Kapsch TrafficCom stellt sich immer breiter auf
Afrika und USA als Wachstumsmärkte - Vorstoß zu Endkunden -
Unternehmenschef Kapsch bedauert Renationalisierungstendenzen
in Europa
Der Chef des börsennotierten Wiener
Mautsystemanbieters Kapsch TrafficCom, Georg Kapsch, sieht nach
einem Gewinnrückgang um ein Drittel auf 28 Mio. Euro und einem
zuletzt gesunkenen Aktienkurs im Geschäftsjahr 2017/18 "immer noch
ein relativ gutes Ergebnis". Der Umsatz stieg um 6,9 Prozent auf
693,3 Mio. Euro. Das Unternehmen sei in vergangenen Jahren breiter
aufgestellt worden, so Kapsch.
"Die Volatilität ist gesunken. Wir sind nicht mehr so stark
abhängig von wenigen Großprojekten", sagte Kapsch am Montag vor
Journalisten in Wien. In Tschechien ist ein Auftrag nach Einsprüchen
zur Vergabe zwar noch nicht ganz verloren, "aber vor zehn Jahren
wäre der Verlust eines so großen Auftrags wie in Tschechien noch ans
Eingemachte gegangen." Freilich schmerze der dortige potenzielle
Verlust des Betriebs eines elektronischen Lkw-Mautsystems. Auch in
Polen läuft ein Auftrag für Kapsch mit November aus, das dortige
Mautsystem wird dann verstaatlicht. Hier sieht der Firmenchef aber
"durchaus noch Möglichkeiten weiter zuzuliefern".
Kapsch bedauerte die "Tendenz zur Renationalisierung in Europa,
die eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Katastrophe für
den Kontinent ist. Darunter leiden auch wir." Wo es
Renationalisierungen gebe, versuche man Lösungen mit den Ländern zu
finden.
Als Beispiele für die neuen "vielen kleineren und mittleren
Aufträge", die der Mautspezialist zuletzt bekommen hat, führten
Kapsch und sein Vorstandskollege André F. Laux (Chief Operating
Officer) Aufträge in Sambia, Bulgarien und Maryland (USA) an. In
Bulgarien wird ein landesweites Mautsystem aufgebaut. In wenigen
Wochen beginnt eine landesweite Konzession für Verkehrsüberwachung,
Geschwindigkeits- und Fahrzeugkontrollen sowie die Registrierung von
Fahrzeugen im südafrikanischen Sambia. Es handelt sich um ein Joint
Venture mit dem lokalen Partner Lamise Trading. Der erwartete Umsatz
liegt bei jährlich 90 bis 110 Mio. Euro. Vor allem durch die
Referenz in Südafrika wurde die Ausschreibung in Sambia gewonnen, so
Kapsch.
Die Hauptwachstumsmärkte für Kapsch TrafficCom sind die USA und
Afrika. "Afrika ist ein kommender Kontinent." Aufträge wie in
Belarus, mit 20 Jahre langen Konzessionen, würden immer seltener.
Zur breiteren Aufstellung von Kapsch TrafficCom gehört auch, das
die Firma "an die Endkunden, die Fahrzeughalter, insbesondere die
Spediteure und Frächter in Europa" will. Bisher braucht jeder
Frächter Verträge mit den einzelnen Mautbetreibern. "Das ist sehr
mühsam", sagte Kapsch. Das Unternehmen will über den europäischen
elektronischen Mautdienst (EETS) seinerseits Verträge mit den
einzelnen Mautbetreibern in Europa haben und jeweils in
On-Board-Units abrechnen. Kapsch hat eine EETS-Genehmigung.
"Nächster Schritt ist es, die On-Board-Units in einzelnen Ländern
zulassen zu lassen", so der Firmenchef.
Dass der Aktienkurs zuletzt zurückging, schmerzt Kapsch auch, wie
er sagte. Auch äußerte der Firmenchef darüber ein gewisses
Unverständnis. Die Analysten würden offenbar vor allem die
Unsicherheiten in Polen und Tschechien sehen, aber nicht, "dass
Kapsch jetzt auf breiteren Beinen steht". Den Höchststand habe die
Aktie mit rund 74 Euro gehabt, "als wir von zwei, drei Großprojekten
abhängig waren". Auch wenn man in Tschechien den Auftrag doch wieder
bekomme, tue ein Verlust eines solch großen Projekts weh, "aber es
kratzt keineswegs an unserer Lebensfähigkeit", sagte Kapsch.
(Schluss) phs/tsk
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