RBI hat 2,3 Mrd. Euro faule Kredite weniger - 2018 weiterer Abbau
Eine Milliarde Euro verkauft, 1,6 Mrd. Euro ausgebucht -
Polbank-Aktienverkauf bald entschieden - Statt Bankenkäufen
nun Sparten im Visier - Erstmals wieder Dividende - BILD
GRAFIK
Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat nach
Angaben von Vorstandschef Johann Strobl 2017 einen Riesensprung beim
Abbau notleidender Kredite gemacht. Der Bestand an faulen Krediten
sank um 2,3 Milliarden auf 4,6 Mrd. Euro. Kredite im Volumen von
1,01 Mrd. Euro wurden verkauft und 1,63 Mrd. Euro an
uneinbringlichen, aber schon abgeschriebenen Darlehen ausgebucht.
Die Verkäufe gehen 2018 weiter.
Für 2017 wurde am Mittwoch ein Milliardengewinn berichtet. Mit
dem Risikoabbau ist die Bank, die voriges Jahr die Fusion mit der
Raiffeisen Zentralbank (RZB) durchgezogen hat, in den vergangenen
Jahren vorangekommen. Im abgelaufenen Jahr ist der Anteil der faulen
Kredite an den gesamten Krediten (Non-Performing-Loans/NPL-Quote) um
3 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent gesunken. Ziel sind auf Sicht 3 bis
5 Prozent.
Vor allem in der Ukraine, aber auch in Kroatien - wo auch die RBI
Gläubigerin beim angeschlagenen Konzern Agrokor ist - sowie in
Ungarn wird heuer das Portfolio weiter bereinigt. In der Ukraine
wurde die NPL-Quote 2017 schon von 52 Prozent auf 20,6 Prozent mehr
als halbiert. In Russland (4,1 Prozent), Bulgarien (4,3 Prozent) ,
Tschechien (2,6 Prozent) oder der Slowakei (2,9 Prozent) liegen
diese Quoten schon unter dem Konzern-Schnitt.
Netto mussten 2017 in der Konzernbilanz nur rund 287 Mio. Euro
für Kreditwertberichtigungen zur Seite gelegt werden - ein Rückgang
um fast zwei Drittel. Diese Summe war außergewöhnlich niedrig und
dürfte heuer wieder höher werden. 2017 war die komfortablere
Risikolage Haupttreiber der Gewinnverdopplung von 520 Millionen auf
1,116 Mrd. Euro. In allen Märkten schreibt die Bank jetzt Gewinne,
wurde bei der Bilanzvorlage betont.
204 Millionen Euro oder 62 Cent je Aktie schüttet die Bank für
2017 als Dividende aus, also eine Quote von 18 Prozent. Nach drei
dividendenlosen Jahren, in denen vor allem Kapital aufgebaut wurde,
wollte die Konzernspitze erst langsam wieder anfangen mit
Ausschüttungen. Ziel sind mittelfristig jeweils 20 bis 50 Prozent
vom Konzerngewinn.
Nach dem Rückzug aus einigen Märkten (Asien, USA, Slowenien) und
weiteren Straffungen im Netz wird nun erstmals wieder an Zukäufe
gedacht. Allerdings geht es nicht um ganze Banken. "Es findet seit
einiger Zeit in vielen Märkten ein Konsolidierungsprozess statt",
sagte Strobl heute. Mit Portfolio-Zukäufen habe die RBI in den
letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht, das werde jetzt wieder ein
Thema. Als Beispiel nannte der Bankchef den Kauf der
Privatkundensparte der Citibank in Tschechien. Das habe viele neue
Kunden gebracht.
Infrage kämen solche Sparten-Zukäufe in ausgewählten Ländern, in
denen die Wachstumskurve, vor allem auch in der Kreditnachfrage,
nach oben zeigt. Besondere Zuwächse erwartet die Bank demnach für
Rumänien, Tschechien, Bulgarien oder Rumänien. Ergäben sich etwa
auch in Russland Gelegenheiten für Portfolio-Zukäufe, würde man sich
diese anschauen.
Russland war mit einem Gewinn von netto 443 Mio. Euro im
Berichtsjahr wieder Cash Cow unter den Ostbanken des Konzerns.
Insgesamt ist die RBI in 15 Märkten mit Banken tätig. Ende 2017
beschäftigte die Gruppe mit einer Bilanzsumme von 135,15 Mrd. Euro
erstmals wieder weniger als 50.000 Mitarbeiter, konkret 49.700
(Vollzeitrechnung). Die stärksten Rückgänge im Personalstand gab es
im Jahresschnitt in der Ukraine (minus 1.360).
Kapitalerhöhungen stehen bei den Tochterbanken nicht an, hieß es
heute. Gesteuert würde aber über einbehaltene Gewinne. Das ist vor
allem in Polen der Fall. Laut geltendem polnischem Recht dürfen
Banken mit Fremdwährungskreditbestand (d. h. Frankenkrediten) keine
Dividenden ausschütten. Bei der polnischen Tochterbank Polbank steht
die RBI kurz davor, sich von Aktien zu trennen. Entweder über einen
Verkauf, wobei fortgeschrittene Verhandlungen mit der französischen
BNP-Paribas-Gruppe kolportiert werden, oder über einen Börsengang.
Nachdem erste Verkaufsversuche gescheitert waren, hat die RBI für
einen neuen Anlauf von der polnischen Aufsicht Zeit bis 15. Mai 2018
bekommen.
Zum aktuellen Stand bei der Polbank äußerte sich Strobl heute
nicht. Für die Polbank hatte die RBI vor mehr als sechs Jahren rund
600 Mio. Euro berappt und danach noch Kapital erhöht. Auf Fragen zu
aktuell erwartbaren Preisen räumte der Vorstand heute ein, "wir
schauen nicht in die Vergangenheit bei Entscheidungen". Ob die
Polen-Akquisition im Nachhinein gesehen ein Reinfall war? Man habe
größere Hoffnungen gehabt "als wir in der Lage waren zu
realisieren."
( 0154-18, 88 x 94 mm)
(Schluss) rf/snu
ISIN AT0000606306
WEB http://www.rbinternational.com/