Klimastrategie - Verbund-Chef: Massiver Photovoltaik-Ausbau nötig
"OÖN": Anzengruber für Änderung der Bau-Ordnung: Kein neues
Haus mehr ohne PV-Anlage auf dem Dach
Für Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ist
deutlich mehr Solarenergie nötig, um den in der Klima- und
Energiestrategie vorgesehenen Ökostrom-Ausbau voranzutreiben. Bei
der Erreichung des Regierungsziels, dass 100 Prozent des hierzulande
verbrauchten Stroms bis 2030 bilanziell übers Jahr aus erneuerbarer
Energie stammen sollen, sei man auf einem guten Weg, so Anzengruber
in den "OÖN" (Dienstag).
Auf die Frage, ob das realistisch sei, sagte er: "Nein, das denke
ich nicht. Aber es ist nicht so schlimm, wenn das ein paar Jahre
länger dauert. Denn der Weg ist der richtige." Denn die
Klimaerwärmung sei die größte Bedrohung für die Menschheit. "Vor 20
Jahren haben wir 65 Prozent aus Erneuerbaren gehabt, jetzt sind es
75 Prozent. Wie wir in zwölf Jahren auf 100 kommen sollen, muss sich
erst zeigen. Aber eine Renaissance der fossilen Energieträger sehe
ich auf keinen Fall mehr. Wir sind auf einem guten Weg, das Ziel zu
erreichen."
Der Verbrauch werde durch Digitalisierung und Effizienz gebremst,
gleichzeitig werde er aber durch Elektromobilität und andere Effekte
deutlich steigen. "Wir müssen vor allem die Photovoltaik massiv
ausbauen und dafür auch die Gesetze ändern, etwa die Bauordnung, die
dann kein neues Haus mehr ohne PV-Anlage auf dem Dach erlaubt. Auch
auf ungenutzten Industrieflächen müssen wir PV-Anlagen errichten."
Zum Höhenflug der Verbund-Aktie im heurigen Jahr sagte
Anzengruber im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten"
(OÖN): "Uns kommt zugute, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht und
keine Leichen im Keller sowie kein riskanten Auslandsengagements
haben." Die Aktie sei gut bewertet. Die Eigenkapitalquote des
Verbund liege über 50 Prozent. "Und im Gegensatz zu Deutschland
müssen wir uns auch nicht mit einer Neuaufstellung der Strukturen,
nicht zuletzt wegen der Schließung von Atomkraftwerken
beschäftigen." Der Kurs der Verbund-Aktie ist von Jahresende bis
heute um 38 Prozent gestiegen, der Wiener-Börse-Leitindex ATX um
rund 3 Prozent.
Zum 5-prozentigen Verbund-Anteil an der Energie AG Oberösterreich
sagte Anzengruber in den "OÖN": "Fünf Prozent sind weder Fisch noch
Fleisch. Es hätte Charme, die Zusammenarbeit mit der Energie AG zu
vertiefen." Über die Ennskraftwerke seien die beiden
Energieversorger ja in guter Partnerschaft. Auf die Frage, ob der
australische Investor Macquarie wegen der 5 Prozent auch schon beim
Verbund angeklopft habe, sagte er: "Indirekt. Aber wir machen hier
nichts ohne Absprache mit dem Mehrheitseigentümer, dem Land
Oberösterreich."
(Schluss) itz/ivn
ISIN AT0000746409
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