Grasser-Prozess - Internes Raiffeisen-Match beim Linzer Bauprojekt
Angeklagter: RLB OÖ-Scharinger drängte sich zu Raiffeisen
Leasing und Porr dazu - Belastendes E-Mail über Gespräche mit
"Grasser-Intimus" Plech - BILD
Im Prozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz
Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere ging es heute, am 27. Verhandlungstag,
wieder um die Korruptionsanklage beim Linzer Bürohaus Terminal
Tower. Dabei gab es Einblicke in das Konkurrenzverhältnis zwischen
der Wiener Raiffeisen Leasing (RL) und der Raiffeisen Landesbank
Oberösterreich (RLB OÖ).
Der Hauptangeklagte Grasser muss weiter auf seine Einvernahme
warten.
RLB OÖ-Generaldirektor Ludwig Scharinger hätte sich ins Projekt
von RL und Porr "hineingedrängt", sagte der frühere
RL-Geschäftsführer. Zunächst hätten nur die beiden "Wiener", also
Raiffeisen Leasing und der Baukonzern Porr, das Bürohaus beim Linzer
Hauptbahnhof, Terminal Tower, entwickelt. Dann habe Scharinger davon
erfahren und sich bzw. die RLB OÖ aufgedrängt. Zwar seien die Linzer
Verbindungen des "Alphatiers" Scharinger nützlich gewesen,
andererseits habe man die "Wiener" nicht mal zur Gleichenfeier
eingeladen - man sei aber trotzdem zu fünft mit dem Bus gekommen,
schilderte der Angeklagte. Scharinger ist in dem
Bestechungsverfahren auch angeklagt, aber nach einem Unfall aus
gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig.
Weniger gut erinnern konnte sich der frühere RL-Geschäftsführer
an die Vorgänge rund um die - laut Staatsanwaltschaft -
Bestechungszahlung von 200.000 Euro und die diversen Berichte über
die Gespräche mit Grasser. Der damalige Finanzminister spielte eine
wichtige Rolle, weil in das Linzer Bürohaus die Finanzbeamten
einziehen sollten. Dafür musste Grasser einen Mietvertrag
unterschreiben.
Richterin Marion Hohenecker hielt dem Angeklagten ein von ihm
verfasstes Schreiben vom 1. Februar 2006 vor, in dem er Gespräche
mit Martin Huber (damals ÖBB-Generaldirektor und zuvor
Porr-Topmanager) und Horst Pöchhacker (damals Porr-Chef) festhielt.
Darin schrieb er, "es gab Gespräche zwischen Pöchhacker und Plech
(AR-Vorsitzender der Bundesimmobiliengesellschaft BIG) und Intimus
von KHG, die ganz gut gelaufen sind. Laut Pöchhacker rechnet er mit
einer baldigen positiven Entscheidung des Fin-Min. für unseren
Standort."
Welchen Inhalt die Gespräche zwischen Pöchhacker und Plech
gewesen seien, darüber wisse er nichts, meinte der Angeklagte. Und
überhaupt sei das Ganze jetzt zwölf, dreizehn Jahre her. Damals
hatte er unter die E-Mail geschrieben: "Bitte diese Info vertraulich
behandeln".
Der Angeklagte wurde auch zu einem früheren Mitarbeiter der
Raiffeisen Leasing befragt, der heute als Angeklagter den größten
Teil des Tages ebenfalls einvernommen worden war. Es drehte sich um
die Bezahlung der 200.000-Euro-Rechnung, die dieser Angeklagte, der
Geschäftsführer der Projektgesellschaft Terminal Tower war,
abgezeichnet hatte. Der Projekt-Verantwortliche habe über diese
"besondere Rechnung" bei einer Sitzung der drei Geschäftsführer der
Raiffeisen Leasing berichtet. Welcher der drei - einer davon war er,
Anm. - schließlich das Okay zur Zahlung gegeben habe wisse er nicht
mehr. Die Rechnung sei deswegen "besonders" gewesen, weil es dafür
keinen Vertrag gegeben habe, wohl aber eine Leistung, nämlich die
Strukturierung der Projektfinanzierung durch die Porr, so der
angeklagte Ex-GF der RL.
Hier hatten vorher die beiden Staatsanwälte der
Korruptionsstaatsanwaltschaft nachgehakt: Die Baugesellschaft Porr
habe also beim Projektpartner RLB OÖ, der das Ganze finanzierte,
bessere Konditionen herausgehandelt. "Kommt ihnen das nicht komisch
vor?" so die Frage eines Staatsanwalts. Die RLB OÖ müsste doch von
selber das Interesse haben, das eigene Projekt günstig zu
finanzieren. Laut Anklage waren die 200.000 Euro Schmiergeld für
Grasser, das die Porr bezahlte und an die Projektgesellschaft
rückverrechnete.
Der Prozess wird morgen Mittwoch mit der Befragung des früheren
Raiffeisen-Leasing-Geschäftsführers fortgesetzt. Der Hauptangeklagte
Grasser muss weiter auf seine Einvernahme warten. Am Donnerstag
könnte es wieder spannender werden, dann könnte Meischberger
einvernommen werden, vermuten Prozessbeobachter am Wiener
Straflandesgericht. Die Richterin verrät ihren Prozessfahrplan
allerdings nicht.
(Schluss) gru/stf/ggr
ISIN AT00BUWOG001 AT0000809058 AT0000609607
WEB http://www.buwog.at
http://www.immofinanz.com
http://www.rlbooe.at
http://www.porr-group.com