strumpfhosen und
Strümpfen, 31 Prozent mit Oberbekleidung und 15 Prozent mit
Lingerie.
(Schluss) kre/itz
ISIN AT0000834007
WEB http://www.wolford.com