Kapsch scheiterte bei Lkw-Maut-Ausschreibung in Tschechien
Verkehrsminister: Zuschlag für preisgünstigstes Angebot -
Vertragsunterzeichnung für Herbst geplant - Davor muss
Wettbewerbsbehörde noch Beschwerden abarbeiten
Die österreichische Kapsch TrafficCom ist in
der neuen Ausschreibung für das Lkw-Mautsystem in Tschechien
gescheitert. Sieger wurde das Konsortium der slowakischen SkyToll,
die die Lkw-Maut in der Slowakei seit 2010 einhebt, und der
tschechischen CzechToll, die der Investmentgruppe PPF des reichsten
Tschechen Petr Kellner angehört, sagte Verkehrsminister Daniel Tok
am Mittwoch vor Journalisten.
Laut Tok befasste sich die Regierung am Mittwochvormittag mit der
Ausschreibung. Gewonnen habe das preisgünstigste Angebot über 10,8
Mrd. Kronen (425,2 Mio. Euro) für einen 10-jährigen Betrieb des
Mautsystems ab 2020. Der Vertrag könnte im Herbst unterzeichnet
werden, damit der neuer Betreiber 14 Monate Zeit für die Übernahme
des Systems habe.
Ein früherer Termin für die Unterzeichnung des Vertrages ist laut
Tok nicht möglich, weil die tschechische Wettbewerbsbehörde (UOHS)
sich noch mit einigen Beschwerden gegen die Ausschreibung befasst
und die Prüfung noch nicht abgeschlossen hat. Eine der Beschwerden
stammt von Kapsch, der die Ausschreibung u.a. dafür kritisierte,
dass sie die Satelliten-Technologie der - von Kapsch in Tschechien
bisher verwendeten - Mikrowellen-Technologie vorziehe. Laut Medien
bietet das Konsortium die Satelliten-Technologie an, die künftig das
Mikrowellen-System ersetzen solle.
Tok zeigte sich in der Pressekonferenz sicher, dass das
Auswahlverfahren richtig ausgeschrieben wurde. "Jetzt werden wir
bestimmt mit Protesten und Angriffen konfrontiert. Ich glaube aber,
dass es uns gelingt, es zu erhalten und bis zum Ende durchzuziehen",
so Tok.
Den Sieger hat das Verkehrsministerium aufgrund der Empfehlung
seiner Experten-Kommission bestimmt. Auch der Projekt-Manager habe
das Angebot des slowakisch-tschechischen Konsortiums als das
"günstigste, fehlerlos" und "fähig, das System zu betreiben"
bezeichnet. Da SkyToll und CzechToll alle Informationen und
Unterlagen im Einklang zu dem Gesetz vorgelegt hätten, hätte nichts
dagegengesprochen, den Sieger bereits jetzt zu bestimmen, so Tok.
An der Ausschreibung haben insgesamt vier Bewerber teilgenommen.
Außer Kapsch TrafficCom, die das bisher verwendete Mautsystem
errichtet hatte und seitdem betreibt, und dem Konsortium
SkyToll/CzechToll waren es noch die ungarische National Toll Payment
Services und die deutsche T-Systems.
Die Lkw-Maut wird in Tschechien seit 2007 elektronisch mit Hilfe
des von Kapsch erbauten Mikrowellensystems eingehoben. Mautpflichtig
sind derzeit rund 1.400 Kilometer Autobahnen, Schnellstraßen und
Straßen der 1. Klasse (Straßen für den Fernverkehr). Ab 2019 soll
die Mautpflicht auf weitere 900 Kilometer Straßen der 1. Klasse
ausgeweitet werden.
Aus der Unternehmenszentrale von Kapsch TrafficCom in Wien war
bisher noch keine Stellungnahme zu erhalten.
(Forts. mögl.) ps/sp/ivn
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