VIG bleibt bei Wachstum und Gewinnanstieg auf Kurs
Auch 2017 Einnahmenplus - 10 Mrd. Euro Prämie und über 500
Mio. EGT für 2020 angepeilt, gestützt auf CEE-Region -
Combined Ratio, Neugeschäftsmarge verbessert - s-Immo-Zehntel
am Prüfstand - GRAFIK
Die Vienna Insurance Group (VIG) hält ihren Kurs,
was das geplante Wachstum der Prämieneinnahmen und des Gewinns
betrifft. Voriges Jahr steigerte man die laufenden Prämien um über 6
Prozent und das EGT um 9 Prozent, die Pflöcke bis 2020 sind schon
eingeschlagen. Stark setzt man auf CEE, wo es mehr Expansionschancen
als am gesättigten Markt Österreich gibt.
Das Ergebnis vor Steuern (EGT) stieg voriges Jahr um 8,8 Prozent
auf 442,5 Mio. Euro - vor allem durch bessere
versicherungstechnische Resultate in Österreich und Polen -, für
heuer werden 450 bis 470 Mio. Euro erwartet und für 2019 dann 500
bis 520 Mio. Euro, wie es am Donnerstag hieß. Das Prämienvolumen
(verrechnete Einnahmen) legte um 3,7 Prozent auf 9,39 Mrd. Euro zu
(ohne Einmalerläge wären es plus 6,2 Prozent gewesen), für heuer
sind 9,5 Mrd. Euro und für 2020 mehr als 10 Mrd. Euro geplant.
Zugleich soll die Rentabilität gesteigert werden. Die Combined
Ratio - Nettoschäden und Nettokosten bezogen auf die Nettoprämien -
soll von 96,7 Prozent im vorigen Jahr bis 2020 auf 95,0 Prozent
sinken. 2016 waren es noch 97,3 Prozent gewesen.
Ganz stark setzt die VIG auf die Region Zentral- und Osteuropa
(CEE), wie Generaldirektorin Elisabeth Stadler vor Journalisten
betonte. Die VIG sei in CEE "first mover" gewesen: "Wir sind dort
seit 1990 engagiert", begonnen wurde mit Tschechien. Mittlerweile
bringt der CEE-Raum der VIG 55 Prozent ihrer Prämien und 57 Prozent
des Gewinnes. Die Fusion von Gesellschaften soll dort weitergehen,
Stadler nannte die Slowakei mit Zieldatum März, Kroatien für April,
Österreich (Wiener Städtische und s Versicherung) für Herbst und
Tschechien bis Ende 2018. Akquisitionen habe man "immer am Radar";
man habe viele Due-Diligence-Prüfungen vorgenommen, wolle aber nur
ertragreich wachsen, so Simhandl. Und Stadler erinnerte daran, dass
man in Kroatien, Serbien, Ungarn und Polen auf 10 Prozent
Marktanteil kommen wolle. Auf der Agenda ganz oben steht die
Forcierung des Bankvertriebs mit der Erste Group, u.a. solle hier
auch die Produktvielfalt reduziert werden. Der Digitalisierung will
man in mehreren Wellen Rechnung tragen. Derzeit zähle man fast
25.000 Mitarbeiter, diese Arbeitskräfte werde man auch künftig in
gleicher Art und Weise benötigen, auch wenn sich das Arbeitsgebiet
ändern werde, so Stadler.
In CEE wuchsen die Einnahmen 2017 um 9,4 Prozent auf 5,09 Mrd.
Euro - zum Vergleich: in Österreich sanken sie um 2,4 Prozent auf
3,85 Mrd. Euro. Besonders stark legten die Einnahmen in der Slowakei
und Ungarn sowie Bulgarien mit je rund einem Zehntel zu. In
Rumänien, dem Baltikum und in Ungarn konnte die Combined Ratio
jeweils auf unter 100 Prozent gedrückt werden.
Im Gesamtkonzern entfielen auf die Sachversicherung 28 Prozent
der Prämien, auf die Lebensversicherung 27 Prozent, auf die
Kfz-Haftpflicht 15 Prozent, auf die LV-Einmalerläge 12 Prozent, auf
die Kfz-Kasko 12 Prozent, auf die Krankenversicherung 6 Prozent.
In Österreich sanken die verrechneten Einnahmen um 2,4 Prozent
auf 3,849 Mrd. Euro, das EGT sank um 10,6 Prozent auf 175,3 Mio.
Euro. Die Combined Ratio (netto - also nach Rückversicherung und
ohne Veranlagungserträge) verbesserte sich auf 95,5 (97,6) Prozent.
Auf ihrem zweitgrößten Markt Tschechien nahm die VIG mit 1,603 Mrd.
