Konjunktur
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Datum/Zeit: 06.07.2018 18:03 Quelle: Erste Bank |
CEE-Konjunktur
Während sich das Wachstum im Euroraum im Q1 2018 verlangsamt hat,
konnten wir mehrere positive Überraschungen bei den BIP-Wachstumszahlen
in der CEE-Region beobachten. Die größte
Überraschung lieferte Polen (5,1%), wo wir unsere Wachstumsprognose für
das Gesamtjahr auf das Niveau des Vorjahres revidiert haben (4,6%). Auch
für Ungarn haben wir unsere Prognose nach oben revidiert und auch dort
entspricht sie somit dem Vorjahresniveau von 4,0%. Allerdings scheint eine
Verlangsamung des Wachstums in der Tschechischen Republik (von 4,6%
auf 3,6% dieses Jahr) sowie in Rumänien (von 6,9% auf 4,1%)
unvermeidlich. Das Wachstum in der CEE-Region wird nach wie vor
hauptsächlich von Konsum und von Investitionen getrieben. In Rumänien
hat sich das Wachstum des Haushaltskonsums (zuvor von lockerer
Fiskalpolitik angeregt) verlangsamt, ist jedoch noch immer führend in der
Region. Ungarn hat das stärkste Investitionswachstum berichtet (17,1% j/j
im Q1 2018), dieses wurde jedoch ausschließlich von Ausgaben der
öffentlichen Hand getragen, während private Investitionen nahezu
unverändert blieben.
Höhere Preise für Nahrungsmittel, in Kombination mit dem jüngsten zügigen
Anstieg der Ölpreise (welcher im Vergleich mit der fallenden Preisbasis des
vergangenen Jahres noch stärker hervorsticht), hat zu einem relativ starken
Anstieg der Gesamtinflation quer durch die Region geführt. In Ungarn und
insbesondere in Rumänien wurden im Mai Inflationsraten berichtet, die
mancherorts für Nachdenken sorgen könnten. In Ungarn hat sich die
Inflation im May auf 2,8% beschleunigt, von etwa 2,0% im Q1 2018 und
steht somit nur noch um Haaresbreite unter dem Ziel der Zentralbank (3%).
In Rumänien stieg die Inflation auf 5,4%, was weit über der Obergrenze des
Zielkorridors liegt. Obwohl die Kerninflation derzeit noch nicht auf
verstärkten Inflationsdruck in der CEE-Region hinweist, ist auch in der
Tschechischen Republik die Inflationsrate im Mai wieder über das Ziel der
Zentralbank von 2% angestiegen und wir erwarten, dass sie für den Rest
des Jahres über diesem Niveau bleiben wird, da sprunghaftes Wachstum
der Löhne die Hersteller letztendlich zwingen könnte, irgendwann auch ihre
Preise zu erhöhen.
Obwohl die Außennachfrage immer noch solid scheint, hat ihre
Wachstumsdynamik in der CEE-Region wahrscheinlich den Höhepunkt
inzwischen überschritten. Das offenbart sich insbesondere wenn man den
Einkaufsmanager Index (PMI) der herstellenden Industrie in Deutschland
betrachtet, der im Mai einen signifikanten Rückgang auf 56,9 Punkte
verzeichnen musste, von einem Spitzenwert von 63,3 Punkten im
Dezember 2017. Mengen-basierte Exportzahlen zeigen eine deutliche
Verlangsamung der Exporte im Q1 2018, während die Wachstumsdynamik
der Importe in fast allen CEE-Ländern das Exportwachstum übertroffen hat.
Wir rechnen damit, dass das Importwachstum angesichts des erwarteten
Wachstums der Binnennachfrage in den CEE-Ländern stark bleiben wird.
Zahlungsbilanzüberschüsse, bzw. zumindest mehr oder weniger
ausgeglichene Zahlungsbilanzen haben sich für die CEE-Länder in den
vergangenen Jahren als hilfreich erwiesen. Dies könnte sich nun langsam
ändern, was gewissermaßen die helfende Hand, die den Landeswährungen
bisher gereicht wurde, schwächen würde.
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