Bene-Chef zu Büromöbel-Quartett: Kein undifferenzierter Haufen werden
Zur Büromöbelgruppe BGO gehören neben Bene auch Neudörfler,
Hali und bald Svoboda - Sie sollen zu Top-3 in Europa
aufsteigen - Berater Kreutzer erwartet einen Preisanstieg in
Österreich
Die vier größten
Büromöbelhersteller in Österreich, Bene, Neudörfler, Hali und
Svoboda, sind bald unter einem Dach. Bene-Geschäftsführer Michael
Fried warnte im APA-Interview davor, ein "undifferenzierter Haufen"
zu werden. "Jedes Unternehmen hat seine eigene Positionierung und
das ist gut so", sagte Fried.
Man dürfe ja nicht alles verschmelzen, ganz im Gegenteil. Die
Marken müssten noch mehr geschärft und spitzer positioniert werden,
sodass für jeden Markt und für jede Zielgruppe das Richtige dabei
sei. "Das ist jetzt nicht alles ein BGO-Brei (Bene gehört der BGO
Holding, Anm.), sondern es sind ganz unterschiedliche Marken,
unterschiedliche Positionierungen und unterschiedliche Zielgruppen",
so Fried.
Einer der Schwerpunkte in der Zukunft soll sein, dass der
Büromöbelhersteller leistbar ist. "Bene ist nicht abgehoben und
nicht nur im 5-Stern-Bereich und unerreicht", sagte Fried. Die
Botschaft soll sein: Auch ein Start-up kann sich Bene leisten. Vor
einem Jahr hat der Büromöbelhersteller die preiswerte modulare
"Pixel"-Kiefersperrholzbox auf den Markt gebracht, mit der Firmen
Workshop- und Innovationsräume schnell umbauen können. Inspiriert
ist "Pixel" von den bei Start-ups beliebten Möbeln aus
Getränkekisten. 25.000 Stück hat die Firma davon bisher verkauft.
Die Boxen kosten ab 59 Euro.
Der Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister
Martin Bartenstein, denen bisher über die BGO Holding schon Bene und
Neudörfler gehörten, schnappten sich kürzlich auch die Mitbewerber
Hali und Svoboda. Die Bundeswettbewerbsbehörden (BWB) genehmigte den
Deal unter Auflagen. Nicht aufgelöst werden dürfen die Standorte
Waidhofen/Ybbs (Bene), Neudörfl/Leitha (Neudörfler) und Eferding
(Hali). Für St. Pölten, dem Sitz von Svoboda, gibt es in den
Auflagen keine Standortgarantie. Der Svoboda-Kauf hängt noch von
einer Due-Diligence-Prüfung ab.
Auch ohne Auflage der Behörde seien Bene und der Standort
Waidhofen "eng verknüpft", betonte Fried. Das Werk sei voll
ausgelastet, ein weiteres sei aber nicht geplant. Bene produziert
abgesehen von Polstermöbeln und Stühlen ausschließlich in Waidhofen
an der Ybbs.
Grossnigg will aus dem Büromöbel-Quartett eine Gruppe
"europäischen Formats" machen und zu den Top-3 in Europa aufsteigen.
Derzeit hat lediglich Bene einen nennenswerten Exportanteil. Für
Neudörfler, Hali und Svoboda ist Österreich der Kernmarkt,
wenngleich sie in den D-A-CH-Raum exportieren.
Der Zusammenschluss der vier Hersteller soll freilich Synergien
bringen - etwa bei Ausschreibungen. "Wir können uns heute überlegen,
zu welchem Unternehmen welche Ausschreibung bestmöglich passt. Wir
können die Marken gegenseitig mitnehmen. Es muss ja nicht mehr jeder
alles haben. Jeder hat seine Stärken. Das kann man dem Kunden als
zusätzliches Asset mitliefern. Das sind schon Möglichkeiten, die
hatte man als einzelnes Unternehmen nicht", sagte Finanzchef Jörg
Schuschnig.
Andreas Kreutzer vom Berater Kreutzer, Fischer & Partner
erwartet, dass heimische Firmen, die sich Büromöbel anschaffen
wollen, mit höheren Preisen rechnen müssen. Sie hätten praktisch
keine Alternative, als sich an einen der vier zu wenden, sagte
Kreutzer zur APA. Durch die Marktmacht - zusammen kommen Bene,
Neudörfler, Hali und Svoboda auf fast auf 50 Prozent Marktanteil -
könnten sie die Preise locker anheben.
Schuschnig stellt das in Abrede: Unternehmen holten sich
grundsätzlich mehrere Angebote ein. "Ob wir jetzt vier Marken haben
oder nicht, es ist keiner daran gebunden, bei uns einzukaufen. Da
gibt es sehr viele andere Möglichkeiten. Wir sehen ja auch, wie
stark deutsche, tschechische oder spanische Herstellerlieferanten
nach Österreich drängen." Zudem hätten auch die Möbelhändler Lutz,
Kika, Leiner und Ikea ein großes Angebot im Büromöbelbereich.
Auch vor Konkurrenz aus dem Ausland sei man nicht gefeit. Schon
bisher seien viele der wirklich großen Projekte an ausländische
Mitbewerber gegangen, räumte Fried ein. Das Megaprojekt für die
Möblierung des Erste Campus holte sich etwa der
deutsch-schweizerische Büromöbelkonzern Vitra. "Daran wird sich auch
in Zukunft nicht viel ändern. Einmal der Gigl, einmal der Gogl",
sagte Fried.
(Die Gespräche führte Kathrin Niederdorfer/APA)
(Schluss) kan/snu
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