Euro um 4,9 Prozent mehr ein, das EGT betrug 149,3 Mio. Euro (-2,2
Prozent), die Combined Ratio verschlechterte sich aber auf 97,5
(90,5) Prozent. In Polen wuchsen die Einnahmen um 8,2 Prozent auf
886,6 Mio. Euro bei 35,5 (1,9) Mio. Euro EGT und 93,9 (99,4) Prozent
Kosten und Schäden gemessen an den Prämien.
In allen Sparten (außer bei den LV-Einmalerlägen) wurden
Prämiensteigerungen erzielt. In der Lebensversicherung gegen
laufende Einnahmen wuchs man um 2 Prozent auf 2,55 Mrd. Euro, bei
LV-Einmalerlägen gab es 12 Prozent Minus auf 1,11 Mrd. Euro - hier
wurde "bewusst zurückgefahren", wie Finanzvorstand Martin Simhandl
sagte - ihm folgt per 1. Juli Liane Hirner nach, die schon dem
Vorstand angehört. Die Krankensparte legte um 9 Prozent auf 564 Mio.
Euro zu, die Auto-Haftpflicht um 6 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro, die
Kfz-Kasko um 12 Prozent auf 1,08 Mrd. Euro, und die "sonstige
Sachversicherung" wuchs um 6 Prozent auf 3,97 Mrd. Euro.
Die Barwerte für das Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft
(ohne künftiges Neugeschäft) legten 2017 kräftig um 12,5 Prozent
oder um rund eine halbe Milliarde Euro auf 4,5 Mrd. Euro zu. Vom
Zuwachs seien 153 Mio. Euro auf den Neugeschäftswert entfallen, der
Großteil (350 Mio. Euro) aber auf eine neuerliche Überprüfung in die
Vergangenheit hinein ("experience adjustment").
Die Neugeschäftsmarge der Lebensversicherung (Embedded Value)
habe sich von 2016 auf 2017 im Gesamtkonzern von 3,8 auf 4,8 Prozent
verbessert, in Österreich/Deutschland von 2,0 auf 2,4 Prozent und in
CEE von 6,1 auf 7,5 Prozent.
Das Finanzergebnis lag mit 924,3 Mio. Euro - trotz der
Einbeziehung der Gemeinnützigen Gesellschaften als vollkonsolidierte
Unternehmen (Stichwort Sozialbau) - um 3,6 Prozent niedriger. Dieser
Rückgang sei "nicht überraschend" gekommen, so der CFO. Einerseits
sei 2017 der positive Effekt durch die Gemeinnützigen höher gewesen
(sie waren 2016 nur ein Quartal voll konsolidiert, 2017 aber alle
vier Quartale), etwa in gleicher Höhe gab es 2016 Zuschreibungen auf
Heta-Papiere, die die VIG 2017 nicht hatte.
Die Kapitalanlagen stiegen um 3,3 Prozent auf 37,4 Mrd. Euro. In
der Veranlagung sei man "auf Cashflow-Stabilität ausgerichtet".
Deshalb würden drei Viertel der Veranlagungen auf "fixed income"
entfallen (Wertpapiere/Darlehen). 15 Prozent stecken in Immobilien,
davon zwei Drittel in den Gemeinnützigen. Die Aktienquote liege bei
rund 5 Prozent - nicht höher, weil Aktien mit den
Veranlagungsvorschriften Solvency II nur beschränkt vernünftig
haltbar seien.
Die VIG wird die Zukunft ihres - über die s Versicherung
gehaltenen - Zehntel-Anteils an der s Immo im Lichte der
bevorstehenden Fusion von Wiener Städtischer und s Versicherung
einer Neubewertung unterziehen, sagte Simhandl, nannte aber keinen
Zeithorizont für eine Entscheidung. s-Versicherung-Chef Manfred Rapf
meinte zur APA, der gut 10-prozentige Anteil an der s Immo AG habe
bei der Fusion der beiden VIG-Konzerngesellschaften "eine andere
Bedeutung als für die s Versicherung allein".
Mit der geplanten Erhöhung der Dividende um ein Achtel (von 80
auf 90 Cent je Aktie) steigt die Ausschüttungsquote von 35,6 auf
38,7 Prozent. Die von der VIG seit 2005 verfolgte Dividendenpolitik
mit einer Mindestausschüttung von 30 Prozent des
Netto-Konzerngewinns nach Minderheiten bleibe weiterhin
unangetastet, erklärt der Versicherungskonzern. Auch künftig solle
"die Dividende der Ergebnisentwicklung folgen", versicherte
VIG-Chefin Stadler. Die Dividendenrendite steigt durch die für 2017
geplante Dividendenerhöhung von zuletzt rund drei Prozent auf 3,5
Prozent.
Die endgültigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2017 und den
Geschäftsbericht will die VIG am 18. April veröffentlichen.
( 0337-18, 88 x 88 mm)
(Schluss) sp/ivn
ISIN AT0000908504
WEB http://www.vig.com